Auch Tage später ist Gerhard Buri noch entsetzt: Der Markdorfer steht am Rande seines Grundstücks bei Riedern und weist auf einen kleinen Haufen Holz zwischen den Bäumen. Der mickrige Stoß ist alles, was von der riesigen Weide übrig geblieben ist, die von einem Sturm im vergangenen Sommer umgeworfen wurde und die er dann im November in mühevoller Arbeit zersägt hatte.

Das könnte Sie auch interessieren

Die Täter konnten sich sicher fühlen

Mehr als zwei Ster in kurze Rollen zersägtes Holz lagen hier noch im Spätherbst. Ein Ster ist ein Raummeter und entspricht in etwa einem Kubikmeter Volumen. Zwei Kubikmeter müssen also ein ganz ordentlicher Haufen gewesen sein. Davon zeugen inzwischen nur noch versprengte Rollen und ein großer Reststamm. Zum wiederholten Mal, sagt Buri, habe man ihm nun schon Holz von seinem Grundstück gestohlen. Die Täter mussten mit einem Klein-Lkw oder mit einem Transporter gekommen sein oder mit einem Anhänger. Sorge, entdeckt zu werden, mussten sie keine haben: Die Parzelle liegt abseits befahrener Straßen am Rande eines Gemeindeverbindungsweges. Auch die nächsten Behausungen sind weit entfernt.

Wie man sieht, sieht man nichts: Gerhard Buri weist auf die Fläche, wo seine Schwägerin bisher Gemüse angebaut hatte. Auch das wurde ...
Wie man sieht, sieht man nichts: Gerhard Buri weist auf die Fläche, wo seine Schwägerin bisher Gemüse angebaut hatte. Auch das wurde immer wieder von Fremden abgeerntet. Nun will sie keines mehr anbauen. | Bild: Grupp, Helmar

Das komplette Gemüsebeet abgeerntet

Doch Buri geht es nicht nur um den wiederholten Holzdiebstahl. An diesem trüben Februarnachmittag stehen er und seine Schwägerin im von der Straße entfernteren hinteren Teil des langgezogenen Grundstücks. Auf der Fläche entlang des Zauns zum Nachbargrundstück hatte seine Schwägerin Kartoffeln und anderes Gemüse angebaut. Auch das wurde immer wieder von Spaziergängern, die offenbar querfeldein übers Grundstück liefen, abgeernetet. Einmal, sagt Buris Schwägerin, habe sie Spaziergänger mit Spankörben angetroffen. Auf ihre Frage, was sie auf ihrem Grund wollten, hätte eine Frau entgegnet, ob sie ein paar Holunderblüten pflücken dürfe. „Das ist schon frech.“

Der fremde Mann im Zwetschgenbaum

Buri wiederum berichtet von einem Mann, der in der Krone seines Zwetschgenbaums stand und seelenruhig Zwetschgen pflückte. Auf seinen Zuruf hin, was er dort mache, habe der Mann herabgerufen, er solle abhauen. Erst als er ihm eröffnet habe, dass dies sein Grundstück sei, sei der Mann widerwillig vom Baum gestiegen. „Das ist manchmal schon unglaublich, wie dreist die Leute sind“, ist Buri heute noch entsetzt über solch ein Verhalten. Seine Schwägerin hat ihre Konsequenz bereits gezogen: „Ich baue hier gar nichts mehr an“, sagt sie. Den Stress und den Ärger wolle sie sich nicht mehr antun.

Das könnte Sie auch interessieren

„Natürlich wird die Polizei da vermutlich nichts herausfinden, das ist mir auch klar“, sagt Buri. „Aber ich wollte es jetzt einfach mal zur Anzeige bringen.“ Das hat er in der vergangenen Woche getan. Beim Posten am Marktplatz hat Buri Anzeige erstattet. Die Polizei ermittle inzwischen gegen Unbekannt, teilt Simon Göppert, Sprecher beim Polizeipräsidium Ravensburg, auf Anfrage mit. Die Beamten in Markdorf hätten den Fall aufgenommen und verfolgten ihn nun.

Der Polizeiposten in Markdorf hat die Ermittlungen zu den Diebstählen bei Riedern aufgenommen.
Der Polizeiposten in Markdorf hat die Ermittlungen zu den Diebstählen bei Riedern aufgenommen. | Bild: Grupp, Helmar

Polizeisprecher: Ohne Zeugenhinweise schwierig

Allzuviel Hoffnung gebe es in solchen Fällen aber nicht, sagt auch Göppert. „Grundsätzlich gestalten sich solche Ermittlungen schwierig, denn man ist immer auf Zeugenhinweise angewiesen.“ Gebe es die nicht, werde es schwierig. Gerade in abgelegenen Bereichen, wo in der Regel kaum andere Menschen unterwegs seien, könne man als Grundstücksbesitzer auch über eine Überwachungskamera nachdenken.

Rat zur Videoüberwachung

„Wenn Diebstähle oder Sachbeschädigungen mehrfach vorkommen, ist eine Videokamera durchaus ratsam“, sagt Göppert. Dies würde nicht zuletzt auch der Polizeiarbeit zugutekommen. Denn die Beamten sind befugt, privates Videomaterial auszuwerten und für ihre Ermittlungen zu nutzen. „Die Polizei greift sehr gerne auf Videomaterial zurück“, sagt Göppert, „vor allem, wenn es ersichtlich keine anderen Hinweise gibt“.

Das Schild hat Gerhard Buri nun aufgestellt. Er hofft, dass es potenzielle Diebe von ihrem Ansinnen abhält.
Das Schild hat Gerhard Buri nun aufgestellt. Er hofft, dass es potenzielle Diebe von ihrem Ansinnen abhält. | Bild: Grupp, Helmar

Einem Einsatz einer Videokamera stehe er skeptisch gegenüber, sagt Buri hingegen. Das Grundstück ist sehr abgelegen und um den Bereich rund um das Holzlager und die Zufahrt überwachen zu können, müsste eine Kamera so ausgerichtet sein, dass sie dann vermutlich auch den öffentlichen Gemeindeverbindungsweg erfasse. Buri hat sich stattdessen mit einem Schild und einer Drahtabsperrung beholfen – und hofft, dass das zumindest für eine gewisse Art von Abschreckung sorgt und Passanten künftig davon abhält, seinen Privatgrund zu betreten. Sein Holz wird er jedenfalls künftig nicht mehr so sichtbar wie bisher lagern.