Zweimal stampfen, einmal klatschen. Das ist der Rhythmus, dem sich keiner entzieht. Er dröhnt in der gesamten, voll besetzten Stadthalle. Annette Luck, Musikerin in der Markdorfer Stadtkapelle, hat den Rhythmus vorgegeben, als sie die Besucher beim Frühjahrskonzert des Blasorchesters zum Mitwirken einlud. Zweimal stampfen, einmal klatschen – das ist der Takt, mit dem sich die britische Band Queen in die Rock-Geschichte eingeschrieben hat, mit ihrem Song „We Will Rock You“.
Gezeigt hat es die Stadtkapelle – und das sogar gründlich. Dass sie auf dem Gebiet der sinfonischen Blasmusik gut unterwegs ist, hat das von Dirigent Reiner Hobe geleitete Ensemble schon mehrfach bewiesen. Mit Swing, mitunter auch mit Jazz, Pop, und Volksmusik sowieso, erfreut sie regelmäßig ihr Publikum. Und erst vor zwei Wochen trat das Orchester in der St.-Nikolaus-Kirche auf, um sich dort gemeinsam mit dem Kirchenchor mit ernster Sakralmusik zu präsentieren. Doch Deep Purple, Queen und Led Zeppelin, die Alt- und Großmeister des Rocks? Sind die Musiker solchen Anforderungen gewachsen? Sie sind es offensichtlich. Wenn man dem Beifallssturm der Besucher Glauben schenken kann, der Begeisterung von Jung und Alt, vom Teenager bis zur Seniorin.

Noch stärker fast fiel der Applaus für die Solo-Sängerin des Abends aus. Womöglich spielte dabei auch eine gehörige Überraschtheit mit hinein. Zwar ist Regina Holzhofer, die Hauptamtsleiterin im Rathaus, wohl jedem in der Stadt bekannt. Dass sie aber auch singt, wussten vermutlich nur ganz wenige. Mit „Lecko mio!“ brachte Stadtkapellen-Klarinettist Markus Mock das Staunen seiner Musikerkollegen locker auf den Punkt, als Holzhofers Stimmgewalt erstmals bei einer Probe fürs Konzert begegnete. Das „We Will Rock You“, das heimliche Motto des Konzerts, traf in hohem Maße auch auf Holzhofer zu.

Sie hat es allen gezeigt. Gleich schon im zweiten Stück, als sie mit „What a Feeling“ aus „Flashdance“ die Pop-Schiene bediente. Kaum noch Grenzen fand jedoch der Jubel nach ihrer Zugabe – mit „I Will Survive“. Dabei hatte die Hauptamtsleiterin den Saal zuvor schon durch ihre gelungenen Adele-Cover aufgemischt. Souverän zeigte sie sich deren Erfolgssongs, „Rolling in the Deep“, gewachsen. „Ab und zu muss man auch mal was Verrücktes wagen“, beschrieb sie, wie sie sich dieser Herausforderung innerlich gestellt hat. Und trotz allen Spaßes am Singen kündigte Regina Holzhofer der Stadthalle und dem Publikum an, dass ihr Konzertauftritt keineswegs der Einstieg in ein Dauer-Abonnement sein werde, sondern die Ausnahme bleibe. Schade!
Kabarettreif war die kurze Dialog-Einlage, mit der Schlagzeuger Benedikt Valensieck das denkwürdige Gespräch skizzierte, bei dem Led-Zeppelin-Fan und Stadtkapellen-Vorsitzende Brigitte Waldenmaier Dirigent Reiner Hobe erklären muss, dass die britische Rock-Band keineswegs etwas mit aktueller Luftschiff-Produktion zu tun habe – allenfalls mit jenen Absturz-Szenarien, die der späteren Erfolgsband ein frühzeitiges Ende prophezeiten. Aber das war vor „Stairway to Heaven“, vor „Black Dog“ und vor „Kashmir“. Vor jenen Hits, aus denen die Stadtkapelle Ausschnitte spielte – und den Saal rockte. Wer das verpasst hat, darf sich auf die nächsten Stadtkapelle-Auftritte freuen. Denn das Led-Zeppelin-Medley hat der bekehrte Reiner Hobe jetzt ins Repertoire seines Orchesters aufgenommen.