Soll eine/r sagen, es gäbe keine Wunder. Schon kurz vor Weihnachten hatten Pfarrer Bernd Walter und Ulrich Köberle vom „Verein Konzertreihe St. Jodok“ in der Sakristei des Münsters einiges Überraschende aufgetischt und dem SÜDKURIER präsentiert.
Nicht nur dass der Geistliche beim Aufräumen einige längst in Vergessenheit geratene Devotionalien der Pilgerkirche im Überlinger Dorf gefunden hatte. Schon einige Monate zuvor waren nach längerer Korrespondenz zwei mutmaßliche Heiligenfiguren per Post aus Hamburg eingetroffen, die wohl 1965 entwendet worden waren und reuige Erben zurückgegeben hatten.
Im September 2018 hatte das Pfarramt nach einer ersten Anfrage aus der Hansestadt Stadtarchivar Walter Liehner zu Rate gezogen. Der identifizierte anhand der Fotografien die Figuren aus der Jodokkirche sofort und informierte die Pfarrei. Bis zur Rückkehr der Heiligen aus Hamburg sollte es allerdings noch einige Zeit dauern.

Zu dieser kleinen Sammlung aus der Jodokkirche passte gerade perfekt das stark lädierte großformatige Marienbild einer Mater dolorosa, das schon seit gut zehn Jahren im Atelier der Restauratoren Barbara Lorenzer und Markus Heberle hing und dort einer ungewissen Zukunft harrte.
Wolfgang Woerner, Motor des Münsterbauvereins und Hüter der Goldbacher Kapelle, hatte es auf dem Speicher der Kirche entdeckt und den Restauratoren übergeben. Die bloße Leinwand war dort lange aufgerollt gelagert gewesen, was die extrem stark abgeblätterte Bemalung erklärt.
Ungeachtet dessen glaubte Kunsthistoriker Ulrich Knapp, der das Gemälde auf die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts datierte und als Beispiel der Volksfrömmigkeit bezeichnete, am Rande des Bildes schemenhafte Stadttore zu erkennen. „Das könnte vielleicht das Aufkircher Tor gewesen sein“, mutmaßt Ulrich Köberle.

Alles in allem lag für den Verein Konzertreihe St. Jodok nahe, die Kunstwerke und Objekte aus dem Verborgenen ans Licht zu holen – in Form einer zweiwöchigen Ausstellung in dem Gotteshaus selbst. Von 28. März bis 11. April – so war es zumindest Anfang der Woche noch geplant – sind die kleinen Kirchenschätze jeweils von 14 bis 17 Uhr zu sehen.
Hoffnung auf finanzielle Unterstützung durch Paten
Auf Wunder hoffen müssen die Aussteller, wenn man die Preisschilder an den mehr oder weniger lädierten Kirchenschätzen sieht. Die stehen zwar keineswegs zum Verkauf, sollen jedoch nach Möglichkeit fachkundig restauriert werden – mit der finanziellen Unterstützung von potenten Paten.
Das muss schon sein, wer das die Ausstellung dominierende Marienbild auf seine Kosten auf Vordermann bringen lassen möchte. Immerhin 20 500 Euro sind hier als finanzieller Aufwand veranschlagt. Ja, wer das Bild bei Lichte betrachtet, wundert sich darüber nicht einmal, sondern eher darüber, dass das Kunstwerk überhaupt noch sanierbar ist.
Da ist die auf 1781 datierte Holzplastik eines auferstanden Christus mit 1500 Euro geradezu preiswert. Ja, für die beiden gestohlenen vermeintlichen Heiligenfiguren des Ambrosius und Augustus sind sogar „nur“ 550 Euro an Sanierungsaufwand für erforderlich gehalten. Die Hoffnung auf Mäzene für die fachgerechte Restaurierung ist allerdings nur ein Aspekt der Ausstellung. Am Herzen liegt es ihnen auch, die künstlerischen Werke und Devotionalien der kirchlichen Liturgie wie historische Messkelche, Weihrauchfässer oder Hostiendosen überhaupt einem Publikum zeigen zu können.

„Geteilte Freude ist doppelte Freude“, sagt Münsterpfarrer Bernd Walter im Vorwort zu dem kleinen Ausstellungskatalog, in dem alle Objekte detailliert dargestellt und beschrieben sind. Schon jetzt erwägt der Verein für das kommende Jahr eine weitere Ausstellung, bei der er gerne einige restaurierte Elemente zeigen würde.