Rückwirkend zum 1. Juli 2020 gehen die Vermögenswerte der insolventen Weber Automotive GmbH in die neugegründeten Gesellschaften, insbesondere in die Albert Weber GmbH über. Dies teilt die Sprecher-Agentur des insolventen Markdorfer Zulieferers, Sympra GmbH (Stuttgart), am Donnerstagnachmittag mit.
Albert Weber GmbH ist gestartet
Durch diesen so genannten Asset Deal sei die Familie Weber nun wieder alleiniger Inhaber des Zulieferunternehmens aus Markdorf. Das Unternehmen firmiert nun ab sofort unter Albert Weber GmbH. Der Geschäftsbetrieb gehe uneingeschränkt weiter. Die insolvente Weber Automotive GmbH ist nicht mehr operativ tätig und werde liquidiert, heißt es.
Investor Ardian im neuen Unternehmen nicht mehr im Boot
Unterzeichnet worden war der Kaufvertrag mit der Gründerfamilie Weber, die seit 2016 Minderheitsgesellschafter von Weber Automotive war, bereits im Mai (wir berichteten mehrfach). Nun ist der Rückkauf der Unternehmenswerte des insolventen Zulieferers also vollzogen. An der neuen Albert Weber GmbH, die ab sofort den operativen Geschäftsbetrieb von Weber Automotive fortführt, ist der bisherige Mehrheitsgesellschafter, der französische Finanzinvestor Ardian, nicht mehr beteiligt. Seine Beteiligung läuft mit der Liquidierung von Weber Automotive aus.

Kaufvertrag umfasst alle Standorte
Der Kaufvertrag, so berichtet Sympra, umfasse neben den Produktionsstandorten der Weber Automotive GmbH in Markdorf, Bernau und Neuenbürg auch die Beteiligungen an der Weber Magdeburg GmbH, der Weber Automotive Corp., USA, und der Albert Weber Hungária Kft., Ungarn. Damit dürften nahezu alle Vermögenswerte von Weber Automotive wieder im Besitz der Familie Weber sein. Über den Kaufpreis werden keine Angaben gemacht. Nach der Unterzeichnung des Vertrages hatte Familien-Sprecher Christian Weber auf Anfrage des SÜDKURIER mitgeteilt, dass die Familie den Kauf teils über Kredite und teils über das eigene Familienvermögen finanziere.
93 Arbeitsplätze wurden abgebaut
Erstmals veröffentlicht das Unternehmen auch Zahlen über den Personalabbau: Im Zuge des Insolvenzverfahrens seien insgesamt 93 Arbeitsplätze abgebaut worden, davon 70 Arbeitsplätze am Standort und Firmensitz Markdorf, 23 am Standort im brandenburgischen Bernau. Den betroffenen Mitarbeitern sei die Aufnahme in eine Transfergesellschaft angeboten worden, heißt es. Fast alle der betroffenen Mitarbeiter hätten das Angebot angenommen.
Investorensuche war ergebnislos verlaufen
Weber Automotive hatte im Juli 2019 den Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt, im Oktober war das Hauptverfahren eröffnet worden. Eine mehrmonatige Suche nach externen Investoren verlief ergebnislos. Das Angebot der Familie Weber sei das einzige gewesen, das in Betracht zu ziehen gewesen sei, hieß es im Mai aus den Kreisen der Insolvenzverwaltung.

Christian Weber meldet sich zu Wort
„Wir sind als Familie Weber sehr stolz, dass es uns mit der Unterstützung der langjährigen Kunden und der Mitarbeiter gelungen ist, die wesentlichen Teile der Weber Automotive GmbH zurückerwerben zu können. Gleichzeitig bedauern wir sehr, dass ein Personalabbau unumgänglich war, um die Kapazitäten an die derzeitige Auftragslage anzupassen“, wird Christian Weber, Gesellschafter der Weber Holding GmbH und Sprecher der Familie Weber, in der Verlautbarung von Sympra zitiert.
Komplette Abkehr vom Verbrennungsmotor ist das Ziel
Weber kündigt ebenfalls an, das Geschäftsfeld Automotive der neuen Albert Weber GmbH „vollständig“ von der Verbrennungstechnik hin zum Entwickler und Hersteller von Komponenten für die emissionsfreie Mobilität transformieren zu wollen. Dafür werde man „in Zukunft stark investieren“, so Weber. Und mehr noch: Der Anteil von Produkten für klassische Verbrennungsmotoren solle bis 2040 auf null Prozent heruntergefahren werden, so der Familien-Sprecher. Wie diese Strategie konkret umgesetzt und vor allem finanziert werden soll, dazu gibt es aktuell noch keine Aussagen.