Kaum hatte August Kuner zum 1. April 1938 sein Amt als Bürgermeister der Stadt Säckingen angetreten, da richtete er sein Augenmerk ganz besonders darauf, wie man die Stadt für den Fremdenverkehr attraktiver machen könnte. Unerlässlich schien ihm dabei eine durchdachte, konsequente Werbestrategie, weshalb er sich an den Stuttgarter Gebrauchsgrafiker Karl Klauß wandte. Dieser sollte die grafischen Arbeiten für Prospekte, Karten, Poststempel, Inserate, Briefköpfe und Kuverts übernehmen. Die Zusammenarbeit zwischen Kuner und Klauß, gestaltete sich als intensiv und vertrauensvoll, vor allem seit der Leiter des Säckinger Verkehrsamtes aus dem Amt geschieden war und Bürgermeister Kuner das Thema Fremdenverkehr zur Chefsache erklärte und in die eigene Hand nahm.

Damit sich Klauß ein grundlegendes Bild von Stadt und Landschaft machen konnte, lud ihn der Bürgermeister im Herbst 1938 für ein paar Tage nach Säckingen ein. Das Ergebnis war ein mehrseitiges Gutachten, in welchem die Schwachstellen, aber auch die Vorzüge und Möglichkeiten der Stadt im Bereich Fremdenverkehr dargelegt wurden. Die Stadt sei „reizend, aber leicht verspinnwebt“. Klauß empfahl die Markierung von Spazier- und Wanderwegen, den Ersatz des „abschreckenden“ Rheinbades durch ein modernes Strandbad, die gartenbaufachliche Umgestaltung des Schlossparks sowie die Anlage einer durchgehenden Uferpromenade am Rhein. Als „geradezu erschütternd“ bezeichnete er den Zustand der Säckinger Quellen, die von Fachleuten in eine Reihe mit weltberühmten Bädern gestellt würden, die man in Säckingen aber einfach verkommen ließe. Säckingen müsse wieder den Charakter einer Badestadt gewinnen und so zum Kurort mit Daueraufenthalt werden. „Hier liegen die ganz großen Aussichten der Stadt zu einer neuen Blütezeit zu kommen.“ Das zukünftige „Bad Säckingen“ charakterisierte Klauß als „bürgerlich-behäbige, romantische Kleinstadt.“

Große Bedeutung maß der Grafiker auch dem Hotzenwald bei, da er der Grenzstadt Säckingen Weite und Fülle der Landschaft verlieh. Eine gemeinsame Werbung sei unbedingt von Vorteil und ermögliche es der Stadt sogar, auf Wintertouristik zu setzen. Das Fazit des Gutachtens klang äußerst vielversprechend: „Säckingen hat alle Grundlagen, die Erfolg versprechen. Was will man mehr?“
Bürgermeister Kuner nahm das Gutachten sehr positiv auf, stellte aber fest, dass es viel Tatkraft und Durchhaltevermögen brauche, um schließlich zum Ziel zu kommen. Zunächst versuchte er nun die Heilquellen in den Besitz der Stadt zu bringen, und auch die Umgestaltung des Schlossparkes wurde bereits 1938 in Angriff genommen. Ein besonderer Dorn im Auge war ihm die Ausrichtung des Fremdenverkehrs auf den „Trompeter von Säckingen“ und den heiligen Fridolin. „Die ganze Stadt ist vertrompetert! Überall wo man hinschaut, an allen Ecken und Enden, an den Wänden, auf dem Tisch, unter dem Tisch, die Gehirne der Bewohner, vor allem das interessierte Gewerbe, an der Spitze die Gaststätten, die Geschäftshäuser.“ Um Erfolg zu haben müssten diese beiden Gestalten, Trompeter und Fridolin, überwunden werden, anders ginge es nicht. Als Beweis nannte Kuner den Umstand, dass es schon seit Jahren keinen einzigen Dauergast mehr in Säckingen gegeben habe. Tiefer könne ein Kurleben nicht mehr sinken. Vor lauter „Trompeterei“ habe man die landschaftliche Schönheit und die Naturschätze gar nicht mehr gesehen.
Seinen Entschluss, „den Trompeter nach und nach auszuschalten“, konnte August Kuner nicht mehr in die Tat umsetzen. Der Zweite Weltkrieg rückte die Fremdenverkehrsthematik weit in den Hintergrund, und das Kriegsende 1945 überlebte Kuner nicht. Nachdem er die Stadt widerstandslos an die einrückenden Franzosen übergeben hatte, vergiftete sich der nationalsozialistische Bürgermeister im Mai 1945 im Säckinger Gefängnis.
Einiges, was vor achtzig Jahren angedacht wurde, ist inzwischen Wirklichkeit, und aus Säckingen ist tatsächlich Bad Säckingen geworden. Der Trompeter von Säckingen aber konnte seine Bedeutung für den Fremdenverkehr nicht nur behaupten, sondern sogar ausbauen: er gilt heute als zentrale Figur und Zugpferd des Stadtmarketings.