Jahrelang waren die vorbeirauschenden Züge das einzige, was sich am Bahnhof Therme bewegte. In Sachen Sanierung ging hingegen nur wenig voran. Spätestens an Ostern 2015 sollte der Umbau des Bahnhofs abgeschlossen sein, verkündete Investor Michael Stehle optimistisch nach dem Kauf des Gebäudes im Oktober 2013. Seitdem ist wenig geschehen. Nun kommt aber Bewegung in den Umbau. Im Außenbereich wurde ein Gerüst aufgebaut und ein Kran aufgestellt. Auch im Inneren ist schon etwas passiert: Wände wurden herausgerissen, Pfosten entfernt, Böden aufgerissen. Das neue Ziel: "Wir wollen im Frühjahr 2019 fertig sein", sagt Stehle bei einer gemeinsamen Begehung des denkmalgeschützten Gebäudes mit Oberbürgermeister Jan Zeitler und LGS-Geschäftsführerin Edith Heppeler gestern Nachmittag.

Sowohl Zeitler als auch Heppeler sind von dieser Nachricht erleichtert. "Das Gebäude steht im Fokus der Öffentlichkeit und es ist schön, zu sehen, dass sich hier etwas bewegt", sagt der OB. Für Edith Heppeler ist die Nachricht der Fertigstellung bis in einem guten Jahr besonders wichtig, da die LGS GmbH im Ausstellungsjahr auf rund 100 Quadratmetern einen Ticket- und Informationsschalter sowie ein Büro im Bahnhofsgebäude einrichten möchte und hierfür auch Verlaufszeit benötigt. "Der Bahnhof ist der Willkommenspunkt, den alle Besucher der Landesgartenschau als erstes sehen werden", sagt die Geschäftsführerin und weist auf die hohe Bedeutung des Erscheinungsbildes hin. Dessen ist sich auch Investor Stehle bewusst. "Wir sind das Tor zur Gartenschau und wollen unseren Beitrag leisten."

Dank Gerüst und Kran sind die Bauarbeiten auch von außen mittlerweile sichtbar.
Dank Gerüst und Kran sind die Bauarbeiten auch von außen mittlerweile sichtbar.

Den größten Bereich des Gebäudes soll künftig ein Gastronomiebetrieb einnehmen – mit einem Konzept das zur Stadt und zur Gartenschau passe, wie Stehle betont. So sei ein Restaurant mit rund 90 Plätzen, einer Terrasse auf dem Bahnhofsvorplatz und "gesundheitsorientierter" Speisekarte geplant. Die Gespräche mit einem möglichen Pächter seien bereits sehr weit vorangeschritten. Wer den Betrieb vermutlich übernehmen wird, möchte Stehle noch nicht sagen. Ziel sei es aber, einen Pächter zu finden, der das Restaurant auch über die Gartenschau hinaus betreibt. Ein Konzept, das auch Stadt und LGS GmbH ausdrücklich begrüßen. Generell seien die Gespräche der drei Parteien "immer harmonisch und zielorientiert" verlaufen, wie Stehle sagt.

Warum hat es dann aber so lange bis zum Beginn der Arbeiten gedauert? Laut Michael Stehle liegt das hauptsächlich an der Deutschen Bahn. Lange habe es Diskussionen gegeben, welche Räume die Bahn weiter nutzen darf und wo man eventuell eine andere Lösung findet. "Das war ein Prozess, der sich sehr langwierig hingezogen hat", sagt Stehle. Ein Problem seien auch die technischen Einrichtungen gewesen. So lange die Aufteilung nicht klar war, wäre das Risiko zu hoch gewesen, in die Elektronik einzugreifen, die womöglich für den Schienenverkehr benötigt wird. "Das war das größte Problem, aber das ist jetzt gelöst." Auch mit dem Denkmalamt seien die wichtigsten Fragen geklärt. Dieses habe für den Umbau des Gebäudes, das wie das gesamte Areal als Teil der Bodenseegürtelbahn unter Denkmalschutz steht, klare Auflagen gemacht. "Das hat die Planung natürlich erschwert."

Hier sollen künftig Restaurantgäste Platz nehmen.
Hier sollen künftig Restaurantgäste Platz nehmen.

In der Zwischenzeit haben sich auch die Pläne nochmals geändert. So stand auch schon ein Fahrradhotel zur Disposition. Hierzu hätte es aber eines größeren Anbaus bedurft, um das Hotel mit ausreichend Zimmern wirtschaftlich rentabel betreiben zu können. Vom Denkmalschutz gab es dafür aber keine Genehmigung. Dafür habe es Zugeständnisse beim Umbau gegeben. So darf Stehle in den Obergeschossen Dachgaupen einbauen, die einen wunderbaren Blick auf den See freigeben. Hier sollen Büroflächen oder Wohnungen entstehen. "Da sind wir noch flexibel", sagt der Investor, der mit seiner eigenen Firma die Hälfte des ersten Stocks beziehen möchte – und nicht wie ursprünglich geplant den zweistöckigen Neubau, der östlich des Bahnhofs mit Büroflächen entstehen wird. "Die historischen Räume haben es uns einfach angetan", sagt Stehle, der laut eigener Aussage rund zwei Millionen Euro in die Sanierung des Bahnhofs investiert, mit dem Bau des benachbarten Bürogebäudes seien es rund drei Millionen Euro.

Barrierefreier Bahnsteig

  • Die Deutschen Bahn beabsichtigt, im Jahr 2019 den Bahnsteig an Gleis 1 am Bahnhof Therme zu verlängern und auf die Höhe von 55 Zentimetern über Schienenoberkante zu bringen. Das heißt, der Bahnhof wird rechtzeitig zur Landesgartenschau barrierefrei – zumindest für die stündlichen Regionalbahnen, die auf Gleis 1 eingehen.
  • Geht es nach der Stadt und der LGS GmbH ist es mit der Erweiterung des Bahnsteigs nicht getan, auch die Taktung der Bodenseegürtelbahn soll zur Landesgartenschau erhöht werden. Um diese Anliegen zu verhandeln, wird OB Jan Zeitler mit der LGS-Geschäftsführung und dem Landtagsabgeordneten Martin Hahn im April Verkehrsminister Winfried Herrmann treffen. "Und es ist natürlich ein Anliegen der Stadt, dass eine bessere Taktung auch nach der LGS beibehalten wird", sagt Zeitler, der nach Fertigstellung des Uferparks auch nach 2020 mit einer deutlich höheren Frequentierung am Bahnhof Therme rechnet.