Strenge Lehrer, lustige Streiche
Der stolze Schulanfänger auf diesem Foto wurde kurz vor Weihnachten 1966 in der Wiestorschule eingeschult und ist somit ein Klassenkamerad von Hänselevater Harald Kirchmaier, den wir in der ersten Folge dieser kleinen Serie vorstellten. Auch der inzwischen 61-Jährige, um den es hier geht, erzählt von Begebenheiten, die heute skurril erscheinen: „Die Lehrer – meist im schwarzen Anzug mit Krawatte – liefen durch die langen Gänge, einer sogar mit qualmender Zigarre“, erinnert er sich. Und als ein Mitschüler eines Tages eine Kunststofftafel mitbrachte, habe die der Lehrer übers Knie zerbrochen und in den Mülleimer geworfen, da nur Schiefertafeln erlaubt waren.
Und, haben Sie ihn erkannt? Hier erzählt der Überlinger Narrenvater Thomas Pross über seine Schulzeit. Sechs Tage die Woche war Unterricht, später auch nachmittags, da es für die geburtenstarken Jahrgänge nicht genügend Klassenzimmer gab. Das lange Stillsitzen empfand der heutige Vater zweier erwachsener Kinder als anstrengend: „Die besten Schultage waren, wenn es hitzefrei gab“, sagt er daher. Auch die Streiche, die sie den Lehrern spielten, hat er in guter Erinnerung: „Der Schwamm von der Tafel wurde über der Tür platziert und mit einem Schnürchen mit der Türklinke verbunden. Beim Hereintreten des Lehrers fiel er diesem genau vor die Nase“, beschreibt der Überlinger Narrenvater.
„Die besten Schultage waren, wenn es hitzefrei gab“
Thomas Pross liebte schon als Schuljunge die Schulbefreiung durch die Narrenzunft am Schmotzigen Dunschtig. Auch der Kunstunterricht gefiel dem Schüler gut, der später in Stuttgart Architektur studierte. „Gar keinen Spaß haben mir die langweiligen Übersetzungen von irgendwelchen römischen Kriegen vom Lateinischen ins Deutsche gemacht“, erinnert sich der Architekt. Beeindruckt war er vom neuen Sprachlabor am Gymnasium und von den Sammlungs- und Laborräumen für Biologie, Physik und Chemie. Als er mit 17 Jahren auf die Jörg-Zürn-Gewerbeschule wechselte, begegnete er dem ersten Computer: „Der war so groß wie ein Tiefkühlschrank und hatte zwei Bildschirme für die ganze Klasse.“ Der Höhepunkt war für Thomas Pross das Abitur: „Ich glaube, wir haben eine Woche an verschiedenen Orten gefeiert.“
Einschulung in Kriegszeiten
„Ich bin nicht gern zur Schule gegangen“, sagt die heute 85-Jährige, wenn man sie auf ihre Schulzeit anspricht. „Ich wurde zehnmal umgeschult, dadurch konnten sich keine Freundschaften bilden.“ 1942 wurde sie in Waren an der Müritz in Mecklenburg-Vorpommern eingeschult und hatte einen Schulweg von fünf Kilometern: „Ich musste Rad fahren können bis dahin.“ Ihre Kindheit endete jäh mit dem neunten Lebensjahr, als ihre Mutter mit den Kindern vor den Russen floh – der Vater war lange verschollen. In Cuxhaven, wo sie beim Onkel unterkamen, mussten die Kinder eigene Stühle in das von den Engländern geräumte Gymnasium mitbringen. „Ich hatte keinen und der Stuhl, den ich geschenkt bekommen habe, war kaputt“, berichtet die Rentnerin, die seit 1997 in Überlingen lebt.
„Man muss für andere Menschen da sein“
Elke Bittrich ist die Großnichte von Anna und Wilhelm Zentgraf und Ehrenmitglied der Zentgraf-Stiftung, welche die Kindergärten der Stadt, die städtischen Altersheime und den Münsterbauverein unterstützt. Die Lehrerin leitete viele Jahre eine Grundschule in Kassel und ihr Ziel war es, dass die Kinder etwas lernen, aber gern zur Schule gehen: „Ich wollte es anders machen“, sagt sie daher mit Blick auf ihre eigene Schulzeit.
Als Schülerin spielte Elke Bittrich gern Theater, trug Gedichte vor und schrieb Aufsätze – Mathematik mochte sie weniger: „Das war mir nicht anschaulich genug, sodass ich die Notwendigkeit nicht verstand“, urteilt Elke Bittrich rückblickend. Sie gibt jedoch zu, dass nicht alles Spaß mache und man ein Pflichtbewusstsein fördern müsse. Soziales Engagement war ihr daher schon früh sehr wichtig: „Man muss für andere Menschen da sein und sie und ihre Notlagen verstehen.“
Behütete Kindheit in Salem
Dieser junge Mann erlebte hingegen eine sehr behütete Kindheit. Im Alter von drei Monaten zog er mit seinen Eltern aus Nordrhein-Westfalen ins beschauliche Salem-Neufrach, wo er 1992 eingeschult wurde. „Ich bin immer gern zur Schule gegangen, auch wenn ich zwischendurch alles andere als ein Musterschüler war“, gibt der heute 35-Jährige zu. Bis auf eine „pubertäre Unterbrechung“ habe er neben Sport auch Mathe immer sehr geschätzt, was ihm beruflich sehr zugutekommt. „Leider habe ich keinen künstlerischen Durchbruch gehabt“, fügt er schmunzelnd hinzu.
