Passend für unseren Termin hat Benjamin Kostenbäder seine Schultüte vor ein paar Tagen wiedergefunden. Nach zwölf Jahren ist das gute Stück zwar etwas verknickt, aber der selbst gebastelte Feuerwehrmann darauf noch gut zu erkennen. Im September 2009 posierte er damit für den SÜDKURIER, der ihn an seinem ersten Schultag in der Burgbergschule begleitete. Heute, an seinem letzten Schultag am Gymnasium Überlingen, wirkt die Tüte deutlich kleiner in den Händen des 18-Jährigen. Gleich wird er in der Turnhalle sein Abitur-Zeugnis entgegennehmen.

Neugierig auf den Inhalt der Schultüte

Vor zwölf Jahren war Benjamin Kostenbäder vor allem stolz, endlich ein Schulkind zu sein und neugierig auf den Inhalt der Tüte. Was war denn drin? „Oh, das weiß ich nicht mehr“, gibt Benjamin Kostenbäder zu. „Wahrscheinlich Süßigkeiten und Stifte.“ An seinen ersten Tag als Schüler hat er kaum noch Erinnerungen. An der Grundschulzeit hat ihm gut gefallen, dass er in der jahrgangsübergreifenden Klasse später der Ältere war und anderen helfen konnte.

Benjamin Kostenbäder als Erstklässler im Jahr 2009. Auf den Inhalt seiner Schultüte war er damals besonders neugierig.
Benjamin Kostenbäder als Erstklässler im Jahr 2009. Auf den Inhalt seiner Schultüte war er damals besonders neugierig. | Bild: Eva-Maria Bast

Schüleraustausch führte ihn in die USA

Nach dem Höhepunkt seiner Schullaufbahn gefragt, antwortet er ohne zu zögern: „Das Highlight war der Schüleraustausch und der Aufenthalt in den USA!“ Das war 2018. Mit Glück ergatterte er bei der Auslosung einen der wenigen Plätze. Wenn er von den drei Wochen bei der Gastfamilie in Iowa berichtet, geht ein Strahlen über sein Gesicht.

Der damals 15-Jährige kam in eine gut situierte Unternehmerfamilie, wurde mit dem eigenen Flugzeug mitgenommen und lernte deren Ferienhaus am Mississippi kennen. Ein Jahr später kam dann die Gastschwester für drei Wochen an den Bodensee. „Gerade vor dem Hintergrund, dass für uns alle Studienfahrten ausgefallen sind, war das etwas ganz Besonderes“, schaut Benjamin Kostenbäder zurück.

„Gerade vor dem Hintergrund, dass für uns alle Studienfahrten ausgefallen sind, war das etwas ganz Besonderes.“
Benjamin Kostenbäder über den Schüleraustausch

Sein Auslandsaufenthalt fiel genau in die Bewerbungszeit der Kandidaten für den ersten Überlinger Jugendgemeinderat. Der Abiturient löste das Problem, indem er vorab mit Freunden ein Video aufnahm, in dem er sich und seine Ziele vorstellte. Es war bei der Kandidatenvorstellung in der Wiestorhalle die einzige digitale Präsentation. Damals ahnte keiner, dass zwei Jahre später alle Kandidaten dieses Format nutzen mussten, da Corona keine Präsenzvorstellung zuließ.

Vorsitzender des ersten Jugendgemeinderats

Benjamin Kostenbäder wurde in das Gremium und dort zum Vorsitzenden des ersten Jugendgemeinderats gewählt. Gleich in einer der ersten öffentlichen Sitzungen demonstrierte er, dass er das Amt und die Regeln ernst nahm. Als eine Verwaltungsmitarbeiterin sich einfach an der Diskussion beteiligte, entgegnete er. „Sie haben jetzt kein Rederecht.“ Das saß. Darauf angesprochen muss er schmunzeln und sagt: „Den Spruch habe ich mir vom Oberbürgermeister abgeschaut.“

Die ersten Jugendgemeinderäte trugen sich 2018 in das Goldene Buch der Stadt ein (von links): Liza-Marie Schumacher, Vanessa Schnell, ...
Die ersten Jugendgemeinderäte trugen sich 2018 in das Goldene Buch der Stadt ein (von links): Liza-Marie Schumacher, Vanessa Schnell, Fabienne Nejad, Espen Rechtsteiner, Julia Sonntag, Benjamin Kostenbäder, Berfin Demirdüken, David Jung, Ina Holzer, Sven Erik Feger, Victor Kliewer und Oberbürgermeister Jan Zeitler. | Bild: Sabine Busse (Archiv)

Benjamin Kostenbäder schied zwar Ende 2019 aus persönlichen Gründen aus dem Gremium aus, konnte aber viel für sich mitnehmen. So habe er Einblicke bekommen, wie eine Stadtverwaltung funktioniert und wie nah die kommunalen Gremien an den Bürgern sind. Dazu lernte er, in einem Team zu arbeiten und Verantwortung zu teilen.

Homeschooling gestaltete sich anstrengend

Die letzten drei Schulhalbjahre vor dem Abi liefen für ihn durch die Corona-Pandemie anders als geplant. „Mit dem Homeschooling wurde es anstrengend“, sagt er. Man habe sich erst einmal in diese Lernform einfinden müssen. Dazu wären die dauernden Unsicherheiten, wie es weitergeht und was als Nächstes kommt, schwierig gewesen. „Man musste sich dauernd anpassen.“

Das könnte Sie auch interessieren

Zum Schluss gab es wieder Präsenzunterricht und er sei mit dem jetzt erzielten Ergebnis zufrieden. Die zwei ausgefallenen Studienfahrten sind allerdings unwiederbringlich. Ist er enttäuscht? „Das kommt ja immer auf die Erwartungen an“, sagt er erstaunlich abgeklärt. „Man bekommt schließlich nicht bei der Einschulung versprochen, dass man Studienfahrten machen wird.“

Lange wollte der Schüler Architekt werden

Der Erstklässler Benjamin Kostenbäder hat damals erzählt, dass er Architekt werden will. Der Beruf habe tatsächlich noch lange auf seiner Liste gestanden, berichtet er. Aber nun stehe fest, dass er sich gleich am nächsten Tag, wenn er das Zeugnis hat, für einen BWL Studienplatz an der Uni in Mannheim bewirbt. Ihm gefällt, dass der Studiengang dort zur Hälfte auf Englisch abgehalten wird und ein Auslandssemester obligatorisch ist. „Ich finde es wichtig, mal in die Welt hinaus zu kommen. Man bleibt begrenzt, wenn man immer im eigenen Land bleibt. Man kann ja wiederkommen!“

„Ich finde es wichtig, mal in die Welt hinaus zu kommen.“
Benjamin Kostenbäder über ein mögliches Auslandssemester

Der SÜDKURIER-Kollegin vor zwölf Jahren hatte der kleine Benjamin gesagt, dass wahrscheinlich Smarties in seiner Schultüte seien. Er kann sich zwar nicht mehr erinnern, ob das stimmte, aber über die bunten Süßigkeiten freut er sich immer noch.

Das könnte Sie auch interessieren