„Zur Erreichung der Klimaschutzziele ist der Ausbau der erneuerbaren Energien unerlässlich – Agri-PV-Anlagen können hierzu einen wichtigen Beitrag leisten“, heißt es in der Beratungsunterlage zum Tagesordnungspunkt 3 der jüngsten Gemeinderatssitzung. Gegenstand war die „Errichtung einer Agri-Photovoltaikanlage in Ittendorf-Wirrensegel“. Rund elf Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche sollen mit einer Agri-PV-Anlage bestückt werden. Wobei auf dem ganz überwiegenden Teil des Areals auch weiterhin gesät und geerntet werden kann.

Das erläuterten Jonas Steur und Manuel Madlener von der Solmotion Project GmbH in Ravensburg, die die Agri-PV-Anlage in Wirrensegel installieren und auch betreiben will. Die PV-Panele stehen auf Stelzen. Mithilfe einer elektronisch gesteuerten Mechanik richten sie sich am Stand der Sonne aus. Weil die auf Gelenkachsen in rund zwei Metern Höhe geschieht und weil der Abstand zwischen den PV-Panel-Reihen fünf Meter beträgt, lässt sich der Boden auch künftig mit Landmaschinen befahren und agrarisch nutzen. „Der Ackerstatus muss erhalten bleiben“, erklärte Jonas Steur. Und es sei beabsichtigt, die Fläche zu verpachten.

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11,5 Millionen Kilowattstunden Stromernte

Die beiden Mitarbeiter führten auch aus, wie hoch der Beitrag zum Ausbau der erneuerbaren Energie ist. Dank einer Leistung von neun Megawatt, werde die PV-Anlage voraussichtlich 11,5 Millionen Kilowattstunden erbringen. „Das wird ein wesentlicher Anteil zur Markdorfer Stromversorgung sein“, erklärte Jonas Steur. Er fügte hinzu, dass dank der Anlage im Jahr rund 7000 Tonnen CO2 eingespart werden können. Ausführlich äußerten sie sich zum Thema Sichtbarkeit der Anlage. „Einsehbar wird nur ein sehr kleiner Teil der Anlage sein“, erklärte Steur, „die Anwohner sind nicht gestört.“ Ebenso wenig sei das Landschaftsbild beeinträchtigt.

Für Auto- und Velofahrer ist die sich in einem verhältnismäßig schmalen Streifen nach Norden hin erstreckende Fläche für die PV-Anlagen ...
Für Auto- und Velofahrer ist die sich in einem verhältnismäßig schmalen Streifen nach Norden hin erstreckende Fläche für die PV-Anlagen kaum einzusehen. | Bild: Jörg Büsche

Bürgerbeteiligung ist vorgesehen

Die Stadt profitiere nicht nur energetisch und ökologisch, sondern ebenfalls in wirtschaftlicher Hinsicht. „Der Sitz der Betreibergesellschaft wird in Markdorf sein“, erläuterte Steur das Konzept. Auf diese Weise fließe Gewerbesteuer in die Stadtkasse. Und darüber hinaus werde Markdorf 20 Jahre lang mit je 0,2 Cent je Kilowattstunde beteiligt. Beteiligen sollen sich auch die Bürger können, erklärte Steur. Die Solmotion Project GmbH werde eine Crowdfunding-, eine Bürgerbeteiligungsplattform für die Markdorfer einrichten. Die sei auf zehn Prozent, auf eine Million Euro insgesamt beschränkt.

Was sagen die Räte?

Wie denn die Stückelung der Bürgerbeteiligung ausfalle, erkundigte sich Bürgermeister Georg Riedmann. Die Mindestbeiträge werden bei 300 bis 500 Euro liegen, aber auf maximal 25.000 pro Person begrenzt sein. FDP-Stadtrat Rolf Haas fragte unter anderem, ob die PV-Panele das Sonnenlicht so reflektieren könnten, dass Autofahrer geblendet werden. Manuel Madlener schloss das aus, da das Licht allenfalls gen Norden reflektieren werden.

Joachim Mutschler, der Fraktionssprecher der Umweltgruppe, wollte wissen, mit welcher Rendite für die an der Anlage beteiligten Bürger zu rechen sei? Jonas Steur gab vier bis fünf Prozent an. Martin Roth, Umweltgruppe, berichtete aus dem Ittendorfer Ortschaftsrat. „Wir von der Umweltgruppe befürworten das Agri-PV-Projekt in Wirrensegel.“

„Wir von der Umweltgruppe befürworten das Agri-PV-Projekt in Wirrensegel“, sagt Martin Roth, Gemeinderat und Ortschaftsrat Ittendorf.
„Wir von der Umweltgruppe befürworten das Agri-PV-Projekt in Wirrensegel“, sagt Martin Roth, Gemeinderat und Ortschaftsrat Ittendorf.
CDU-Fraktionssprecherin Kerstin Mock erklärte, dass die CDU Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen kritisch gegenüber stehe, weil sie Flächen ...
CDU-Fraktionssprecherin Kerstin Mock erklärte, dass die CDU Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen kritisch gegenüber stehe, weil sie Flächen versiegelten. | Bild: CDU

Die CDU zeige sich seinem Eindruck nach noch zurückhaltender. Für die CDU erklärte Fraktionssprecherin Kerstin Mock: „Unsere Fraktion stehen Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen kritisch gegenüber, weil sie Flächen versiegeln – da ist es doch schon besser, Dächer und Parkplätze für PV-Anlagen zu nutzen.“ Erfreulich fand Mock hingegen, dass die Flächenversiegelung bei Agri-PV-Anlagen nur sehr gering ist – unter 15 Prozent.

Sie warf die Frage auf, ob noch weitere Landwirte zum Zuge kommen oder ob das Flächenkontingent beschränkt ist. Wie Bürgermeister Riedmann erklärte, hätten sich die Markdorfer Landwirte dazu befragt, eher bedeckt gezeigt. Er betonte aber, „wir stehen Agri-PV-Anlagen grundsätzlich wohlwollend gegenüber“. Eine Beschränkung auf nur drei Anlagen im Jahr soll es nur bei Freiflächen-PV-Anlagen – ohne landwirtschaftliche Nutzung – geben.

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Anlagen, die ohne Beton auskommen

Verwundert zeigte sich Uwe Achilles, Sprecher der Fraktion SPD/Die Grünen. „Ich bin gespannt, ob wir beim Verkauf von Gewerbeflächen demnächst auch so gründlich nachhaken – wir reden hier von elf Hektar ohne Betonsockel“, spielte Achilles auf die Fundamente von Windkraftanlagen an. Er unterstrich den Energiegewinn für Markdorf und die zu erzielende CO₂-Einsparung, wie das nun bei der PV-Anlagen-Technik möglich sei.