Wenn Deniz Gelen durch die Markdorfer Innenstadt läuft, dann zaubert er fast jedem Bürger ein Lächeln ins Gesicht. Denn der 38-Jährige ist in seiner schwarzen Schornsteinfeger-Kluft ein echter Hingucker und Menschen reagieren entsprechend. „Ah, ein Glücksbringer“, „Oh, jetzt habe ich heute den ganzen Tag Glück“, „Sind Sie ein echter Schornsteinfeger?“ und „Darf ich Sie mal kurz anfassen?“ sind nur einige der Reaktionen, die Gelen bekommt, als er mit dem SÜDKURIER unterwegs ist. Und er genießt die Aufmerksamkeit. „Es freut mich sehr, wenn die Menschen sich freuen, dass sie mich treffen und mich als Glücksbringer wahrnehmen“, sagt Deniz Gelen.
Der Aberglaube, dass der Schornsteinfeger Glück bringt, scheint auch heutzutage noch stark vertreten. Die Überlieferung kommt daher, dass der Schornsteinfeger in die Häuser kam, um die Schornsteine zu fegen und dadurch die Häuser nicht mehr abgebrannt sind, was aufgrund von Holzheizungen immer wieder der Fall war. War der Schornstein frei, konnte geheizt und gekocht werden – so brachte der Schornsteinfeger nicht nur Glück, sondern auch Sicherheit.
Deniz Gelen für Kehrbezirk 15 verantwortlich
Für Sicherheit sorgt Deniz Gelen ebenfalls. Zum 1. Januar 2025 hat er als neuer bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger den Kehrbezirk Bodenseekreis 15, der Gebiete von Markdorf und Kluftern umfasst, von Thomas Wöllenstein übernommen, der wiederum einen neuen Bezirk in Oberteuringen betreut. Für den Kehrbezirk 7 (Markdorf/Bermatingen) ist weiterhin Lars Hanke zuständig.
Gelen, der seit 15 Jahren in Markdorf lebt, ist gelernter Kaufmann im Einzelhandel. „Als ich gemerkt habe, dass ich mit dem Gehalt keine Familie ernähren kann, musste ich umdenken.“ Er informiert sich, macht ein Praktikum bei einem Schornsteinfegerbetrieb in Hagnau und findet Gefallen an dem Beruf. „Man hat vielseitige Aufgaben, kommt mit Menschen zusammen und braucht handwerkliches Geschick. Das hat mir Spaß gemacht.“

Nach Ausbildung folgt die Anstellung
2015 beendet er seine Ausbildung zum Schornsteinfeger und arbeitet in Oberteuringen zunächst bei Bernhard Bullinger und nach dessen Tod 2019 bei Nachfolger Nicolas Kamakaris. „Ich war dann angestellt und habe nebenher meinen Meister gemacht“, sagt Deniz Gelen. Als Kamakaris zurück in seine Heimat bei Nürnberg zieht und dessen Kehrbezirk 5 frei wird, bewirbt sich Gelen, der nun bei Lars Hanke angestellt ist, auf den Bezirk. Den übernimmt dann schließlich Thomas Wöllenstein und so wird der Bezirk in Markdorf frei.
Als bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger darf Deniz Gelen sogenannte hoheitliche Tätigkeiten ausüben, freie Tätigkeiten zählen zu den Dienstleistungen eines Schornsteinfegerbetriebs. Deniz Gelen übernimmt beides. Dass er seinen Beruf mit viel Leidenschaft und Stolz ausübt, zeigt auch seine Kleidung.
Der 38-Jährige, dessen Hände von Ruß ganz schwarz sind, trägt eine schwarze Kluft sowie einen Zylinder. „Ich besitze zwei, eine zum Arbeiten und eine zum Ausgehen.“ Auch ist er ein großer Fan des Zylinders. „Ich bin viel auf Dachböden unterwegs. Da ist es meist dunkel und die Decken nicht sehr hoch. Wenn man sich da den Kopf anstößt, ist der Zylinder ein guter Schutz“, sagt Gelen und zeigt auf ein paar Dellen am Hut.

Mit Neugier und Interesse im neuen Bezirk unterwegs
In Markdorf zu arbeiten, wo der gebürtige Kieler mit seiner Lebensgefährtin und seinem Sohn lebt, sei für ihn wie ein Geschenk. Mit Neugier und Interesse lernt er seinen neuen Bezirk und seine Kunden kennen. „Jedes Haus ist anders und ich mag es, praktische Lösungen zu finden, wenn es Probleme gibt.“
Deniz Gelen, der sich auch als Bindeglied zwischen den Kunden und dem Gesetzgeber sieht, möchte alles richtig machen und gibt zu, dass die neue Aufgabe auch gemeistert werden muss. „Da prasselt am Anfang viel auf einen an und ich bin ein Mensch, der sich viele Gedanken macht.“ Aber wenn er unterwegs ist, dann geben ihm die Bürger ein gutes Gefühl. Meist erledigt er die Besuche vor Ort am Vormittag, nachmittags steht dann Verwaltungsarbeit im Büro an.
Dass die Nachwuchsgewinnung immer schwieriger wird, davon kann auch Deniz Gelen berichten. Er würde gern mehr für seinen Beruf werben und in Schulen gehen, doch zeitlich sei dies für ihn als Neuling derzeit nicht möglich. Vor allem ein Argument ist hieb- und stichfest: „Geheizt wird immer – also ist der Beruf krisensicher.“