Neustart mit neuem Namen und ohne Altlasten: Vor einem knappen Jahr hat die Albert Weber GmbH ihre Geschäfte aufgenommen, nach dem Abschluss des Insolvenzverfahrens beim nun abgewickelten Vorgängerunternehmen Weber Automotive. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER blicken Christian Weber, Gesellschafter und Familiensprecher, und seine Tochter Gina Weber, Gesellschafterin und Verantwortliche für Kommunikation von Familie und Unternehmen, zurück und voraus: Zurück auf spannende Startmonate und voraus auf eine herausfordernde Zukunft.
Christian Weber: „Sehr zufrieden“ mit der zweiten Hälfte von 2020
„Sehr zufrieden“ könne man mit dem Verlauf des zweiten Halbjahres 2020 sein, trotz Corona-Einflüssen, sagt Christian Weber: „Wir hatten vorsichtig geplant und besser abgeschnitten.“ Mit den Lieferketten, anders als noch in der Automotive-Branche im Frühjahr 2020, habe es keine nennenswerten Probleme mehr gegeben. „Insofern konnten und können wir unsere Kunden gut bedienen“, sagt Weber. Unter den besonderen Corona-Bedingungen habe man sich „eingependelt“, ergänzt Gina Weber: Kunden, die Geschäftsführung und auch die eigenen Mitarbeiter.
Impfung der Belegschaft ist nun im Fokus
Ohnehin stünde auch bei der Albert Weber GmbH aktuell die eigene Belegschaft im Fokus, so Christian Weber. Die Betriebsärzte in Deutschland bekommen ab Anfang Juni Impfstoff, mittlerweile also bereits in Kürze, so denn die Ankündigungen der Politik eingehalten werden. Sobald dies der Fall sei, werde man den Mitarbeitern im Unternehmen ein Impfangebot machen.
„Das sind andere Prioritäten als sonst, aber momentan ist das für uns mit das Wichtigste“, sagt Weber. In der Pandemie gehe es zuallererst um die Gesundheit der Menschen. „Zumal Impfungen und die betriebswirtschaftliche Entwicklung ja auch Hand in Hand gehen“, ergänzt Gina Weber. Betriebswirtschaftlich stehe man den Umständen entsprechend gut da, verweist sie auf den Umstand, dass die Mitarbeiter seit Ende Januar wieder aus der Kurzarbeit draußen seien.

Schritt für Schritt in die „grünen“ Antriebstechniken
Beide sehen ihr Unternehmen nach der Neuaufstellung heute auf einem guten Weg. Die begonnene Transformation der Geschäftsfelder in die Zukunftstechnologien Elektromobilität und Wasserstoff werde konsequent Schritt für Schritt umgesetzt. Anfragen würden bearbeitet, Kooperationen, etwa mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen im Land in Ulm und Karlsruhe vertieft, sagt Christian Weber: „Wir müssen die Klimaziele erreichen und ich habe von Anfang an betont, dass wir nicht nur auf die Elektromobilität setzen dürfen“, gibt er den Fokus vor.

Aktuell arbeite man an Lösungen im Bereich Brennstoffzelle, die sich eventuell auch mit der inzwischen eigenständigen Weber Fibertech GmbH umsetzen ließen. Man habe dort Bauteile, die in Frage kämen, ins Auge gefasst und Testprogramme gestartet.

Bei den großen Lkw, so Christian Weber, werde sich bis 2030 die Brennstoffzelle als Antrieb der Zukunft durchsetzen. Zudem gebe es abseits der Elektromobilität noch andere Zukunftsfelder, in die zu investieren sich lohnen würde, etwa synthetische Kraftstoffe, die die herkömmlichen Verbrennungsmotoren umweltfreundlicher machen.
Mitten in der Krise zwei Werke gekauft
Mit den beiden Werken der Schweizer Group in Plauen und Roding habe man vor und während Corona zwei große Firmen aufgekauft, die aktuell integriert würden. „Da haben wir antizyklisch agiert“, sagt Christian Weber. Insofern hätten Geschäftsführung und Gesellschafter den Neustart nach der überwundenen Insolvenz genutzt, um das Unternehmen wieder schlagkräftig aufzustellen.
Deswegen sei ihm trotz der Auswirkungen der Corona-Krise auch nicht bange beim Blick auf die Ziele und die Geschäftsentwicklung der Albert Weber GmbH. „Wir werden unsere Ziele, die wir uns nach dem Rückkauf der Anteile gesetzt haben, sicherlich erreichen, auch aus kaufmännischer Sicht und trotz der negativen äußeren Einflüsse“, gibt sich Christian Weber zuversichtlich.
Mit einem Haustarif qualifizierte Mitarbeiter halten
Bereits jetzt sei auf dem US-Markt schon die Erholung in Sicht, verweist der Familiensprecher auf das außereuropäische Geschäftsklima. „Dort schauen wir sehr optimistisch nach vorne“, sagt er. Nicht zuletzt aus diesem Grunde läge der Familie auch die Einführung des Haustarifvertrages am Herzen: Die qualifizierte Belegschaft soll gehalten und unterstützt werden. „Uns ist daran gelegen, beim Haustarif eine vernünftige Lösung zu finden, die ihren Schwerpunkt auf Stabilität und Augenmaß setzt“, versichert Christian Weber. Die Verhandlungen laufen aktuell noch.
Dieses Thema und die Strategie, wie man die angestrebte Transformation des Unternehmens weiter vorantreibe, seien die wichtigsten Aufgaben der Geschäftsführung und der Gesellschafter im laufenden Jahr 2021. Weitere Akquisitionen werde man durchaus ins Auge fassen, sollten sie sich anbieten, sagt Christian Weber.
Ein zweistelliger Millionenauftrag von BMW
Abseits dieser Themen entwickle sich auch die Auftragslage aktuell positiv. Der Neubau der neuen Produktionshalle sei nahezu abgeschlossen, die Produktion angefahren. Die zusätzlichen Kapazitäten braucht das Unternehmen laut Christian Weber für einen Großauftrag von BMW im zweistelligen Millionenbereich, der bis 2028 laufen werde: In großen Stückzahlen werden in der neuen Produktion in den kommenden Jahren Zylinderköpfe für 6-Zylinder-Dieselmotoren produziert werden.
Die neuen Anlagen mit einem sehr hohen Automatisierungsgrad hätten die ohnehin bereits hohe Automatisierung in der Produktion nochmals erhöht. „Dadurch sind wir nicht nur technologisch vorne mit dabei, sondern haben zugleich auch unsere Flexibilität deutlich erhöht“, sagt Christian Weber. Auf den neuen Produktionslinien könnten bei Bedarf auch Komponenten für andere Diesel- oder Benzinermotoren gefertigt werden.
Die Zeichen bei Weber stehen auf weiterem Wachstum
Aktuell gehe es 2021 noch darum, die Produktion vor Ort in Markdorf nachhaltig zu sichern. Spätestens für die Jahre ab 2023/24 sehe er aber weiteres Potenzial für neue Aufträge, sagt Christian Weber. Auch dafür, ergänzt Gina Weber, baue man derzeit den Kooperationsgrad intensiv weiter aus, sowohl in der Zusammenarbeit mit den Kunden auf der Industrieseite als auch mit den Institutionen in Forschung und Technologieentwicklung. Die Zeichen bei der Albert Weber GmbH stehen auf weiteres Wachstum, die Folgen der Insolvenz sollen bald schon endgültig der Vergangenheit angehören.