
Kaum Menschen. Nur wenige Autos. Wie leer gefegt ist Bad Säckingen nach 20 Uhr. Die Ausgangsbeschränkungen wirken – zumindest bei den meisten. Ein Rundgang in der Nacht zeigt einen Blick auf die Stadt, wie man sie nur selten zu sehen bekommt. Fast schon etwas gespenstisch wirkt es. Ein Herr geht mit seinem Hund spazieren, was erlaubt ist. Alles um ihn herum wirkt still und wie im Winterschlaf.
Doch beim Blick auf den Imbiss am Bahnhof merkt man, dass sich nicht alle an die Ausgangsbeschränkung halten. Vereinzelt wird hier auch nach 20 Uhr noch Döner verkauft. Später versammelt sich dort eine Gruppe, trinkt Bier und quatscht. Und was sagt die Polizei zur Ausgangsbeschränkung: Die Kontrollen in der Nacht führt die Polizei durch, tagsüber kontrolliert das städtische Ordnungsamt. Beim Rundgang treffen wir jedoch nicht auf Beamte der Nachtschicht. Kontrollen fänden statt, jedoch nicht auf allen Plätzen und zu jeder Zeit, begründet dies Mathias Albicker, Pressesprecher der Polizei im Kreis Waldshut. Verstöße kämen vor, aber nur wenige, so Albicker. Er nennt ein Beispiel: In Bad Säckingen habe es in der Nacht von Sonntag, 20. auf Montag, 21. Dezember drei Verstöße gegeben, die zur Anzeige gebracht wurden. Der Bußgeldkatalog sieht bei einem Aufenthalt ohne triftigen Grund nach 20 Uhr einen Regelsatz von 75 Euro als Bußgeld vor.
Drei Taxis stehen am Bahnhof. Wenig zu tun hat in dieser Nacht Taxifahrer Turgay Dilay. Er fährt das Fenster runter. „Es ist sehr ruhig, aber eine Dialyse-Fahrt habe ich heute noch“, erzählt er. Vom Arzt muss die Patientin dann auch wieder nach Hause gebracht werden. Private Fahrten gibt es nachts keine. Darf es ja auch nicht.
Der Zug fährt ein. Nur eine Handvoll Fahrgäste steigen ein und aus. Vermutlich Leute, die zur Arbeit müssen oder von der Arbeit nach Hause fahren. Alles geht ganz schnell und schon ist der Bahnsteig wieder menschenleer.
Ein Ort, der sonst nach der Einfahrt des Zuges von Fußgängern genutzt wird, ist die Bahnhofsunterführung. Doch heute läuft hier niemand durch. Alles wirkt verlassen.
Weiter geht es Richtung Beck-Arkaden. Hier ist nach 19 Uhr in der Regel sowieso schon Schluss. Aber auch sonst ist weit und breit kein Mensch zu sehen. Auch Autos fahren nur wenige über die ansonsten viel befahrene Straße.
Der Weg geht weiter in die Innenstadt. Kein Mensch. Stille. Und mit der Stille kommt die Angst. Der Gedanke, was wäre, wenn hinter der nächsten Ecke doch mal jemand hervorkommt. Ganz plötzlich. Irgendwie doch unheimlich dieses Gefühl allein in der Lockdown-Nacht zu spazieren.
Was auffällt: Trifft man doch mal auf eine Person, wird man von dieser entweder mit großen Augen angestarrt oder freundlich und völlig überrascht begrüßt. Schließlich sind alle, die sich hier draußen – hoffentlich mit triftigem Grund – bewegen irgendwie etwas Außergewöhnliches und plötzlich auch ganz unter sich. Verbunden in der Nacht. Die Fußgängerzonen sind aber so gut wie leer.
Auch in der Altstadt ist es so ruhig wie nie. Wo hier normalerweise die Menschen in den schmucken Restaurants essen gehen, genießen und sich begegnen, herrscht nun pure Stille. Irgendwie traurig. Doch seinen weihnachtlichen Charme hat die Stadt nicht verloren, denn die Lichter leuchten noch.
Auch das Bad Säckinger Münster ist hell beleuchtet. Stellt sich nur die Frage: „Für wen?“.
Normalerweise ist das Lohgerbe-Parkhaus rund um die Uhr geöffnet. Noch lange nach dem Einkaufserlebnis fahren hier Autos rein und raus. Doch jetzt steht hier schon lange kein Auto mehr im Parkhaus. Es herrscht wie überall Stille. Kein Verkehr.
Die Straßen sind leer. Sogar zum Fotografieren kann man sich mehrere Minuten mitten auf die sonst viel befahrene Straße stellen, ohne dass ein Auto kommt. Das Warteck, in dem besonders nachts viel Betrieb herrscht, ist schon seit Wochen geschlossen. Kein Feierabendbier in der Kneipe mehr möglich.
Und auch dort, wo normalerweise massenweise Autos stehen und die Leute ihre Weihnachtseinkäufe auch am späten Abend erledigen, herrscht nun gähnende Leere. Kein einziges Auto steht auf dem Parkplatz beim Schmidt's Markt in Bad Säckingen. „Aufgrund der aktuellen Situation schließen wir unseren Markt bereits um 20 Uhr“ steht auf einem Plakat am Eingang. Manche Geschäfte schließen noch früher, damit auch wirklich jeder Kunde pünktlich um 20 Uhr zuhause ist.
Auf der Rückfahrt aber sehe ich wie noch ein Auto beim Drive-In des Mc-Donalds einbiegt, um dort etwas zu Essen zu bestellen – wieder ein Verstoß. Die Rückfahrt von Bad Säckingen nach Todtnau selbst ist die kürzeste, die ich je hatte. So leere Straßen habe ich um diese Uhrzeit noch nie erlebt.