Ohne ehrenamtliches Engagement würde es viele Projekte, Angebote und Hilfen in den Städten und Dörfern im Bodenseekreis nicht geben. Hinter den Vereinen und Gruppen stehen dabei Menschen mit großem Herz und großen Zielen. Horst Krake bleibt dennoch bescheiden: „Man schlittert da so rein“, sagt er. Auch bei Anita Sulger kam eines zum anderen.

Horst Krake gründet den Ortsseniorenrat

Horst Krake hat den Ortsseniorenrat in Uhldingen-Mühlhofen ins Leben gerufen. Aus einem einfachen Grund: „Senioren brauchen eine Anlaufstelle“, sagt der 83-Jährige. Und genau die ist der Pensionär. Regelmäßig rufen ihn Menschen an, ob er sie zur Werkstatt fahren könne oder zum Einkaufen. Krake schaut in den Kalender. Hat er Zeit, sagt er in der Regel ja. Dafür opfere er dann zwei Stunden. Letztlich versteht er sein Engagement als private Nächstenliebe. „Ehrenamt ist für mich, zu helfen, ohne eine Gegenleistung zu bekommen.“

Sein Wirken hinterlässt bereits Spuren. Anfang des Jahres erhielt er von Bürgermeister Dominik Männle die Bürgermedaille in Silber für seinen Einsatz. „Als er vortrug, was ich alles gemacht habe, bin ich immer weiter runtergegangen“, schildert Krake scherzhaft. Doch es liegt auch Demut in der Stimme.

Horst Krake steht in seinem Arbeitszimmer. Er hat schon viele Ehrenämter bekleidet.
Horst Krake steht in seinem Arbeitszimmer. Er hat schon viele Ehrenämter bekleidet. | Bild: Rasmus Peters

Krake war immer umtriebig. Er lächelt, wenn ihm wieder eine Anekdote einfällt. Zu allem kann er etwas sagen, weil er viel erlebt hat. Mit sechs Jahren kam er aus Leipzig nach Unteruhldingen. Dort ist er aufgewachsen. Der Bodensee prägt ihn bis heute. „Der See ist meine Bezugsquelle“, sagt er.

Aus ihm sammelt er die Energie, wie die Fischer ihren Fang, mit denen Krake aufgewachsen ist und wo er als Junge so gern dabei war. Er wollte Kapitän zu See werden, doch die Ärzte bescheinigten ihm schlechte Augen. Also entscheid er, Koch zu werden. Schließlich bräuchten Schiffsmannschaften Verpflegung. Also lernte er in Konstanz kurzerhand im Gasthaus „Krone“ Koch. Und er segelt. Fünf Jahrzehnte war er Mitglied des Segelclubs Unteruhldingen.

Nach der ersten Ehe lernte er Einzelhandel und führte in Uhldingen einen Supermarkt. Sein Erstkontakt für zwischenmenschlichen Einsatz. Er bekam eine Auszubildende zugeteilt, die er aufgrund verschiedener Herausforderungen ihrerseits unterstützen wollte. Doch die Eltern holten sie aus seinem Laden zurück, sie solle in die Industrie. Aufhalten konnte er sie nicht. 1978 begann er bei der Post. Bis zu seiner Pensionierung fuhr er die großen Lastwagen mit Paketen und Briefen. Erst zwischen Konstanz und Offenburg, dann zwischen Konstanz und Eutingen im Gäu.

Das Hafenfest ist einer der Höhepunkte im Uhldinger Jahreskalender. Hier ist das Feuerwerk am Samstagabend zu sehen.
Das Hafenfest ist einer der Höhepunkte im Uhldinger Jahreskalender. Hier ist das Feuerwerk am Samstagabend zu sehen. | Bild: Kleinstück, Holger

1998 kam die Pensionierung, und mit ihr die Ehrenämter: zunächst als Wanderführer. Krake führte Gruppen zur Reichenau – natürlich mit dem Schiff. 2002 wurde er Führer bei den Pfahlbauten. 2013 rief er schließlich auf Geheiß des Kreisseniorenrats eine Ortsgruppe des Verbands in Uhldingen-Mühlhofen ins Leben. Damals 19 Mitglieder, ist er inzwischen auf 54 angewachsen. Für die Zukunft schwebt ihm ein Saal der Begegnung vor, wo sich Ältere zum Kaffeetrinken oder zum Spielen treffen können. Auch ein Seniorenbeauftragter, findet er, stünde seiner Gemeinde gut. Nicht zuletzt unterstütze das Ehrenamt die Gemeinde. Denn durch die Ehrenamtlichen bleibe die Verwaltung am Ball.

