Der Zufall treibt bisweilen bunte Blüten. Es war im Juli 1973, als Friedrich und Heide Hebsacker auf der Heimfahrt von der Schweiz ins hohenlohische Schwäbisch Hall in Überlingen Station machten und im Hotel Schäpfle nächtigten. Mit Gastgeber Helmut Schmadtke, seines Zeichens leidenschaftlicher Jäger und Kunde des Büchsenmachers, kam das Gespräch schnell auf das Thema Gewehre und Waffen – und das angrenzende Zeughaus, das Schmadtke den interessierten Hebsackers zeigte.
„Liebe auf den ersten Blick“
Das historische Gebäude aus dem Jahr 1471 war zunächst Badhaus des Spitals, das sich auf dem heutigen Landungsplatz befand. Später waren dort eine Büchsenmacherei und ein Waffenlager angesiedelt. 1973 erschien es in einem desolaten Zustand und dem Verfall nahe. Bei den Gästen war es dennoch „Liebe auf den ersten Blick“, wie sie später sagten. Die privilegierte Lage an der Seepromenade, die damals in der heutigen Form allerdings noch gar nicht existierte, und die ehemalige Bestimmung des Bauwerks hatten es Hebsackers besonders angetan.

Ehepaar beschließt, dem Zeughaus neues Leben einzuhauchen
Begünstigend kam hinzu, dass Friedrich Hebsacker seine Firma für die Produktion und den Vertrieb von Sportwaffen in Schwäbisch Hall ohnehin verkaufen wollte und auf der Suche nach einem neuen Domizil war. Dass beide zudem leidenschaftliche Segler waren, sprach zusätzlich für Überlingen als neue Heimat. Das Interesse bei den Hebsackers war geweckt. Sie recherchierten im Stadtarchiv zu den Ursprüngen des Zeughauses und fassten den Entschluss, das ehrwürdige alte Gemäuer zu renovieren und ihm wieder neues Leben einzuhauchen.
Feierliche Eröffnung mit prominenten Gästen im Jahr 1976
„Bis wir das Gebäude kaufen konnten, mussten einige kommunalpolitische Querelen ausgestanden werden“, erinnert sich Friedrich Hebsacker. Die Stadt habe zwar weder das Geld noch die Ambitionen gehabt, das einstige Zeughaus zu sanieren. Dennoch habe sich der damalige Gemeinderat schwer getan, die städtische Bausubstanz in private Hände zu geben.
Im Sommer 1974 konnte dann die Instandsetzung beginnen. Annähernd 2 Millionen DM investierten die Hebsackers nach eigenen Angaben in das Gebäude, das am 10. Dezember 1976 feierlich eröffnet werden konnte. Zu Gast war neben Bürgermeister Reinhard Ebersbach unter anderem der damalige Innenminister Karl Schiess. Das Landesdenkmalamt war mit von der Partie, obwohl es laut Hebsacker keinerlei Zuschüsse zur Renovierung beigesteuert hatte. Selbst der Direktor des Schweizer Waffeninstituts gratulierte zur Eröffnung des Zeughauses.
Ladengeschäft für Sportschützen und Museum ziehen zunächst ein
In den ersten Jahrzehnten befand sich ein Ladengeschäft mit Waffen für Sportschützen und Sammler sowie das Vertriebsbüro Hebsackers in dem Gebäude. Im ersten Obergeschoss hatten die neuen Eigentümer ein Museum mit Prunkwaffen und Informationen über die Entwicklungsgeschichte von Feuerwaffen. Symbolcharakter für das Zeughaus und die darin begründete Wehrhaftigkeit der Stadt schrieben die Hebsackers einer Zwölfpfünder-Kanone Napoleonischer Provenienz zu, die sie auf einer Auktion ersteigert hatten, und platzierten sie vor dem Gebäude. Sie sollte zu einem der beliebtesten Fotoobjekte an der Promenade werden, lange bevor Peter Lenk seinen Brunnen baute.
Zweiter Umbau erfolgte im Jahr 2003
Dort stand die Kanone auch noch nach der Umwidmung des Gebäudes zu einer Gaststätte im Erdgeschoss in den Jahren 2003/2004, nachdem Friedrich und Heide Hebsacker ihr Geschäft dort aufgegeben hatten.

Für diesen Umbau fochten die Eigentümer einen langen Kampf mit dem Landesdenkmalamt, um einen Durchbruch in die Giebelwand vornehmen zu können. Seit 15 Jahren ist hier nun ein beliebtes Speiselokal zuhause. Im Obergeschoss waren nach dem Umbau zunächst diverse Gesundheitsangebote eingemietet. Inzwischen sind dort Ferienwohnungen.