Ein Dreigangrad als besonderes Einschulungsgeschenk
Freudig zeigt der Blondschopf das neue Dreigangfahrrad, das er zur Einschulung in Ludwigsburg-Neckarweihingen geschenkt bekam. Der heute 50-Jährige interessierte sich bereits in seiner Schulzeit für gesellschaftspolitische Fragestellungen und schätzte daher die Fächer Heimat- und Sachkunde, Gemeinschaftskunde und Geschichte. Weniger Freude macht ihm hingegen Textiles Werken: „Die Wendeluftmasche habe ich nur mit großer Mühe hinbekommen“, gibt der im Jahr 2017 Zugezogene zu.
„Gelebte Gemeinschaft kann viel Gutes bewirken“
Haben Sie ihn erkannt? Der stolze Radbesitzer ist Jan Zeitler, Oberbürgermeister der Stadt Überlingen. Er erlebte seinen Schulstart und die folgende Schulzeit als „sehr geordnet und fürsorglich“ und den Rahmen aus klaren Vorgaben empfand er als hilfreich: „Ich wusste immer, was von mir als Schüler erwartet wird und konnte mich gezielt darauf vorbereiten“, sagt der 50-Jährige rückblickend. Als Höhepunkte seiner Schullaufbahn betrachtet er die Teilnahme an Klassenfahrten und am Schüleraustausch mit Frankreich. Besonders geprägt hat ihn das Wir-Gefühl im Klassenverband: „Gelebte Gemeinschaft und Zusammenhalt kann viel Gutes bewirken.“
Schokolade und ein sehr lauter Wecker in der Schultüte
Verschmitzt schaut die Erstklässlerin in die Kamera. Als Dorfschulkind in Staufen-Grunern im Breisgau erlebte die spätere Rektorin und Mutter zweier Söhne eine glückliche und unbeschwerte Grundschulzeit, auch wenn sich in der Schultüte neben der Lieblingsschokolade ein großer, sehr lauter Wecker fand: „Ich erinnere mich wirklich an keinen Tag, an dem ich nicht gern zur Schule gegangen bin“, sagt sie heute mit 55 Jahren. Besonders liebte sie „die langen und manchmal hitzigen Diskussionen mit den Lehrern, speziell im Deutsch- und Gemeinschaftskundeunterricht“, wohingegen sie in manchen Unterrichtsinhalten keinerlei Relevanz für ihr weiteres Leben erkennen konnte: „Heute spreche ich mit meinen Schülern oft darüber, warum die Überwindung dazu trotzdem gewinnbringend sein kann“, sagt die Lehrerin, die als Zwölftklässlerin einen Marathon lief.
„Das Gegeneinander lässt einen am Ende nur arm zurück“
Sieht man beide Bilder nebeneinander, ist Karin Broszat unverkennbar. Sie lebt seit 2002 am Bodensee und ist Rektorin der Realschule Überlingen und Landesvorsitzende des Realschullehrerverbands Baden-Württemberg. Aus dieser Perspektive bewertet die Pädagogin manches anders als zu ihrer eigenen Schulzeit: Was aus Schülersicht an Lehrern toll und lässig wirke, sei im Rückblick womöglich pädagogisch wenig wertvoll. „Umgekehrt kann es durchaus sein, dass man einen Lehrer, der einem damals mit seiner Strenge gewaltig auf den Keks gegangen ist, im Nachhinein sehr zu schätzen gelernt hat“, gibt die 55-Jährige zu bedenken. Aus ihrer Schulzeit habe sie alles mitgenommen, „denn man kann ja schließlich seine eigene Vergangenheit nicht wie ein Gepäckstück in einem Schließfach deponieren, um es für die weitere Reise nicht mitzunehmen“, sagt Karin Broszat. Die wertvollste Erkenntnis war für sie, dass es bei allen Unterschiedlichkeiten bereichernd war, das Miteinander zu leben: „Das Gegeneinander lässt einen am Ende nur arm zurück.“
Der Start in der kleinen Schule machte vieles leichter
Mit 19 anderen Abc-Schützen wurde dieser junge Mann im Sommer 1991 eingeschult. „Die Schule in Bodman war sehr klein, was für uns jüngere Schüler sehr angenehm war“, berichtet der inzwischen 37-Jährige, der verheiratet ist und zwei Kinder hat. Seine Schulzeit hat er trotz mehrerer Schulwechsel in guter Erinnerung. Nach Stationen an der Schule Ludwigshafen und der Wiestorschule besuchte er das Überlinger Gymnasium. Dort hatte er besonders an Geschichte, Gemeinschaftskunde und Erdkunde Freude, auch Mathematik habe ihm meistens Spaß bereitet. „Allgemein habe ich mich mit Dingen schwergetan, die mit meinem Lebensalltag und meinen Interessen wenig Gemeinsamkeiten hatten“, sagt der Hotelier und Gastronom mit Blick auf Bildende Kunst, Musik, Sport sowie Gedichtinterpretationen.
