Wenn es nach dem Bonndorfer Ortschaftsrat geht, bleibt einer der beiden Spazierwege auf den Kaien gesperrt. Es handelt sich um einen Privatweg auf einen Aussichtspunkt im Überlinger Teilort. Der Ortschaftsrat sprach sich in seiner Sitzung am Mittwoch einstimmig dafür aus, der Petition eines Anliegers nicht stattzugeben. Damit stärken die Räte dem Eigentümer und dessen landwirtschaftlicher Nutzung den Rücken.

Martin Jaroch, Bewohner auf dem Kaien in Überlingen-Bonndorf, ist mit seiner Petition im Ortschaftsrat gescheitert. Nun hofft er auf ...
Martin Jaroch, Bewohner auf dem Kaien in Überlingen-Bonndorf, ist mit seiner Petition im Ortschaftsrat gescheitert. Nun hofft er auf eine anderslautende Entscheidung des Gemeinderats. | Bild: Stefan Hilser

Der Weg steht im Eigentum der Familie Raabe. Sie plant den Ausbau ihrer Pferdehaltung und argumentiert, dass der Spazierweg mitten durch die Koppel führe. Als der Weg ins öffentliche Wegenetz aufgenommen worden sei (inklusive der Montage gelber Wanderwegsschilder), sei dies ohne Rücksprache mit ihnen erfolgt. Sie hätten es jahrelang geduldet, müssten den Weg jetzt aber sperren, so ihr Argument, das der Ortschaftsrat für nachvollziehbar hält.

Blick vom Kaien auf Bonndorf. Im Hintergrund sind die Hegau-Vulkane schemenhaft erkennbar.
Blick vom Kaien auf Bonndorf. Im Hintergrund sind die Hegau-Vulkane schemenhaft erkennbar. | Bild: Stefan Hilser

Martin Jaroch wohnt mit seiner Familie auf dem Kaien, in direkter Nachbarschaft zur Familie Raabe. Er hatte im Rathaus eine Petition gegen die Sperrung eingereicht, mit der er die sofortige Wiedereröffnung erwirken wollte. Der Gemeinderat der Stadt Überlingen nimmt sich dem Thema voraussichtlich in seiner Sitzung am 30. April an, wollte zuvor aber das Votum des Ortschaftrates hören.

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Google-Maps lotst zunehmend viele Wanderer auf den Kaien

Ortsvorsteherin Ute Kuppel berichtete in der Ortschaftsratssitzung am 8. April davon, dass Mitte März ein Vor-Ort-Termin mit Vertretern sowohl des Grünflächenamts als auch des Ordnungsamts stattgefunden habe. Der Eigentümer habe dabei nicht nur auf die jahrelange Duldung hingewiesen, sondern auch darauf, dass auf dem Gelände von der zunehmend großen Zahl an Besuchern Müll hinterlassen werde.

Es handle sich um eine zertifizierte Naturwiese, teils in Steillage, die von Schafen beweidet werde. Aufgrund vieler Empfehlungen bei Google-Maps oder Online-Wanderführern wie Komoot, so Ortsvorsteherin Kuppel, werde der Aussichtspunkt von überregionalem Publikum zunehmend bevölkert. Die Einwohner von Bonndorf, so schilderte sie ihren eigenen Eindruck, würden diesen Weg gar nicht benutzen. Es gebe eine ausgeschilderte Ausweichstrecke.

Martin Jaroch fehlt in der Sitzung unentschuldigt

Vor der Abstimmung über Jarochs Petition hätte der Ortschaftsrat ihn und seine Argumente angehört. Wie Kuppel sagte, habe er eine Einladung enthalten, fehle aber unentschuldigt. Dem SÜDKURIER teilte Martin Jaroch nach der Sitzung mit, dass er aus beruflichen Gründen verhindert gewesen sei. In einer E-Mail an unsere Redaktion schreibt er, dass er „mit einer unabhängigen Bewertung der Sachlage durch den Ortschaftsrat nicht gerechnet habe“. Es gehe ihm eigenem Bekunden nach nicht um sich, sondern um den Freizeitwert der Überlinger Hügellandschaft. Nach seiner Rechtsauffassung dürfe der Weg nicht gesperrt werden, auch wenn er in Privateigentum ist. Sofern sich der Ortschaftsrat gegen seine Petition stelle, stelle er sich gegen die eigene Wählerschaft. Nun wartet Jaroch ab, welche rechtlichen Gesichtspunkte im Gemeinderat vorgetragen werden.