Man muss nur wissen wie: Wer diese Weisheit praktiziert, kommt im Leben weiter. Das gilt auch für Störche, denn SÜDKURIER-Storch Sunny ist offensichtlich ein Minimalist und überwintert in Nordspanien. Allerdings wird er das Quartier mit ziemlicher Sicherheit nicht alleine gefunden haben, denn mit ihm überwintern dort mindestens fünf andere Störche vom Affenberg. Es kann also sein, dass er sich einem besenderten Jungstorch angeschlossen hat, der diese Region bereits kennt.

Sunny schließt sich Jungstorch Seppl an

Dies dürfte Seppl gewesen sein, denn der 2019 am Affenberg geschlüpfte Jungstorch hat bereits 2020 in der Region um Lleida überwintert und ist wie auch Sunny am 30. August dort angekommen. Allerdings war der SÜDKURIER-Storch deutlich früher aufgebrochen und hatte in der Schweiz eine zweiwöchige Pause eingelegt. Die beiden müssen sich auf dem Flug nach Spanien irgendwo in Frankreich begegnet und dann gemeinsam ans Ziel geflogen sein.

Das Quartier scheint aber keinesfalls ein Geheimtipp zu sein, denn aktuell tummeln sich rund um Lleida 15 besenderte Störche. Da aber nur ein Bruchteil der Vögel besendert ist, dürften es deutlich mehr sein. „So wie es aussieht, haben die Störche dort sogar ein Gewässer, das sie wahrscheinlich als Schlafplatz benutzen“, sagt Andrea Flack vom Max-Planck-Institut in Radolfzell, die das Besenderungsprojekt leitet. „Tagsüber sind die Störche immer wieder sehr nahe der Stadt zu sehen, wo es mehrere Müllhalden gibt.“ Und dort finden sie genügend Fressbares.

Region bei Affenberg-Störchen beliebt

Dass es bei den besenderten Affenberg-Störchen eine beliebte Region zu sein scheint, in der sie überwintern, ist auch für Andrea Flack nichts Neues. Dass allerdings Sunny gleich im ersten Jahr dort dabei ist, überrascht auch sie etwas: „Normalerweise ziehen die Jungstörche nach einem kurzen Zwischenstopp in Nordspanien weiter in Richtung Süden, teilweise bis Marokko“, berichtet sie. „Bei Sunny scheint das komplett anders zu sein.“ Ihm gefalle es dort ganz offensichtlich sehr gut, so die Projektleiterin.

Namensgeber verfolgen Flugroute mit

Namensgeber des SÜDKURIER-Storches sind die Kinder des Kinderhauses Sonnenschein in Mühlhofen. Dort hat man den Weg, den Sunny zurückgelegt hat, ebenfalls verfolgt. „Wir haben jede Woche im Stuhlkreis am Morgen in die App geschaut und verfolgt, wo sich Sunny gerade befindet“, berichtet Kinderhaus-Leiter Dominik Mattes. „Seit er sich in der Region um Lleida nicht mehr so bewegt, ist es etwas weniger geworden.“ Er beobachte den Storch aber weiterhin und wenn er zurückfliegt, werden es die Kinder mitbekommen.

Ein Teil der Kinder des Kinderhauses Sonnenschein in Mühlhofen, die den Namenswettbewerb für den SÜDKURIER-Storch gewonnen haben. Sie ...
Ein Teil der Kinder des Kinderhauses Sonnenschein in Mühlhofen, die den Namenswettbewerb für den SÜDKURIER-Storch gewonnen haben. Sie freuen sich über einen Besuch auf dem Affenberg. Im Stuhlkreis haben sie Sunny verfolgt, wie er nach Nordspanien geflogen ist. | Bild: Jäckle, Reiner

Die Gruppe freut sich noch auf den gewonnen Besuch auf dem Affenberg. „Wir werden wohl im Frühjahr dorthin gehen“, sagt Dominik Mattes. „Dann wird es auch wieder einige Störche geben.“ Ob Sunny dann dabei sein wird, ist fraglich, denn die Jungstörche kehren in der Regel erst nach zwei bis drei Jahren wieder an die Geburtsstätte zurück, wenn sie geschlechtsreif sind.

Das könnte Sie auch interessieren

Sunny ist auf dem Kassenhäuschen auf dem Affenberg zur Welt gekommen und hat noch zwei Geschwister, die ebenfalls besendert sind. Der eine ist Jonne, der eine ähnliche Strecke ins Winterquartier geflogen ist. Auch er war eine Weile in der Schweiz und zog dann nach Katalonien. Lleida verließ er aber nach wenigen Tagen und hat seine Reise bis nach Kenitra in Marokko fortgesetzt, wo er sich seit dem 22. September aufhält. Von Janosch, dem dritten im Bunde, fehlt allerdings jede Spur. Er hat den Flug in den Süden anscheinend nicht überlebt.

Hier waren die etwa sieben Wochen alten Geschwister noch vereint: SÜDKURIER-Storch Sunny mit der Nummer „AAM85“ (links) ist ...
Hier waren die etwa sieben Wochen alten Geschwister noch vereint: SÜDKURIER-Storch Sunny mit der Nummer „AAM85“ (links) ist mittlerweile in Nordspanien. Jonne (rechts) hat es bis nach Marokko geschafft und Janosch (Mitte) hat den Flug in den Süden wohl leider nicht überlebt. | Bild: Jäckle, Reiner
Das könnte Sie auch interessieren