Seit der Schließung des Spitals in Bad Säckingen sorgen sich die Menschen im westlichen Landkreis um die Notfallversorgung in der Region. Hier versuchen die Verantwortlichen der Spitäler Hochrhein nun gegenzusteuern. Im Rahmen des Gesundheitsforums stellte Stefan Kortüm, seit 1. August Chefarzt der Notaufnahme in Waldshut, die Arbeit seiner Abteilung der Öffentlichkeit vor. Rund 150 Bürger kamen zu der Veranstaltung in den Kursaal.
Thema bewegt die Bürger in Bad Säckingen
Bereits vor Beginn des Vortrags war die Gesundheit der Menschen das zentrale Thema: Schon im Foyer tauschten sich Bürger, unter ihnen vorwiegend jene höheren Alters, aus über körperliche Gebrechen und den jüngsten Krankenhausbesuch. In den Kursaal führte sie die Frage, wie es bestellt ist um die Notfallversorgung am Hochrhein, erst recht seitdem das Krankenhaus Bad Säckingen geschlossen wurde.
Karl Huber, 69 Jahre, aus Bad Säckingen war in Begleitung seiner Frau in den Kursaal gekommen, und mit zahlreichen Fragen im Gepäck: "Wie und wie schnell kann hier im Notfall eine Versorgung erfolgen? Reichen die Versorgungskapazitäten aus?" Von vielen Seiten habe er viel Negatives gehört. Besonders nach der Schließung des Spitals. In den Augen Hubers war diese Entscheidung "ein großer Fehler".
Priorisierung soll Leben retten
Antworten geben auf die zahlreichen Fragen der Bürger sollte Stefan Kortüms Vortrag. Dabei führte er die Anwesenden auf virtuelle Weise durch die Notaufnahme am Waldshuter Spital, die monatlich rund 1200 Patienten behandelt. Er erklärte den Bürgern, was genau ein Notfall ist, wie eine Einweisung abläuft, wie Mitarbeiter die dringlichen Notfälle von den weniger dringlichen abgrenzen – und wie dadurch für manch einen längere Wartezeiten entstehen können: "Natürlich ist ein Notfall immer auch subjektiv", sagte er.
Dennoch sei eine solche Priorisierung notwendig, mitunter gar überlebenswichtig. Diese Priorisierung erfolge durch die Abfrage von Symptomen, durch die Patienten in fünf Kategorien eingeteilt werden. Starke Schmerzen in der Brust, ein Hinweis auf einen Herzinfarkt, bedeuteten dann beispielsweise Kategorie rot. Damit sei eine sofortige Behandlung lebenswichtig.
Erste Hilfe auch gesellschaftliche Aufgabe
Der Chefarzt betonte außerdem, dass im Falle eines plötzlichen Herzstillstandes lediglich drei Minuten blieben, bis der Hirntod eintrete: Das schaffe kein Rettungsdienst, merkte er an, ob nun in der Großstadt oder auf dem Land. Erste Hilfe zu leisten sei in einem solchen Fall deshalb unerlässlich, und ein gesellschaftliche Aufgabe, so Kortüm: "Denn ohne Sofortmaßnahmen haben wir alle unter dem Strich keine Chance."
Vorwürfe an das Spital Waldshut
Kortüm stellte sich im Anschluss an den Vortrag auch den Fragen der Zuhörer. Hier warf ein Mann dem Spital Waldshut vor, seinen Sohn mehrfach abgewiesen zu haben. Die Begründung habe damals gelautet, es gebe kein freies Bett, so der Mann weiter. "Zu diesem Einzelfall kann ich auf Zuruf nichts sagen", erklärte Kortüm, erst seit August im Amt. Er betonte jedoch: "Beschwerden nehme ich natürlich ernst und bearbeite diese ausschließlich persönlich." Grundsätzlich habe er in der Notaufnahme "ein Spitzenteam".
Zuhörer Karl Huber war am Ende der Veranstaltung nicht in allen Punkten überzeugt. Seiner Meinung nach fehlte das für ihn Entscheidende an diesem Abend. "Nämlich die Antwort auf die Frage, wie gut die Versorgung und die Erreichbarkeit hier speziell von Bad Säckingen aus ist", so der 69-Jährige. "Und natürlich müssen mehr Menschen Erste Hilfe leisten können." Eine neue Erkenntnis sei das aber nicht.