Die beiden großen christlichen Gemeinden der Stadt sind in diesen Wochen stärker geeint denn je. Drei Wochen vor dem Weihnachtsfest bereiten sie sich auf ihre Gottesdienste vor. Und dabei arbeiten sie zusammen. „Wir dürfen wieder Gastrecht genießen in St. Nikolaus„, erklärt Tibor Nagy, der evangelische Pfarrer. Solche Einladung gab es auch schon außerhalb der Coronazeit. Doch sei man während der Corona-Pandemie der katholischen Seelsorgeeinheit besonders dankbar. Schließlich passen weitaus mehr Menschen in St. Nikolaus als in die evangelische Kirche im Weinberg.
Die Gottesdienste finden fast wie gewohnt statt
„Wir haben viel überlegt, wie wir auf die Pandemie-Situation reagieren sollen“, erklärt Pfarrerin Kristina Wagner. Im Ergebnis habe sich für die anstehenden Festtage eigentlich recht wenig verändert. Außer, dass die Gottesdienste nicht zentral stattfinden, sondern sich auf die verschiedenen Orte der evangelischen Kirchengemeinde verteilen. Die Christvesper an Heiligabend findet in der katholischen St.-Nikolaus-Kirche statt. Christvespern gibt es auch in der Bermatinger St.-Georg-Kirche und in St. Gangolf, Kluftern. Überdies lädt die Gemeinde an Heiligabend um 22 Uhr noch zur Christmette im Haus im Weinberg ein.

Mit Rücksicht auf Corona sind die Christvespern verkürzt. Und sie werden im Doppel umgesetzt. In St. Nikolaus beginnen sie um 17 Uhr und um 18.30 Uhr, in St. Georg um 14 und um 15.30 Uhr. „Da setzen wir auch auf die Flexibilität der Gottesdienstbesucher“, erklärt Pfarrer Tibor Nagy. Dies in zeitlicher wie in räumlicher Hinsicht. Wer bei seiner Anmeldung für den frühen Gottesdienst in Bermatingen keinen Platz mehr findet, der könne nach Kluftern oder Markdorf ausweichen.
So funktioniert Weihnachten in der Pandemie
Weihnachtsgottesdienst ohne Gesang
Den gottesdienstlichen Rahmen ließ auch die katholische Seelsorgeeinheit unangetastet. „Alles findet so statt, wie ursprünglich geplant“, erklärt Pfarrer Hund, Leiter der Seelsorgeeinheit. Inhaltlich gebe es indes massive Eingriffe. So finde am ersten Feiertag keine Orchestermesse statt. „Abstandstechnisch waren überhaupt keine Chorproben möglich“, erläutert der Pfarrer. „Dass die Leute nicht ihre lieb gewonnenen Weihnachtslieder anstimmen können, ist natürlich äußerst bitter – ein echter Mangel“, beklagt Pfarrer Hund.

Allgemein sind mit der von der baden-württembergische Landesregierung verhängten dritten Pandemiestufe eine Reihe weiterer Einschränkungen für die Gottesdienste verbunden. So weist die katholische Seelsorgeeinheit auf ihrer Internetseite darauf hin, dass sie nun verpflichtet sei, die Namen und Kontaktdaten aller Gottesdienstbesucher zu erfassen. Um sich, aber auch den Gläubigen die Kontaktverfolgung zu erleichtern, bietet das Pfarramt im Internet ein Formular an, das sich die Gemeindemitglieder daheim ausdrucken und ausgefüllt zum Gottesdienst mitbringen können.
Kirchenbesuch mit Anmeldung
„Damit wir niemanden an der Kirchentür abweisen müssen“, erklärt Pfarrer Hund, „haben wir Anmeldungen zu den Gottesdiensten eingeführt. Die seien im Internet auf der Webseite der Seelsorgeeinheit möglich, aber auch telefonisch per Anruf im Pfarramt. Dies allerdings nur zu den Öffnungszeiten. Auf ein Online-Ticket-System muss auch die evangelische Kirchengemeinde setzen, um die Gottesdienstteilnahme besser kanalisieren zu können.
Den Markdorfer Geistlichen ist bewusst, vor welcher Herausforderung sie stehen. „Die Weihnachtsgottesdienste gehören zu den bestbesuchten im ganzen Jahr“, berichtet Ulrich Hund. Ebenso wie an Ostern, sei die Kirche voll. In diesem Jahr finden statt der üblichen mehr als 350 Besucher indes nur rund 70 Menschen Platz. Beide Gemeinden haben auch über alternative Gottesdienstformen nachgedacht. Neben den Unwägbarkeiten des Wetters ließen die trotzdem geltenden Abstandsregeln von Open-Air-Gottesdiensten auf dem Rathausplatz absehen, berichtet Pfarrer Tibor Nagy.
Beide Gemeinden wollen kreative Lösungen anbieten
Beide Gemeinden bieten indes einige kreative Lösungen an – etwa spezielle Hausliturgie für Weihnachten. Krippenspiele im Haus im Weinberg bei den Protestanten, Krippenspiele im Ort, so in Ittendorf, so in Ahausen, wie Pfarrer Hund von den Kreativangeboten der dortigen Gemeinde-Teams berichtet. Ein Positives er den Einschränkungen dann aber doch abgewinnen: „So wie jetzt schon in der Adventszeit lässt das Innehalten Raum für Besinnung – vielleicht ist das auch eine Chance.“