„Robert, lieber Robert lass doch gleich den Schlüssel runter“, flötete Zunftmeister Alex Wurster hoch zum Rathausfenster, wo Bürgermeister Robert Scherer sich verschanzt hatte. „Du bist doch der Checker und weißt, dass du ihn am Ende sowieso abliefern musst“, lockte Wurster weiter, mit Anspielung auf das Fußballfandress des Schultes. Doch der Rathauschef machte es den Narren nicht so einfach. Sie hätten doch am Morgen schon Schirme von Meersburg Tourismus bekommen, so hätten sie es trocken. „Und weil ich der Checker bin, sitze ich im Trockenen“, forderte er die Mäschgerle heraus.

Zunftmeister genehmigt Aufzug
Zunftmeister Wurster probierte es versöhnlich, auf die verständnisvolle Art. „Ja, du hast es schwer gehabt mit den Strapazen der Wiederwahl“, säuselte er. „Ich vertrete dich die nächsten paar Tage“, meinte Wurster und wollte als erste Amtshandlung gleich im Eilverfahren den Aufzug von der Unter- in die Oberstadt genehmigen, weil er beim Umzug zum Narrenbaumstellen mal wieder gemerkt habe, wie beschwerlich der Weg die Steigstraße hinauf sei.
Außerdem hätten die Narren diesmal pünktlich vor dem Rathaus gestanden und nicht verspätet, wie im vergangenen Jahr. Zudem habe der Bürgermeister Sonnenschein versprochen. Jetzt möge er doch bitte nachgeben, das Rathaus räumen und sich Urlaub nehmen. Die Zunft könne den Urlaub aber nicht bezahlen, da sie für den großen Jubiläumsumzug im nächsten Jahr sparen müsse.
Scherer lässt sich mit Wurstsalat bestechen
Doch Bürgermeister Scherer probierte es mit Verhandlungsgeschick und fragte: „Ist das alles?“ Nach kurzer Denkpause meinte Wurster, dass es noch einen Wurstsalat dazu gebe. Scherer, dessen Vorliebe für Wurstsalat spätestens seit seiner Wiederwahl im Januar bekannt ist, als er einen ganzen Pokal voll davon bekam und wegen eines „Losgewinns“ mit dieser Speise auch den Narrenrat am Sonntag zum Umzug verköstigen musste, zeigte sich ausnahmsweise bestechlich. „Ja für einen Wurstsalat könnt ihr den Schlüssel haben“, meinte er und ließ ihn hinunter.

Narrenpolizist Thomas Bergmoser löste ihn vom Seil und reckte ihn frohgemut in die Höhe. Die Narrenschar jubelte und die vorher befreiten Schüler riefen nach dem Schnabelgiere, der auch fix ans Rathausfenster trat und es Bonbons und Brezeln regnen ließ.

Gruppenkostüme bei Besuchern im Trend
Dazu fanden sich auffällig viele Gruppe in gleichen Kostümen ein. Rotweißgestreifte Leuchttürme, silbrig glitzernde Astronauten oder kuschelige Bären waren zum Beispiel darunter. „Wir sind die Quagga-Bären und fressen die Muschelplage auf“, sagte die weibliche Freundesgruppe, die schon seit mehr als 25 Jahren immer zusammen unterwegs seien.
Unterwegs waren aber auch etliche Familien in zueinander passenden Verkleidungen. So die Familie König als Seejungfrauen. „Das hat unsere ältere Tochter Leni sich gewünscht“, sagte Papa Andreas König, mit Tochter Mila auf dem Arm und Gattin Hannah an der Seite. Narrenkapelle und Baumeister-Combo unterhielten die bunte Schar musikalisch.