Die Polizei ermittelt gegen zwei Männer im Alter von 31 und 25 Jahren, die am Donnerstag (30. Mai) gegen 22.30 Uhr am Tresen in einer Gaststätte in der Münsterstraße, nach Vorbild des Skandal-Videos von Sylt, rechtsradikale Gesänge von sich gegeben haben sollen. Das berichtete ein Zeuge der Polizei gegenüber.

Nach Polizeiangaben waren die beiden Männer stark alkoholisiert. Sie seien des Hauses verwiesen worden, woraufhin sie in eine Kneipe in der Schulstraße wechselten. Dort beteiligten sie sich an einer Schlägerei, die zwischen 0.30 Uhr und 0.45 Uhr zu Körperverletzungen und zu einem Polizeieinsatz führte. Bei der Aufnahme dieses Falls stellten sie bei den beiden einen Alkoholwert von 1,5 und 2,0 Promille fest. Dabei hörten die Beamten von dem vorangegangenen Fall, für den nun weitere Zeugen gesucht werden.

Soweit die Erkenntnisse der Polizei nach den ersten Zeugenbefragungen in der Nacht auf Freitag. Die Polizei des Präsidiums in Ravensburg nimmt nach eigener Aussage solche Fälle sehr ernst und ruft dazu auf, sich umgehend bei ihr zu melden, wenn es zu solchen Taten kommt.

Tresen oder Nebenzimmer?

Nach den Erkenntnissen von Oliver Haarmann, Wirt im Galgenhölzle, sind nicht die beiden 31 und 25 Jahre alten Männer die Täter der rechtsradikalen Umtriebe. Vielmehr habe er sie des Hauses verwiesen, weil sie „laut und unangenehm“ irgendwelche Festgesänge von sich gegeben hätten. Rechtsradikale Äußerungen seien nicht enthalten gewesen, sagte Haarmann.

Allerdings hätten Gäste im Nebenzimmer des Galgenhölzle nach Sylter Vorbild ein rechtsradikales Lied angestimmt, woraufhin er sie streng zur Ruhe ermahnt habe. „So etwas hat bei uns keinen Platz“, sagte Haarmann. „Bei uns ist Multikulti.“ Das habe er seinen Gästen deutlich gemacht. Sie hätten es eingesehen und er habe sie nicht rausgeschmissen. Wie es dann aber zu der Zeugenaussage gegenüber der Polizei kam? Er halte eine Verwechslung von Rauswurf am Tresen und der Tat im Nebenzimmer für denkbar, so Haarmann.

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Meinung von Jeckel und Reutlinger

Die beiden Gründer von Galgenhölzle und Anusch‘s Pub, Michael Jeckel und Michael Reutlinger, sind sich einig: Solche Gäste haben in ihren Häusern nichts verloren. Wer rechtsradikale Parolen grölt, fliegt raus. Galgenwirt Jeckel übergibt 2025 seine Kneipe vollständig an Oliver Haarmann. An Fronleichnam war er nicht in der Gaststätte, als der Vorfall passierte. Was er davon hält, wenn jemand in seiner Gaststätte Nazi-Parolen brüllt, drückt Jeckel, langjähriger CDU-Gemeinderat, mit deutlichen Begriffen aus, ähnlich kraftvoll wie es Udo Lindenberg anlässlich der Vorfälle von Sylt formulierte, mit einer Zeile aus seinem Song Panik-Panther von 1992: „Also Faschos, verpisst euch, keiner vermisst euch.“

Unter 18-Jährige kommen nicht rein – und Gäste, die Nazi-Parolen grölen, fliegen laut Gaststättengründer Michael Jeckel raus.
Unter 18-Jährige kommen nicht rein – und Gäste, die Nazi-Parolen grölen, fliegen laut Gaststättengründer Michael Jeckel raus. | Bild: Jürgen Baltes

Michael Jeckel betont, dass gegen Leute, die Nazi-Parolen grölen, ebenfalls die volle Härte des Gesetzes angewendet werden müsse. „Die stellen unsere Demokratie infrage. Haben die denn alle vergessen, was uns die Demokratie in Europa alles schon gebracht hat?“

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Im Anusch‘s nicht geduldet

„So etwas lasse ich nicht zu“, sagte Michael Reutlinger von Anusch‘s Pub. In seiner Kneipe werden Gäste, die rechtsradikale Parolen skandieren, des Hauses verwiesen. Das sei aber schon lange nicht mehr vorgekommen. „Ich tue mir auch mit Leuten schwer, die bei der AfD sind“, sagte er. „Das gehört nicht in unsere Gesellschaft, dafür habe ich null Verständnis.“

Die beiden Gaststätten unterstützen sich gegenseitig, berichtete Reutlinger. Wenn ein Rauswurf in der einen Kneipe erfolgt, werde das Personal in der anderen informiert, so dass sie normalerweise keinen Zutritt bekommen. „Es muss ja einen Grund geben, wenn jemand rausfliegt.“ Warum die beiden Beschuldigten nach dem Rauswurf im Galgen Zutritt im Anusch‘s erhielten, müsse noch geklärt werden, sagte Reutlinger, der an dem Abend nicht in der Kneipe war. „Wir wissen ja nicht immer genau, wie die Leute aussehen.“

Die Polizei bittet um Zeugenhinweise. Entweder an die Kriminalpolizei in Friedrichshafen unter Telefon 07541 7010. Oder an das Revier in Überlingen unter Telefon 07551 8040.