Bei der Markdorfer Albert Weber GmbH, dem Nachfolgeunternehmen der insolvent gegangenen Weber Automotive GmbH, kann die Belegschaft auf einen Haustarifvertrag hoffen. Weber Automotive, das nach einjähriger Insolvenz nun seit Juli 2020 abgewickelt wird, war nicht tarifgebunden. Ebensowenig hatte es bei dem Automotive-Zulieferer einen Haustarif gegeben.
Zwar wird auch die im Juli 2020 neu gegründete Albert Weber GmbH nicht dem Flächentarif der IG Metall beitreten. Doch die Chancen, dass in dem Unternehmen bald schon ein Haustarif verankert wird, der zumindest Elemente des Flächentarifvertrages übernehmen soll, stünden nicht schlecht, sagt Frederic Striegler. Der Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Friedrichshafen-Oberschwaben ist seit dem damaligen Eintritt ins Insolvenzverfahren im Herbst 2019 bei seiner Gewerkschaft verantwortlich für das Markdorfer Unternehmen.
IG Metall forderte im Dezember zu Verhandlungen auf
Im Dezember vergangenen Jahres hatten die IG Metall und der Betriebsrat der Albert Weber GmbH die Geschäftsführung zum Eintritt in Tarifverhandlungen gebeten. Dieser Aufforderung ist die Unternehmensleitung nun nachgekommen. Am vergangenen Montag, so Striegler, habe die erste Gesprächsrunde stattgefunden.
Seitens des Unternehmens hatten Martin Bleimehl, Geschäftsführer der Albert Weber GmbH, und Roger Breu, Geschäftsführer der Weber Holding GmbH, teilgenommen. Für die IG Metall war neben Striegler auch Kai Müller, Gewerkschaftssekretär der IG Metall Pforzheim, mit am Verhandlungstisch. Im Zuständigkeitsbereich der IG Metall Pforzheim ist der Weber-Standort Neuenbürg, an dem der Haustarif ebenfalls eingeführt werden soll.
Das erste Gespräch zu Beginn der vergangenen Woche sei noch „ergebnisoffen“, aber in einer konstruktiven und angenehmen Atmosphäre verlaufen, sagt Striegler: „Wir hatten dabei den Eindruck, dass man auch bei Weber einen Tarifvertrag möchte.“

Dies bestätigen seine Verhandlungspartner auf Anfrage dieser Zeitung. „Wir als Geschäftsführung freuen uns, dass wir nun in die ersten Gesprächsrunden gehen können, da der Haustarifvertrag für unser gesamtes Team hier bei Weber ein wichtiges Anliegen ist“, sagt Breu.

Es geht auch um ein tarifliches Entgelt-System
In der kommenden Woche ist nun die nächste Runde angesetzt. Dort sollen dann jeweils zwei Betriebsräte aus Markdorf und Neuenbürg in die Verhandlungskommission gewählt werden, sagt Striegler.

Der IG-Metall-Verantwortliche rechnet mit mehreren Runden, bis ein Ergebnis festgezurrt werden kann. Vier bis fünf Gespräche seien nötig, meint er, schließlich gehe es auch um die Einführung einer neuen Entgelt-Systematik im Unternehmen.
Beide Seiten geben sich zuversichtlich
In dem ersten Gespräch, so Striegler, sei es zunächst einmal darum gegangen, die Rahmenbedingungen festzulegen und auch zu vermitteln, was die Belegschaft sich vorstelle. „Wir haben der Geschäftsführung dargestellt, was die Erwartungen der Belegschaft sind. Am Ende geht es darum, dass das Gesamtpaket stimmt“, sagt Striegler.
Ähnlich äußert sich auch Holding-Geschäftsführer Breu: „Es ist zum jetzigen Zeitpunkt noch zu früh, genauere Prognosen abzugeben, aber wir sind zuversichtlich, dass wir zu einem guten Ergebnis kommen werden. Wir bauen hierfür auf eine vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit aller Beteiligten.“

Dieses Bemühen unterstreicht auch Striegler für die Arbeitnehmerseite: „Ich gehe in solche Verhandlungsrunden immer zuversichtlich hinein“, sagt der IG-Metall-Verantwortliche.