Bad Säckingen Keine konventionelle Predigt, viele theologische Reflexionen, einige Lesungen und Gebete, kombiniert mit Klängen, die man an diesem Ort nicht unbedingt erwartet hätte, hat es am Sonntagabend in der evangelischen Stadtkirche Bad Säckingen gegeben. Die Gemeinde hatte zu einem Rockgottesdienst mit dem Wehrer Orchester Akonima und der Sängerin Nicole Kropf eingeladen und versucht, neue Besuchergruppen anzusprechen. Die Kirche war nicht voll, aber gut besucht.

Die Musik als Medium zur Verkündigung des Wortes wird im Protestantismus seit jeher hoch geachtet, daher bewegte sich Stadtpfarrer Hans-Georg Ulrichs in den Traditionen der evangelischen Kirche. Er betonte die Rolle der Musik beim Ausdruck von Gefühlen. Mit dem Lied „Smoke On The Water“ zeigte das Orchester, dass Akkordeon- und Rockmusik gut zusammenpassen. Es ging um große Gefühle. „Liebe Trauer, Hoffnung – die gab es schon immer in der Musik, und die gab es schon immer in der Religion“, sagte Ulrichs. Mit Chris de Burghs „High On Emotion“ bestätigten die Musiker dies. „Der Glaube ist selbst ein großes Gefühl: Er ist mehr, als etwas für wahr zu halten, er hat etwas mit der Persönlichkeit zu tun und treibt uns um, auch wenn der Zweifel manchmal daran kratzt“, so Ulrichs.

Dass in der Musik oft die Liebe im Mittelpunkt steht, passt zur paulinischen Theologie: Paulus stellte die Liebe über Glaube und Hoffnung. Liebe kann auch verzehren und belasten – auch dafür liefert die Rockmusik zahlreiche Beispiele. Neu ist diese Erkenntnis nicht: Das Hohelied Salomos aus dem Alten Testament beschreibt die Liebe in all ihren Facetten, auch der verzehrenden Variante, in Bildern und Metaphern, die durch ihre Kühnheit und Offenheit überraschen und irritieren können: „Hier verzehren sich ein Mann und eine Frau in Liebe zueinander, und manchmal drehen sie durch.“ Mit „Final Countdown“, „Knocking On Heaven‘s Door“ und einer Zugabe ergänzte Akonima den Rockgottesdienst. Im Anschluss bat Tanzlehrer Ralf Stengritt die Besucher im Gemeindesaal zum Tanz.