Mit der Pension sei es verführerisch, aufs Schiff zu steigen, doch ihm genüge es, die Reisen im Fernsehen zu sehen. Er ist dankbar, dass er helfen kann und beendet das Gespräch so bescheiden, wie er es begann: „Wenn die Leute zufrieden sind, bin ich es auch.“

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Anita Sulger ist das Herzstück vieler Initiativen

Anita Sulger ist Sinnbild eines Dreh- und Angelpunktes, eines Herzstücks. Seit 1975 wohnt sie an Ort und Stelle in Unteruhldingen. Es sei super, solange in einem Haus zu wohnen, sagt sie. Ursprünglich kommt Sulger aus Tuttlingen. Doch das ist, wie gesagt, beinahe 50 Jahre her. „Ich war kein Vierteljahr hier, da kam der Pfarrer auf mich zu“, schildert Sulger, ob sie ihn nicht unterstützen könne. Von da an kam eines zum anderen. Sie wurde Messnerin der Kapelle in Unteruhldingen, Messnerin der Kapelle von Oberuhldingen und Kirchengemeinderätin. 24 Jahre war sie Teil des Gremiums, 16 davon als dessen Vorsitzende. Doch damit war noch lange nicht genug.

Nebenher arbeitete sie Vollzeit als Direktionssekretärin am Gymnasium in Überlingen und wurde Mutter. Kaum kam ihr Sohn in die Schule, wie konnte es anders sein, wurde sie Teil der Elternvertretung in der Bildungsstätte, im Fußballverein und in der Musikschule. Trotzdem wurde sie noch Kindergartenbeauftragte ihrer Kirchengemeinde und blieb es bis 2022.

Für Anita Sulger ist das Ehrenamt ein Akt der Nächstenliebe. Es ist ihr in die Wiege gelegt worden, sagt sie. Das Bild im Hintergrund ...
Für Anita Sulger ist das Ehrenamt ein Akt der Nächstenliebe. Es ist ihr in die Wiege gelegt worden, sagt sie. Das Bild im Hintergrund bekam die 75-Jährige zum Abschied als Kindergartenbeauftragte. | Bild: Rasmus Peters

Sie ist eine private Seelsorgeeinheit. Heute hält sie auch Wortgottesdiente ab, sie singt und betet mit den Senioren und Demenzerkrankten im Belvita. Als Bewohnerfürsprecherin, die sie seit 2008 ist, begleitet sie sie auf ihrer letzten Reise und kümmert sich auch hier um ihre Anliegen.

Der Punkt, an dem alles zusammen läuft, ist für sie der christliche Glaube. Schon ihr Vater war Stiftungsrat und ihre Mutter im Pfarrhelferkreis, sodass sie den Einsatz für die Gemeinschaft in die Wiege gelegt bekommen hat. „Ich habe immer gern geholfen“, sagt sie. „Wenn es Spaß macht, fällt nicht auf, wie viel Zeit es braucht“, beschreibt Sulger ihr außergewöhnliches Zeitmanagement.

Nach einer achtjährigen Planung und einer 18-monatigen Bauzeit wurde der Neubau des Pfahlbaumuseums Unteruhldingen eröffnet.
Nach einer achtjährigen Planung und einer 18-monatigen Bauzeit wurde der Neubau des Pfahlbaumuseums Unteruhldingen eröffnet. | Bild: Kleinstück, Holger

„Ich habe viele Freunde, jeder kennt mich.“ Das bleibt nicht unbemerkt: „Du brauchst dreimal länger als jeder andere, wenn du mal das Haus verlässt“, habe ihr Mann Rudolf zu ihr gesagt. Seit zwei Jahren ist sie Witwe. Ihren Elan hat die Trauer nicht überwältigt. Und so macht sie weiter, wie eh und je. Nur die Kapelle in Oberuhldingen, die dürfe ihr gern jemand abnehmen.

Uhldingen-Mühlhofen in Zahlen, Daten, Fakten

  • Einwohner: 8263
  • Einwohner pro km²: 528
  • Durchschnittsalter: 47,2
  • Miete pro qm in Euro: 8,35
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  • Wohnung Kaufpreis pro qm in Euro: 3935,14
  • Haus Kaufpreis pro qm in Euro: 4337,39
  • Auspendler: 3456
  • Einpendler: 933
  • Bildung: Grundschule mit Ganztagsbetreuung (1), Grundschule mit Halbtagsbetreuung (1)
  • Bautätigkeiten: Aktuell gibt es keine Bauplätze in der Gemeinde. Im Gebiet „Im Laim“ seien laut einer Gemeindesprecherin Mehrfamilienhäuser geplant, eventuell auch ein Mehrgenerationenhaus. Das Baugebiet „Apfelberg“ wurde an einen Bauträger gegeben. Beide Grundstücke seien voraussichtlich ab 2025 oder 2026 baureif.
Bild 5: So machen wir Uhldingen-Mühlhofen besser
Bild: SK
  • Fernverkehr: nein
  • Regionalbahn: ja
  • Schwimmbäder: Hallenbad, Naturstrand
  • Hausärzte: 4
  • Pflegeheime/Seniorenzentren: ja
  • Kitaplätze: 286 Plätze Ü3 / 80 Plätze U3, Betreuungsquote Ü3 bei 98 Prozent, U3 bei 79,2 Prozent