SPD-Gemeinderat Fritz Baur ist ein Wort wichtig, das im Wahlprogramm seiner Partei zur Bundestagswahl eine große Rolle spielte: Respekt. Auch in der Arbeit im Gemeinderat helfe Respekt voreinander. Wenn sie auf ihre Erfolge und auf ihre zentralen Themen im Gemeinderat blicken, fangen Fritz Baur und Arnim Eglauer mit dem Thema Wohnen an. Ein ur-sozialdemokratisches Politikfeld. Die beiden Männer bilden die SPD-Gruppe im Gemeinderat von Salem.
„Mietpreisgebundener Wohnraum“, also Sozialwohnungen, sei für sie ein wichtiges Thema, konkretisiert Arnim Eglauer. Und dass davon viele in der Neue Mitten von Salem entstanden, sei ein Anliegen der beiden Sozialdemokraten gewesen. „15 bis 25 Prozent der Wohnungen“ sollten die Investoren mit Mietpreisbindung auf dem Markt anbieten. Dafür gab es eine Förderung durch die landeseigene L-Bank.
„Wahrscheinlich wird es mehr Sozialwohnungen geben, als es in Salem Berechtigte mit Wohnungsberechtigungsschein gibt.“Arnim Eglauer
Im Neubaugebiet Stefansfeld Nordost kämen durch die Kreisbaugenossenschaft Bodenseekreis weitere geförderte Wohnungen hinzu. 30 Prozent unter dem örtlichen Mietspiegel sollen die Mieten liegen, die Wohnungen werden behinderten- und altengerecht gebaut. „Wahrscheinlich wird es mehr Sozialwohnungen geben, als es in Salem Berechtigte mit Wohnungsberechtigungsschein gibt“, spekuliert Eglauer. „Salem liegt an der Spitze.“ Das mache ihn vollkommen zufrieden.

Beim Thema Neue Mitte ärgert sich Eglauer über die Verbreitung des Begriffs „Reichensiedlung für Stuttgarter und Schweizer“. Das stimme nicht, auch wegen der mietpreisgebundenen Wohnungen. Beide SPD-Gemeinderäte haben für das neue Wohnquartier gestimmt und für das neue Rathaus. Auch wenn die Optik des neuen Areal auf Widerstände stoße, ist sich Fritz Baur sicher, dass „in einer Generation die Neue Mitte angenommen ist“.

Beide sind froh, den Strukturwandel in Salem begleiten zu können
Strukturwandel sei immer schwierig, sagt Eglauer und bringt das Beispiel seiner Heimat Bochum ein. „Schwarzer Kohlenpott, Industriebrachen, Innenstatt tot“, zählt er auf. Ebenso bei der Nachbarstadt die Recklinghausen. “Stahlwerksareal platt gemacht. Nach Plan erneuert. Sehr synthetisch.“ Aber über die Jahre hätten die Bürger dort die Neubauten angenommen. Wichtiger seien zentrale Verkehrsanbindung, Sport, Kultur und die Möglichkeit auszugehen. Die totgesagten Städte lebten wieder. Arnim Eglauer sagt, er habe den Anfang und das Ende des Strukturwandels in seiner Heimat gesehen. “In Salem habe ich das Glück, den Prozess zu begleiten.“ Fritz Baur stimmt ihm zu: „Strukturwandel lässt sich nicht aufhalten.“
Keine Einkaufsstraßen mehr, dafür Vollsortimenter in der Neuen Mitte
Was im Ruhrgebiet im Großen abgelaufen sei, passiere in Salem im Kleinen. „Die Prognosen für die Bahnhof- und die Bodenseestraße haben sich bewahrheitet.“ Arnim Eglauer meint hier den vielseitigen Einzelhandel im Teilort Mimmenhausen. Die Geschäfte, die die beiden Straßen als die Einkaufsstraßen der Gemeinde ausgemacht haben und wo der Salemer alles bekam, was er brauchte, die gibt es nicht mehr. Dafür gibt es jetzt einen Vollsortimenter in der Neuen Mitte.
Klärwerk als wichtiges Projekt der laufenden Amtszeit
Weitere Bauprojekte der Gemeinde lägen vor der Verwaltung und dem Gemeinderat. Als erstes nennen die beiden SPDler das neue Klärwerk. „In der laufenden Amtszeit ist das Klärwerk das wichtigste Zukunftsprojekt, das wir angehen müssen“, sagt Fritz Baur. Die Verbandskläranlage müsse eine vierte Klärstufe bekommen. Als Großklärwerk würde es nicht nur das Klärwerk des Gemeindeverwaltungsverbands Salem, Frickingen, Heiligenberg sein, sondern auch der Gemeinde Bermatingen-Ahausen und der Meersburger Ortsteile Schiggendorf und Baitenhausen. Beratung und Entscheidung könnten erst folgen, wenn die Studie über den gesamten Einzugsbereich vorliege.

Weitere Bauvorhaben seien die Südumfahrung von Neufrach und die Nordspange an der Weildorfer Straße, ebenfalls in Neufrach. Die Umsetzung dieser Pläne sei eine Frage der politischen Umsetzbarkeit und der Finanzierung. Weitere herausragende Projekte sehe er nicht, sagte Eglauer.
Wunsch nach Oberstufe für die Gemeinschaftsschule
Beim Themas Schule findet Eglauer schade, dass die Gemeinschaftsschule angefeindet werde. Sie habe das bessere pädagogische Konzept „als die Trennung der Kinder mit zehn Lebensjahren“. Baulich sei die Schule auf dem aktuellen Stand, viel Geld wurde reingesteckt. „Der gymnasiale Abschluss sollte auch möglich sein.“ Das Bildungsniveau sei jetzt schon gegeben, es müssten nur zwei weitere Klassenstufen bis zum Abitur eingerichtet werden. „Ich verstehe nicht, dass es ökologisch sein soll, die Kinder nach Markdorf oder Überlingen zu fahren.“ Doch man müsse abwarten, wie sich die Eltern entscheiden. „Überzeugung braucht Zeit.“
Im Zusammenhang mit der Bildung ist den SPD-Räten auch die Förderung der Jugendarbeit der Vereine wichtig – das sei „richtig gut“. Ob Sport, Musik oder Feuerwehr: Ohne Vereine gebe es auch keine Festivitäten in der Gemeinde, daher sollten sie unterstützt werden.