So klingt Begeisterung. Sie jubeln. Sie klatschen. Sie rufen „Bravo“. Das Kirchenschiff steht, Konzertbesucher hat es von ihren Bänken gerissen und lautstark fordern sie eine Zugabe. Das Toben hat mit dem Hard-Rock-Song „Don‘t Stop Believin“ der US-Band „Journey“ begonnen. Dem Stück aus der Wohlfühl-Zone der Gruppe, das sich seit seiner Erstveröffentlichung vor vier Jahrzehnten zum allgemein vertrauten Ohrwurm entwickelt hat. Dementsprechend hatte der Markdorfer Kirchenchor auch leichtes Spiel, die Zuhörer in der St.-Nikolaus-Kirche zum Mitklatschen zu bewegen.
Brückenschlag zur Popmusik
Rufe für den Kirchenchor „Don‘t Stop Believin“ – hör‘ nicht auf zu glauben – machte genau das, was sich Pfarrer Ulrich Hund zum Auftakt der diesjährigen Markdorfer Musiknacht gewünscht hatte. Als er das Publikum in der voll besetzten St.-Nikolaus-Kirche begrüßte, sprach er von einem Brückenschlag. Von seiner Hoffnung, dass es dem Kirchenchor gelinge, die sakrale, die kirchliche Musik in Beziehung zur Popmusik zu bringen.
Gelungen war das freilich nicht erst mit dem „Journey“-Song. Geglückt war es dem Chor und den ihn begleiteten Musikern bereits mit der „Missa 4 You(th)“ von Tjark Baumann, einem zeitgenössischen Komponisten, der Mess-Gesang mit Anklängen an den Pop verknüpft. Und auch da hatte es in St. Nikolaus etliche laute „Bravo“-Rufe für den von Johannes Tress geleiteten Chor gegeben.
Ein „sensationelles Event“ in der Innenstadt
Martin Weiss hat alle Hände voll zu tun. Eben noch musste er für das Funktionieren der Sound-Anlage in der Kirche sorgen – dann und wann auch nachsteuern während des Auftritts des Kirchenchors. Er mache das gerne. „Weil die Musiknacht einfach ein sensationelles Event ist, das für jeden was bietet – bei dem auch ganz viele Leute zusammenkommen“. Und gleich sitzt Martin Weiss in der Mittleren Kaplanei an der Kasse.

Denn oben im Pfarrsaal beweisen die drei Musiker von „Unplugged DeVilles“ mit Gitarren und Cajon, dass es nicht viel mehr als zwei Akustik-Gitarren und eine Holzkiste braucht, um einen derart satten Sound zu erzeugen, dass niemand im Raum mehr still steht. So urwüchsig, so echt klingt die Band, die sich auf „Handmade-Music“ verlegt hat – auf Sounds, die auf jedweden Schnickschnack, auf alles Bling-Bling verzichten.
Auch deutsche Texte kommen an
Das ist denn auch die Schiene, auf der sich Roland Wohlhüter im „Ulrich 5“ abgeholt sieht. Dort spielt die Band „Swingbugs“ Wohlhüter, selbst Jazz-Trompeter und bestens bekannt in der Dixie-Szene rund um den See – und weit über die Region hinaus – urteilt: „Guter alter Swing-Jazz!“ Ihn freue, dass Regina Holzhofer, die Sängerin beim „Swingbugs“-Auftritt im Ulrich 5, beweist, dass die alten Rhythmen durchaus auch deutsche Texte vertragen. „Ein prima Liveact“ befindet Wohlhüter. Und die Mienen der übrigen Ulrich-5-Besucher spiegeln seinen Eindruck wider.
Das Wetter passt
Bea und Harry Fischer stehen noch vor der Tür. Die beiden kommen aus Salem. „Die letzten Male hat es sich nicht ergeben – oder das Wetter war zu schlecht“, erklärt Bea Fischer. Aber nun, da es nicht regnet und der Abend beinahe sommerlich mild ist, haben sich die Eheleute einmal wieder auf den Weg hin zur Markdorfer Musiknacht gemacht. Biete die ihrer Erfahrung doch Musik für jeden und jeden Geschmack.
Wunschkonzert im „Schwanenstüble“
Zum Beispiel im „Schwanenstüble“, wo Franzi Groß zu einem Wunschkonzert eingeladen hat. Die Gäste des Restaurants dürfen auf Zettel schreiben, was sie gerne hören möchten. Und die junge Songwriterin greift sich, was ihr Publikum auf den roten Hocker vor ihr abgelegt haben: Schlager, Balladen, Pop-Songs. Zu denen sich Groß mit der Gitarre und ihr Duo-Partner am Cajon begleitet. Richtig rockig geht es – wie stets – in der Krone zu. Dort lässt die Band „Rockzone“ die Post abgehen – mitunter auch ein klein wenig gemächlicher: etwa mit „Sweet Home Alabama“.
In der „Turmstube“ spielt „Pump“. Und der Name der Band ist Programm. Mit großem Druck und ebenso großer Rhythmussicherheit heizt Pump seinen Zuhörern ein. Aufgeheizt geht es – nur wenige Meter entfernt – auch im „Mojo“, wo das Duo „Atze und Kurt“ deftigen Sounds serviert. Das gilt indes auch für die „Dicken Fische“ im Café Ludwig. Wo es rappelvoll ist und trotzdem getanzt wird.