Erstmalig in der Unternehmensgeschichte des Markdorfer Automotive-Zulieferers Weber sei für den Firmenhauptsitz in Markdorf und den Standort in Neuenbürg nun ein Tarifvertrag abgeschlossen worden. Dies teilt die IG Metall Bodensee-Oberschwaben mit.
„Ein sehr positives Signal für die Beschäftigten der beiden Standorte in diesen schwierigen Zeiten“, wird Kai Müller von der IG Metall Pforzheim, die für den Weber-Standort Neuenbürg zuständig ist, zitiert. „Es ist gelungen, auch den Kollegen bei der Albert Weber GmbH im Monat Juni eine Corona-Beihilfe tariflich zu sichern.“
Bei der IG Metall spricht man von einem „schwierigen Weg“
Darüber seien die Beschäftigten am Standort Markdorf am Dienstag in einer Betriebsversammlung informiert worden. Bereits vor längerer Zeit habe sich die Belegschaft an die IG Metall gewendet, um ihre Arbeitsbedingungen und die Entgeltentwicklung über Tarifverträge abzusichern, so Müller. Dieser Abschluss eines Tarifvertrages stelle „den ersten Schritt auf einem noch schwierigen Weg“ hin zu einer umfassenden tariflichen Regelung der Bedingungen an den beiden Standorten dar, heißt es in der Mitteilung.
„Es tut gut, mal einen Erfolg in Form eines ersten Tarifabschlusses zu sehen,“ so der Betriebsratsvorsitzende des Neuenbürger Standortes, Tobias Litmeier, der als Gast bei der Markdorfer Betriebsversammlung sprach. Viele Kollegen hätten den Glauben an die Einhaltung des Versprechens der Familie Weber, zum Abschluss eines Tarifvertrages mit der IG Metall bereit zu sein, schon verloren, sagte Litmeier. „Aber auch wenn die Kollegen diesen Tarifabschluss sehr positiv aufgenommen haben, bleiben sie konzentriert und bereit, auch für die weiteren Inhalte des Haustarifvertrages zu kämpfen“, wird der Markdorfer Betriebsratsvorsitzende Alexander Eppler zitiert.
Abschluss eines Haustarifvertrages bleibt das Ziel der IG Metall
Ziel der Beschäftigten sei nun der Abschluss eines Haustarifvertrages, der ein „gerechtes“ Entgeltsystem, Sonderzahlungen, Alterssicherung und die Übernahme von Auszubildenden beinhalte. Die Beschäftigten hätten laut IG Metall in den vergangenen Jahren schwierige Zeiten durchleben müssen: Mehrere Besitzerwechsel, Insolvenz und Kurzarbeit hätten das persönliche Leben für die Mitarbeiter unsicher gemacht. Für die Zukunft wollen die Beschäftigten nun den Schutz von Tarifverträgen.

„Dieser Tarifvertrag stellt den ersten Schritt in die richtige Richtung dar. Das gibt Mut und Kraft für alle weiteren Schritte bei der Albert Weber GmbH,“ so Frederic Striegler von der IG Metall Singen, der den Firmensitz in Markdorf betreut: „Auch für die Belegschaften anderer Unternehmen ist dies ein positives Signal: Eine standhafte und solidarische Belegschaft, die zusammensteht, kann etwas bewirken.“
Die Familie Weber hatte das Unternehmen erst im vergangenen Sommer aus der Insolvenz des Vorgängers Weber Automotive heraus zurückgekauft. Seither entwickelt sich die Auftragslage der neuen Albert Weber GmbH positiv, wie auch die beiden Gesellschafter Christian und Gina Weber jüngst gegenüber dem SÜDKURIER betonten.