„Es schadet nicht, sich immer wieder mit Themen zu befassen, die einem fremd sind“
Der junge Wirt ist Lukas Waldschütz, der 2020 das elterliche Hotel und Restaurant Ochsen übernahm. Auch wenn man Dinge leichter lerne, wenn man sich dafür interessiere, lohne sich der Blick über den Tellerrand: „Es schadet nicht, sich immer wieder mit Themen zu befassen, die einem fremd sind.“ So setzte er sich mit seinen Mitschülern sehr für Verbesserungen der neu eingeführten Oberstufe ein, deren erster Abschlussjahrgang sie waren: „Das schweißt zusammen“, betont er mit Blick auf den Zusammenhalt der Stufe, der ihm sehr wichtig war. Darüber hinaus genoss Lukas Waldschütz die Ausflüge, Theaterbesuche, Klassenfahrten und den Schüleraustausch in die USA. An seinen Lehrern schätzte er, wenn sie sich sehr für den Unterricht, aber auch außerschulisch in Arbeitsgemeinschaften engagierten: „Dadurch wurde der Schulalltag bereichert“, erinnert sich der 37-Jährige.
Ein Schulstart in Frankreich ganz ohne Schultüte
Auf eine Schultüte musste das blonde Mädchen leider verzichten, als es in Saint Martin de Crau bei Arles in der Provence eingeschult wurde: „Diese Tradition ist in Frankreich nicht üblich“, erklärt die nun 51-Jährige. Da ihr Vater an verschiedenen Arbeitsstationen im Ausland tätig war, erlebte sie ihre Schulzeit als sehr spannend. Französisch hatte sie bereits im Kindergarten gelernt, zurück in Deutschland musste sie die deutsche Grammatik perfektionieren. Die sprachlichen Herausforderungen waren jedoch kein Hemmnis, sondern beflügelten sie dazu, sich durchzubeißen: „Der Kampfgeist führte mich dann auch im Sport oder in der Musik zu einer großen Selbstdisziplin“, sagt die zweifache Mutter, die seit 1995 in der Region lebt. Daneben schätzte sie Latein als Basis für andere Sprachen sowie Mathematik als Schlüssel für das Verständnis vieler Lebensbereiche, „auch für die Musik, die dann zu meinem Beruf wurde“, blickt die Kirchenmusikerin zurück.
„Die Höhepunkte waren meist die Dinge, die neben dem Unterricht stattfanden“
Nun ist klar, dass es sich um die Überlinger Münsterkantorin Melanie Jäger-Waldau handelt. Wichtige Ereignisse in ihrer Schulzeit haben mit Musik zu tun, aber nicht nur: Sie war Mitglied eines Flötenquartetts und in der Basketball-Schulmannschaft, sie war begeisterte Leichtathletin bei den Bundesjugendspielen und durfte beim Weihnachtskonzert in der 13. Klasse ein Händel-Orgelkonzert spielen. Überdies erinnert sie sich gern an das Unterstufen-Skilager, ihren Schüleraustausch nach Frankreich und die Abiturfahrt nach Prag: „Die Höhepunkte, die einem in Erinnerung bleiben, waren meist die Dinge, die neben dem Unterricht stattfanden“, stellt Melanie Jäger-Waldau fest. Nicht so begeistert war die Musikerin von den Fächern Deutsch, Geschichte und Chemie, was sie aber auch den Lehrkräften zuschreibt: „Es steht und fällt, wie in vielen anderen Bereichen auch, mit der Person, die begeistern oder nicht begeistern kann.“
Mit der Pudelmütze zur Einschulung im Dezember
Ein Erstklässlerbild mit Pudelmütze ist bemerkenswert, lässt sich aber mit Blick auf die Entstehungszeit erklären: Um den Schuljahresbeginn vom Frühjahr auf den Herbst zu verlegen, wurden 1966 zwei Kurzschuljahre durchgezogen. „Deshalb kam ich im Dezember in die Schule und war nach 18 Monaten in der dritten Klasse“, berichtet der gebürtige Überlinger, der heute 61 Jahre alt ist. Seine Erinnerungen an die Schulzeit an der Wiestorschule fallen nicht sehr positiv aus: „Unser Lehrer war ein alter Haudegen und wir waren die letzten Grundschüler, die noch Backpfeifen bekamen.“
„Nach dem Abi 1979 haben wir eine Woche durchgefeiert“
Wenn Hänselevater Harald Kirchmaier die Karbatsche schwingt, wird hingegen niemand verletzt. Bereits als Jugendlicher liebte der Vorsitzende der Hänselezunft gemeinschaftliche Unternehmungen wie die Zeit im Landschulheim, die Studienfahrt nach London und unzählige Feste mit den Klassenkameraden: „Nach dem Abi 1979 haben wir eine Woche durchgefeiert“, sagt der Vater eines Sohnes. Wird er nach seinen Lieblingsfächern gefragt, gibt er ganz offen zu: „So richtig gern gemacht habe ich eigentlich nichts, am liebsten noch Englisch und Latein.“ Mathe sei aufgrund des Lehrers „der Horror“ gewesen – erst im Maschinenbaustudium sei der Knoten geplatzt, erinnert sich der Diplomingenieur: „Manchen Lernstoff, den man in der Schule für überflüssig hält, kann man im späteren Leben doch noch brauchen.“