Um Punkt 21 Uhr steht sie auf der Bühne: die Band Silbermond mit Frontsängerin Stefanie Kloß, die vom Publikum sehnlich erwartet wurde. Darunter ist etwa Melissa Roßberger, die mit den Liedern emotionale Momente in ihrem Leben verbindet – wie den Tod ihrer Oma. Sie blinzelt ihre Traurigkeit weg und lächelt, als sie sagt: „Ich habe das Gefühl, dass sie aus dem Herzen singt und sie singt mir aus dem Herzen.“ Seit mehr als 17 Jahren höre sie die Musik jetzt schon. Nur auf ein Konzert geschafft habe sie es bisher nie, denn sie habe nie eine Begleitung gefunden. Die ist jetzt dabei und ebenso vorfreudig, da auch sie Erinnerungen mit der Musik verbindet: Julia Hannaleck, Roßmanns Schwägerin in spe. „Wir waren so froh, als wir herausgefunden haben, wie sehr wir beide Silbermond mögen“, sagt die beiden.

Kloß bleibt nicht lange vorn auf der großen Hauptbühne. Schon nach einigen Songs lässt sie sich vom Publikum hinüber tragen – eine Tradition von Silbermond, wie sie sagt – dass sie eben auch mittendrin auf der „Stage B“ spielen, einer deutlich kleineren Bühne weiter hinten auf dem Platz.
Dicht gedrängt stehen hier die Zuschauer am Absperrgitter, filmen teilweise mit dem Handy, manch eines davon sinkt beim Lauschen vergessen herunter, andere schauen ganz ohne Smartphone einfach nur gerührt auf die Frau, die nur wenige Meter vor ihnen zunächst allein ohne Band ein Lied anstimmt: „Hey Ma, alles, was ich bin, bin ich, weil es dich gibt.“ Sie hat die Zeilen für ihre Mutter geschrieben, sagt sie, selbst mit kurz brechender Stimme: „Sie hat viel ertragen, oft mehr, als ich selbst ertragen würde, glaube ich. Und sie hat uns immer das Gefühl gegeben, dass alles gut ist und ich denke, das ist das Größte, was man jemandem schenken kann.“ Tränen und Schweißperlen glitzern auf ihrem Gesicht, gut sichtbar aus der geringen Distanz zu der kleinen Extrabühne. Sie schaut direkt ins Publikum, lächelt einige an – vertraut und nahbar, als singe sie hier nicht gerade vor knapp 4000 Menschen.
Nach und nach folgt ihre Band auf die kleine Bühne. Und dann geht es auch an die ganz alten Lieder, nach denen, so die Frontfrau „verdammt viel Schönes passiert ist“. Sie lädt zum Mitsingen ein und das Publikum ist bei „Das Beste“ bis fast in die letzte Reihe textsicher. Dann tönt „Symphonie“ über den Platz und versetzt wohl viele der Anwesenden zurück in ihre Schulzeit. 2004 war das Lied erschienen und stürmte schon damals die Charts und Herzen.
Ein fettes Band zwischen Ostsee und Bodensee
Zwischendurch zeigt Kloß sich dankbar für die wunderschöne Stimmung auf dem Platz: „Ich habe das Gefühl, dass zwischen der Ostsee und dem Bodensee so ein fettes Band gewachsen ist.“ Und ebendieses Band zwischen den Menschen sei wichtig in diesen Zeiten: „Wenn es stabil ist, können wir viel mehr aushalten.“ Sie verabschiedet sich so persönlich, wie sie zuvor performt hat, mit dem Wunsch, dass die Menschen auch etwas vom Konzert in sich mit nach Hause nähmen und: „Passt auf euch auf und die Menschen, die euch am Herzen liegen.“