„Ich bin immer gern zur Schule gegangen“
Stefan Krause ist seit 2016 Stadtkämmerer in Überlingen. Aus seiner Schulzeit, auf die er sich gern zurückerinnert, nahm er für die Zukunft aber nicht nur die mathematische Bildung mit: „Später entdeckt man, dass in der Schulzeit als Floskeln empfundene Aussagen wie ‚lebenslanges Lernen‘ tatsächlich sehr entscheidend sind“, sagt der Vater von Zwillingen. Neben den unternommenen Klassenfahrten schätzt er die vielen geschlossenen Freundschaften, die bis heute Bestand haben.
Schule als Ort der Gemeinschaft
Das dunkelhaarige Mädchen schaut selbstbewusst und glücklich in die Kamera. „Meine Einschulung war toll, da alle Kindergartenfreundinnen mit eingeschult wurden“, sagt die 47-Jährige heute. Dementsprechend genoss sie während ihrer unbeschwerten Schulzeit vor allem die gemeinschaftlichen Unternehmungen und Veranstaltungen – Ausflüge, Landschulheime, Chorfreizeiten und -auftritte, Bundesjugendspiele, Schüler-Austausche mit Fontainebleau in Frankreich und mit Tabor in der damaligen Tschechei, die Lehrerverabschiedungen und die damit verbundenen großen Feste. „Sport, Biologie, Geografie und Mathe gehörten zu meinen Lieblingsfächern, wogegen Englisch und Deutsch nicht zu meinen Glanzfächern zählten“, ergänzt die heutige Landschaftsarchitektin.
„Multikulturelle Klassen haben einem den ‚normalen‘ Umgang mit Personen aus anderen Ländern gelehrt“
Edith Heppeler wurde in Konstanz-Allmannsdorf eingeschult und lebt seit 2012 in Uhldingen-Mühlhofen. Die zweifache Mutter ist Geschäftsführerin der Landesgartenschau Überlingen und profitierte nach eigenen Angaben besonders von den zwischenmenschlichen Erfahrungen aus ihrer Schulzeit: „Lehrer, die einen Zugang zu einem haben, haben einen großen, tollen Einfluss auf einen, der einen fürs ganze Leben prägt“, sagt sie. Auch war es für die 47-Jährige selbstverständlich, mit Mitschülern verschiedener Nationalitäten und Religionen umgeben zu sein: „Multikulturelle Klassen haben einem den ‚normalen‘ Umgang mit Personen aus anderen Ländern gelehrt.“
Schullaufbahn mit Hindernissen
Dieser fröhliche Überlinger empfand seine Einschulung in Bonndorf als sehr aufregend. Er besuchte keinen Kindergarten, sondern verbrachte seine frühe Kindheit auf dem elterlichen Hof, sodass die Grundschulzeit ihm die ersten Gruppenerfahrungen ermöglichte. „Auch war ich unsicher, was mich wohl in der Schule erwartete, da ältere Kinder mir natürlich auch das ein oder andere Schauermärchen erzählt hatten“, sagt der inzwischen 57-Jährige. Die Schullaufbahn des vierfachen Vaters verlief nicht ganz reibungslos: „Durch eine Auseinandersetzung mit dem Konrektor hatte ich einen kleinen Schulausschluss und musste mich somit zuhause alleine auf die Prüfungen vorbereiten“, berichtet er von der Mittleren Reife in Stockach.
„Nur wer sich einmischt, kann etwas bewirken“
Dies hinderte Martin Hahn jedoch nicht daran, als Abgeordneter in den Landtag einzuziehen. Der Grundstein für das politische Engagement des Landwirts wurde vermutlich schon im Geschichtsunterricht gelegt. Dort verkündete sein Lehrer, dass Gesetze dazu da seien, um sie einzuhalten – oder man müsse sie ändern. „Nur wer sich einmischt, kann etwas bewirken oder ein wenig verändern“, nahm Martin Hahn daraus für sich mit. Regeln und Anordnungen waren nicht immer seins, die damalige Strenge machte ihm zu schaffen. Die Gemeinschaft der Schüler sowie das Erleben und Erarbeiten in der Gruppe hingegen gefielen ihm sehr: „Nicht als Einzelkämpfer, nur in der Gemeinschaft, in der Gruppe ist man stark“, ist er überzeugt.