Der Einsatz für den Erhalt der Wasserkraftnutzung in Überlingen scheint wie ein Kampf gegen Windmühlen. Trotz mehrerer Vorstöße aus dem Gemeinderat, eine völlige irreversible Stilllegung der teilweise beschädigten Leitung zu verhindern, kam es zu keinem offenen Austausch der Argumente eines Für und Wider. Lediglich eine im Detail nicht offen gelegte Wirtschaftlichkeitsberechnung des Stadtwerks am See steht derzeit nach wie vor im Raum und droht für vollendete Tatsachen zu sorgen.

Energie bunkern und dabei verdienen

Dabei steht nach den Verfechtern der Wasserkraft inzwischen sogar eine echte Win-Win-Situation im Raum. Nutzen verspricht nicht nur die Stromgewinnung über Turbinen mit dem Wasser im Andelshofer Weiher, das tatsächlich nur begrenzt zur Verfügung steht. Noch attraktiver und wichtiger könnte beim Bau eines kleinen Pumpspeicherkraftwerks sogar der Verbrauch von überschüssigem Strom sein, wenn das Netz überlastet zu werden droht, sagen Fachleute. Derzeit müssen deutsche Versorger diesen Überschuss an österreichische Pumpspeicherkraftwerke entsorgen und dafür Geld bezahlen. Mit einem eigenen Wasserspeicher könnte das Stadtwerk hier nicht nur Energie bunkern, sondern auch noch Geld dafür kassieren.

Das Stadtwerk am See hat eine Wirtschaftlichkeitsberechnung zum Erhalt der Wasserkraftnutzung in Überlingen erstellt. Allerdings: ...
Das Stadtwerk am See hat eine Wirtschaftlichkeitsberechnung zum Erhalt der Wasserkraftnutzung in Überlingen erstellt. Allerdings: Details wurden nicht offen gelegt. | Bild: Stefan Hilser

Dies ist der Grund, dass in den letzten Tagen verschiedene Überlinger derzeit auf vielen Kanälen versuchen, das Aus der alten Wasserkraftanlage zu verhindern. Ingenieur Peter Riegger, der ein wirtschaftliches Konzept vorlegen will, hat über das Portal Open Petition eine Online-Aktion gestartet und sammelt Unterschriften. Erich Hueber hat sich mit dem Stuttgarter Wasserkraftspezialisten Professor Eberhard Göde ins Benehmen gesetzt, der vor seiner Emeritierung das Institut für Strömungsmechanik und Hydraulische Strömungsmaschinen der Technischen Universität Stuttgart geleitet hatte. Dabei habe er nur das Kopfschütteln des Experten geerntet ob der Aussichten, eine Chance auf regenerative Wasserkraftnutzung aufzugeben.

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Gödes langjähriger Partner in der Praxis, der Ravensburger Ingenieur Josef Erlach, bestärkte die Überlinger jetzt persönlich, ihr Anliegen einer Wiederinbetriebnahme weiter zu verfolgen. „Beim Bau eines Pumpspeicherkraftwerks entfallen 80 Prozent der Kosten auf das Speicherbecken und die Leitung“, sagt Erlach, der nach wie vor österreichische Anlagenbetreiber berät. „In Überlingen ist der Speicher schon vorhanden“, erklärt der Ravensburger. Die Leitung müsse eben instandgesetzt werden.

Damals liefen die Turbinen noch: Im Januar 2011 erläuterte der damalige Stadtwerke-Chef Klaus Eder Landrat Lothar Wölfle deren Funktion. ...
Damals liefen die Turbinen noch: Im Januar 2011 erläuterte der damalige Stadtwerke-Chef Klaus Eder Landrat Lothar Wölfle deren Funktion. Im Juli 2014 stellte Eder ironisch fest: „Die Turbine am Mantelhafen, das Fundament der energiewirtschaftlichen Aktivität der Stadtwerke Überlingen, steht zu unserem großen Bedauern.“ | Bild: SK

„Gerade Wasserkraft ist aufgrund des Aspektes der bedarfsgerechten Abrufbarkeit – bei einer denkbaren Erweiterung der Anlage sogar der Speicherung – von elektrischer Energie ein wichtiger Baustein zur lokalen Stabilisierung des Stromnetzes“, unterstreicht Peter Riegger in der Begründung seiner Online-Petition noch einmal ausdrücklich. Und er verweist auf die Umwelterklärung des Stadtwerks am See in seiner Markenfibel. „Wir wollen dazu beitragen, unseren Kindern und Enkelkindern ein intaktes ökologisches, ökonomisches und soziales Gefüge zu hinterlassen“, sei dort zu lesen gewesen.

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Petition für Wasserkraft

Um der Online-Petition von Peter Riegger noch mehr Rückhalt zu geben, hat der Verein Bürgersinn die Petition auch beim Land eingereicht. Der Landtag habe die Petition unter der Nr. 16/03789 angenommen und bestätigt, erklärt Vorsitzender Joachim Betten und wirbt um weitere Unterstützung. Gleichzeitig hat sich Betten an die Bodenseewasserversorgung und verschiedene Baufirmen gewandt, um verlässliche Aussagen über die technischen Möglichkeiten zum Instandsetzen der Leitung und die damit verbundenen Kosten zu eruieren. „Wir wollen nicht so schnell aufgeben“, sagt Betten, „und geben die Höffnung nicht auf, eine zukunftsträchtige Lösung zu finden, ehe sie endgültig verschüttet ist.“

Die Petition im Internet: www.openpetition.de/petition/online/erhalt-der-option-auf-wasserkraft-aus-dem-andelshofer-weiher