Unter dem Titel „Venedig am Rhein“ gibt das Barockorchester „L‘arpa“L‘ festante“ aus München am 9. und 10. Oktober zwei Konzerte im Münster in Bad Säckingen – und zwar in einer außerordentlich schlanken Besetzung, die in dieser Form wohl noch nie zu hören war.
Eigentlich wollte Bezirkskantor Markus Mackowiak am Samstag, 10. Oktober, Mendelssohn Bartholdys Oratorium „Elias“ aufführen. Dies ist aber nicht möglich, weil die Infektionsschutzauflagen die erforderliche große Besetzung nicht zulassen und zudem die Proben über einen längeren Zeitraum hinweg ausfallen mussten.
Konzert in kleinerer Besetzung
Den Termin einfach streichen wollte er allerdings nicht, sowohl mit Blick auf die Musiker, die sich nach öffentlichen Auftritten sehnen, als auch mit Blick auf die Besucher, die nach langer Zwangspause wieder ein Live-Konzert erleben möchten. Also überlegte er sich ein Alternativprogramm, das sowohl attraktiv ist als auch in kleinerer Besetzung verwirklicht werden kann.
Fündig wurde er in der reichen Musiktradition Venedigs: Das Barockorchester „L‘arpa festante“ aus München wird Alessandro Marcellos Oboenkonzert in d-moll aufführen, und jüngst erweiterte er den Instrumentalpart durch die „Sinfonia in D“ für Trompete, Streicher und Basso continuo des in Bologna, Ansbach und Wien tätigen Violinisten und Komponisten Giuseppe Torelli.
Vivaldi als roter Faden
Im Zentrum der Konzerte stehen zwei berühmte geistliche Chorwerke Antonio Vivaldis: Das „Gloria“ und das „Magnificat“. Zum Glück sind darin die Chor- und Solistenpartien säuberlich getrennt, sodass es möglich ist, auf das große Sängerensemble zu verzichten und die chorischen Passagen von dem Solistenquartett singen zu lassen.
Zum ersten Mal in Bad Säckingen wird die Sopranistin Jessica Jans auftreten, während Irene Hofmann (Alt), Daniel Schreiber (Tenor) und Manfred Bittner (Bass) schon des Öfteren im Münster gastiert hatten. Vivaldis „Gloria“ zeichnet sich sowohl durch festliche, von Trompetenfanfaren begleitete Sätze als auch durch zarte, transparent instrumentierte Passagen aus.
Vivaldis Sinn für Dramatik, die überraschenden harmonischen Wendungen und mehrere Arien und Duette stehen für den Reichtum an Ausdrucksmitteln, die das Werk auch heute noch sehr reizvoll erscheinen lassen. Auch im „Magnificat“ greift Vivaldi zu sehr sinnfälligen und unmittelbar verständlichen Mitteln der Textausdeutung, wenn etwa die aufwärtsgerichtete Chromatik zeigt, wie die Seele den Herrn erhebt oder wenn Auf- und Abwärtsbewegungen symbolisieren, wie die Mächtigen vom Thron gestürzt und die Niedrigen erhöht werden.
Mittlerweile normalisiert sich die Chorarbeit wieder, wenn auch unter strengen Pandemiebedingungen. Ursprünglich war das Erzbistum Freiburg mit seinem Hygienekonzept deutlich über die staatlichen Infektionsschutzauflagen hinausgegangen und hatte einen Drei-Meter-Abstand zwischen den Sängern gefordert.
Zahlreiche Kantoren, darunter Mackowiak, hatten daraufhin einen offenen Brief geschrieben, der offensichtlich erhört wurde. Nun müssen die Sänger einen Abstand von zwei Metern einhalten. „Unter diesen Umständen können wir wieder proben“, so der Bezirkskantor.