Mit unseren modernen Medien ist es so eine Sache: Das Tiktok-Filmchen ist kaum aufgerufen, da ist es schon vorbei – drum schnell zum nächsten Filmchen mit dem nächsten Thema, die Frage ist nur, was davon bei uns hängen bleibt. Ein Prinzip, das auch in Rolf Millers Programm „Wenn nicht wann, dann jetzt!“ zum Tragen kam: Voller Wortwitz und Esprit präsentiert der Kabarettist mit (Halb-)Sätzen im Stakkato-Rhythmus, was uns alle so bewegt: Vom eigenen Leben bis zur Weltpolitik reicht der Horizont, flugs geht es vom Garten des Nachbarn mit Annalena Baerbock nach China in die Weltpolitik. Im gut besuchten Gloria-Theater hatte das Publikum seinen Spaß: Wer so den Alltag auf die Schippe nimmt und die große Weltpolitik vorführt, hat nicht nur die Lacher auf seiner Seite, sondern den großen Beifall des Publikums verdient.

Rolf Miller beherrscht mit seiner großen Bühnen- und Fernseherfahrung die Kunst, die Themen miteinander zu verbinden. Wenn Innenministerin Nancy Faeser die Kapitänsbinde von Manuel Neuer bei der Fußball-Europameisterschaft zum Thema der großen Politik macht, springt Miller mit Wortwitz in die deutsche Geschichte: „Deutsche Außenpolitik mit Armbinden ist ein ganz schmaler Spagat.“ Das ist vielleicht kein Humor für Jedermann, doch dem Publikum hat es mehr als gefallen – der Applauspegel blieb konstant hoch.

Alle kriegen ihr Fett ab: Ob Robert Habeck oder Olaf Scholz, Boris Becker oder Michael Jackson, die Straßenkleber oder der Grillfreund im Garten mit seiner Hauskatze – es gilt: „Keine Panik vermeiden!“ Und es wird klare Kante gezeigt: „Die Klimakleber kleben sich auf die Straße für einen ökologischen Fußtritt – bapp dich auf die Straße, aber mit dem Gesicht!“ Wenn „Heiligkeit von Scheinheiligkeit kommt“, dann wird im Notfall auch „das Klima mit dem Diesel gestoppt“.

Herrlich frech, deutet er mit kurzen Sätzen die Problemlage an, um abrupt abzubrechen: „Ein Atomkrieg wäre das Ende der Menschheit – hätte aber auch Nachteile.“ Wer sich wie Rolf Miller permanent im Krisenmodus (Wort des Jahres 2023) fühlt, findet hier alle Nichtantworten. Auch auf die Frage, was er mit übrig gebliebenen Heizpilzen aus der Corona-Zeit machen kann. Das Publikum ging mit Lachen im Gesicht nach Hause, dem Leser sei die Antwort nicht verraten. Es sei auf Millers Fernsehauftritte verwiesen, über die eine Zuschauerin sagte: „Ich schaue ihn immer im Fernsehen und muss schon lachen, bevor er loslegt – das letzte Mal hab‘ ich mich beinahe totgelacht.“ Das ist im Gloria Theater zum Glück nicht geschehen. Die allergrößte Krise hat Miller dann doch final erklärt: „Ein Handball ist nicht größer als ein Handball. Ein Fußball ist viel schwerer. Das ist ein Problem. Wenn du unsere Jungs zurzeit Fußball spielen siehst, scheint es fast unlösbar!“