Vollbremsung, Flaschen fallen zu Boden, Fahrgäste sind erschrocken: Die historische Dampflokomotive 23 058 und mehrere Waggons kommen nahe Uhldingen-Mühlhofen zum Stehen. An Bord sind 74 Schweizer Gäste und rund 15 Servicekräfte. Sie sind an diesem Wochenende im Oktober auf einer Historienfahrt des Vereins Eurovapor in dem Zug aus dem Jahr 1955 auf dem Weg nach Lindau. Der Grund für den ungeplanten Halt: Gegenstände auf den Gleisen haben die Räder der Lokomotive beschädigt. Die Weiterfahrt ist ungewiss.

Auf einem Ausweichgleis kontrollieren Beamte der Bundespolizei das Fahrwerk. Zur Reparatur muss das Fahrzeug in eine Spezialwerkstatt. Alle weiteren Buchungen der Dampflok müssen bis auf Weiteres mit entsprechendem Einnahmeverlust abgesagt werden, erklärt damals Gerd Hilligardt, Vorsitzender des Vereins Eurovapor. Die Bundespolizei schätzt den entstandenen Schaden auf rund 40.000 Euro und beginnt Ermittlungen zu dem Vorfall.

Was war die Ursache?

Mehr als einen Monat später weiß die Bundespolizei kaum mehr. Welche Gegenstände für diese Schäden gesorgt haben und wie diese auf die Gleisen gekommen sind, sei weiter unklar. Ein Zeugenhinweis sei zwar eingegangen, laut Sprecher Nico Haller konnten die Metallteile auf den Gleisen bislang aber nicht identifiziert werden. Ursprünglich waren die Beamten davon ausgegangen, dass Unbekannte mutwillig Gegenstände auf die Schienen gelegt hätten. „Wir können nicht ausschließen, dass es eventuell Teile vom vorausfahrenden Zug waren“, so Haller.

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Der Pressesprecher erklärt den Stand der Ermittlungen auch damit, dass die Bundespolizei Konstanz mehrere Untersuchungen gleichzeitig führe. Neben Vorfällen wie bei Uhldingen-Mühlhofen müssten die Mitarbeiter zahlreiche Delikte wie Diebstahl oder Schlägereien in der Bahn abarbeiten. „Das bindet alles Kapazitäten.“ Sinnbildlich dafür ist auch, dass seit dem Vorfall eine Presseanfrage zur Zahl ähnlicher Vorfälle noch nicht beantwortet werden konnte.

Schaden an Lok fällt geringer aus

Gerd Hilligardt, der Vorsitzende des Vereins Eurovapor, hat seit dem Vorfall nichts mehr von der deutschen Bundespolizei gehört. Der Schweizer berichtet aber davon, dass die Schäden an der Dampflokomotive geringer ausgefallen sind als anfangs befürchtet. „In der Spezialwerkstatt in Nürnberg hat sich gezeigt, dass wir nur zwei Radsätze erneuern mussten. Ansonsten war nichts beschädigt“, sagt der Schweizer.

Gerd Hilligardt, Vorsitzender des Vereins Eurovapor. Dieser veranstaltet Rundfahrten mit historischen Zügen im Dreiländereck und anderen ...
Gerd Hilligardt, Vorsitzender des Vereins Eurovapor. Dieser veranstaltet Rundfahrten mit historischen Zügen im Dreiländereck und anderen Teilen Baden-Württembergs. | Bild: Matthias Polz

Wie teuer die Überführung nach Franken und die Reparatur waren, wisse er noch nicht. „Die Rechnung habe ich noch nicht bekommen“, sagt er. Sie werde aber sicherlich unter den befürchteten 40.000 Euro liegen. Hilligardt zeigt sich auch glücklich darüber, dass der Verein Eurovapor die gebuchten Fahrten in der Vorweihnachtszeit nun umsetzen könne. „Da bin ich schon sehr erleichtert“, sagt er. Hat sich für ihn der Vorfall damit erledigt? Nicht ganz, meint er. „Was da auf den Gleisen gelegen hat, das würde ich doch gern noch wissen.“