Markus Klein steht fröstelnd vor der Tür des Überlinger Ruderclubs (ÜRC) am Strandweg und raucht. Der See ist zwar nur wenige Meter entfernt, aber sehen kann man ihn bei dem dichten Nebel nicht. Markus Klein haut bei der Tagwachkapelle aus Rottweil auf die Pauke.
Nachtlager, wo sonst die Ruderer trainieren
Die Musiker sind wie schon 2006 zu Gast beim ÜRC, der ihnen wieder den Club- und den Kraftraum zum Übernachten zur Verfügung stellt. Das trübe Wetter macht ihm nichts aus, die Gruppe habe bei ihrem Sommerausflug die Stadt kennengelernt und auch den See gesehen.

Der erste Teil der Musiker ist am Freitag eingetroffen und hat sich zum Start des Narrentags eingebracht. Es war ein langer Abend. Markus Kleins Frau, Posaune, schläft noch.
Er wird später als Ordner beim Zug im Einsatz sein und Sonntagfrüh spielt die Kapelle. Um 6 Uhr morgens. „Das ist für uns spät“, sagt er lachend. „Wir spielen in Rottweil am Fastnachtsmontag immer um 4 Uhr!“

Oben im Kraftraum sind noch mehr Leute auf den Beinen. Uli Dom, Baritonhorn, hat seinen Schlafplatz in einer Fensternische, wo sonst die Ruder-Ergometer stehen. Fürs Foto legt er sich bereitwillig noch einmal hin, bevor er in seinen blauen Kittel schlüpft. Ihm ist kaum anzusehen, dass es Freitagabend spät wurde. Sie seien als Piraten bis 3 Uhr unterwegs gewesen.

„Das war eine gute Stimmung“, ist er zufrieden mit dem Auftakt. Auf die Frage, ob die fehlende Nachtruhe bei dem vollen Programm kein Problem sei, antwortet er: „Schlafen wird überbewertet!“ So sei es noch offen, ob sie vor ihrem Konzert Sonntagfrüh ins Bett gingen oder das nahtlos an diesen Abend anschließen ließen.

Bei Thomas Kluzik sind alle schon fit. Am Esstisch des Überlinger Hänsele sitzen zehn Leute, lauter Freunde aus Elzach und Rottweil, und frühstücken. Als der Tagesablauf besprochen wird, kommt die Frage nach einer Pause auf. „Pause ist nie!“, ist man sich einig. Auch hier sind alle entschlossen, den Narrentag in vollen Zügen zu genießen.

Zu den Höhepunkten gehört in ihren Augen der Gottesdienst am Sonntag im Münster, wenn die Narren im Häs oder Schuttig kommen. Nur dort dürften die Elzacher Narren die Larve lüften und Gesicht zeigen. Allerdings wäre es nicht immer sehenswert, was da nach einer langen Feiernacht zum Vorschein käme.
Zehn Narren sind bei Familie Kluzik zu Gast
Auf die Frage, wie lange sich die Runde schon kennt, wird es fast ein bisschen wehmütig. „Der letzte Narrentag in Überlingen ist schon 14 Jahre her, da war unsere Tochter drei Jahre!“, erinnert sich Thomas Kluzik. Wie aufs Stichwort geht wenig später die Tür auf und die 17-Jährige kommt nach Hause.

„Wir brauchen Dein Zimmer“, begrüßt sie ihr Vater schnörkellos. Die Tochter grinst und ist bereit, noch eine Nacht bei ihrer Freundin zu schlafen. So müssen die Gäste nicht ins Wohnzimmer umziehen.

Eigentlich sollten acht Leute hier übernachten, aber jetzt sind es zehn. Thomas Kluziks Frau nimmt es gelassen und wird gleich, wenn die Meute zum Narrenbaumstellen in die Stadt geht, erst einmal einkaufen.
Es werden Geschichten erzählt vom Narrentreiben und worin sich die Gebräuche unterscheiden. Uli Pitz berichtet, wie sie am Vortag jemanden aus ihrem Buchladen in Elzach geschmissen hat, der mit einem echten „Blodere“ hereingekommen sei.
Auf das Unverständnis der Journalistin folgt postwendend eine geruchsintensive Demonstration. Uli Pitz hat nämlich mehrere Schweinsblasen dabei. Die dürfen aber nur auf der Terrasse ausgepackt werden.