Mit seltener Einigkeit begleiten die politischen Gremien seit vergangenen Monaten die Planung der Hochrheinautobahn durch die Autobahngesellschaft Deges und sorgen für einen nie da gewesenen Rückenwind für das Jahrhundert-Verkehrsprojekt zwischen Rheinfelden und Tiengen. Die Meinung der grünen Kreistagsfraktionen, ein Autobahnausbau sei nicht zeitgemäß, weil eine Bundesstraßenlösung mit Ortsumfahrungen ausreiche, blieb eine Randnotiz in der politischen Diskussion.

Der Verlauf der 2021 beschlossenen Vorzugsvariante der A 98 zwischen den Anschlussstellen Wehr und Murg umfasst auch eine Talbrücke und ...
Der Verlauf der 2021 beschlossenen Vorzugsvariante der A 98 zwischen den Anschlussstellen Wehr und Murg umfasst auch eine Talbrücke und zwei Tunnels. | Bild: Müller

Prominente Unterzeichner

Doch nun wird deutliche Kritik am Trassenvorschlag der Deges laut, und sie kommt aus einer durchaus überraschenden Ecke: Eine Reihe von zehn namhaften Bürgern wendet sich vehement in einer öffentlichen Stellungnahme gegen die geplante Trassenführung im A98-Abschnitt 6 bei Bad Säckingen und Wehr, darunter einige ehemalige Verantwortungsträger in Politik und Verwaltung.

Zu den Unterzeichnern gehören der langjährige CDU-Kreis- und Gemeinderat Rainer Kaskel, der frühere Baudirektor im Regierungspräsidium Freiburg Fromund Bolz, der ehemalige Baudirektor im Straßenbauamt Bad Säckingen Reiner Caspers, der frühere Verbandsdirektor des Regionalverbands Hochrhein-Bodensee Franz Schwendemann, die ehemaligen Leiter des Amtes für Flurneuordnung Friedrich Borger und Klaus-Konrad Umbreit und der Forstdirektor und ehemalige Naturschutzbeauftragte des Landkreises Hans Mehlin. Die Bauingenieure Siegfried F. Tröndle und Hugo Schuhmann sowie Rechtsanwalt Wendelin Schmidt-Ott vervollständigen die Liste der Unterzeichner.

„Die vorgelegte Planung A98 Abschnitt 6 entspricht nach Auffassung der Unterzeichner keineswegs den Anforderungen an eine landschaftsgerechte und zukunftsorientierte Trassenführung und wird daher mit aller Entschiedenheit abgelehnt“, heißt es in der Stellungnahme. Ein mehr als 1100 Meter langes etwa 14 Meter über dem Gelände aufgeständertes Brückenbauwerk werde dauerhaft und weithin sichtbar das Bild der Flusslandschaft und offenen Rheinebene zerstören.

Appell an junge Generation

Auch wenn sich auf der Liste der Unterzeichner auffällig viele „ehemalige Verantwortungsträger“ befinden, nimmt die Gruppe für sich in Anspruch, für die jüngere Generation zu sprechen: „Die Unterzeichner appellieren an alle, insbesondere an die jüngeren und jungen Bürgerinnen und Bürger, sich intensiv und kritisch mit diesem vorgelegten Trassenverlauf auseinanderzusetzen! Sie haben über ihr Lebensumfeld zu entscheiden, da sie mit dieser Straße und all den daraus resultierenden Folgen dauerhaft leben müssen.“ Der Deges wirft die Gruppe vor, die Planung sei bislang ohne Transparenz und Einbeziehung betroffener Bürger erfolgt. Die Trassenfestlegung der sei zudem ohne eine Umweltverträglichkeitsstudie erfolgt.

Hohe Kosten seien „nicht verantwortbar“

Schon in früheren Jahren hatte sich eine Gruppe um Tröndle und Kaskel für die Verwirklichung der A98 bei Bad Säckingen auf einer Bergtrasse stark gemacht. Auch wenn die Planer der Deges eine solche Lösung aus verschiedene Gründen längst ausgeschlossen haben, halten die zehn Verfasser der Erklärung sie nach wie vor für die beste Lösung, allein schon aufgrund der geringeren Baukosten. Die hohen Kosten für Brücken und lange Tunnelbauwerke seien „nicht verantwortbar“.

Dass die Vorzugsvariante der Deges aufgrund der langen Tunnel von Anfang an vierspurig verwirklicht werden soll, sieht die Gruppe um Siegfried Tröndle nicht als Vor-, sondern als Nachteil. Eine Bergtrasse könne – wie bei Laufenburg und Murg – günstiger mit „längsgeteilter Dringlichkeit“ mit drei Fahrspuren realisiert werden und bei Zunahme des Verkehrs später weiter ausgebaut werden. Zur Erinnerung: Eine Verkehrsprognose der Deges rechnet schon bis 2040 mit einer starken Zunahme des Verkehrs auf der Hochrheinschiene.

„Konfliktbeladene Trasse“

„Die durch den prognostizierten Straßenverkehr ausgehende Schallemission wird die Lebensqualität der Bewohner der nahegelegenen Wohnbebauungen von Brennet und Wallbach trotz aufwendiger Schallschutzmaßnahmen massiv verändern und beeinträchtigen“, sehen die Unterzeichner vor allem im Westen Bad Säckingens Nachteile durch die Vorzugsvariante. Für die Talabfahrt vom Dinkelberg östlich von Schwörstadt „mit dem starken Berganschnitt, einer tektonisch sehr instabilen Zone mit zahllosen Dolinen im Muschelkalk“, sehen sie geologische Probleme. Dies dürfte allerdings genauso für eine Bergtrasse gelten, die ja über den Dinkelberg verlaufen soll.

Insgesamt halten die Unterzeichner die Vorzugvariante der Deges für „eine besonders konfliktbeladene Trassenführung“.

Entwicklungen bei der Hochrheinautobahn A98