Wenn im Laufe des Jahres tatsächlich die ersten Ärzte im Bad Säckinger Gesundheitscampus ihre Praxis eröffnen werden, werden zwei Mediziner nicht dabei sein, die eigentlich seit Beginn des Projekts als feste Größen im künftigen Campus gehandelt worden waren: Die beiden Kardiologen Dr. Lutz Sinn und Dr. Trudbert Layher.
Fast drei Jahre lang war ihre Praxis provisorisch in den Containern auf dem Parkplatz des früheren Bad Säckinger Krankenhauses untergebracht. Seit Mittwoch, 1. März, praktizieren die beiden Herzspezialisten nun in ihrer nagelneuen Praxis auf dem Bad Säckinger Brennet-Areal in modernen, großzügigen und hellen Räumen. Dass es nun doch nichts mit der geplanten kardiologischen Facharztpraxis im Campus wird, liegt am zeitlichen Verzug, den das Großprojekt durch die im vergangenen Sommer angekündigten Kostensteigerungen genommen hat.
Schock durch Baustopp auf dem Campus
„Wir waren geschockt, als es wir im September informiert wurden, wir sollten uns neue Räume suchen – und das innert 30 Tagen“, so Trudbert Layher. Während die anderen Mediziner aus der provisorischen Containerpraxis im medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) im Aqualon untergebracht werden konnten, standen die beiden Kardiologen im Herbst von einem Tag auf den anderen vor einer ungewissen Zukunft. „Es hat ein paar Tage gedauert, bis wir verstanden hatten, was der Stopp der Bauarbeiten auf dem Campus für uns bedeutet“, erinnert sich Layher.
Eine Rettungsperspektive kristallisierte sich durch die Initiative von Brennet-Chef Stephan Denk heraus, der von der verzweifelten Lage der Mediziner erfahren hatte. Er bot ihnen neue Räume in dem Gebäudekomplex auf dem Brennet-Areal an, wo bislang die Caritas-Werkstätten untergebracht waren. „Es gab auch andere Optionen, aber das Paket der Brennet war das nachhaltigste“, so Sinn. „Stephan Denk war es wichtig, dass die ärztliche Versorgung im Ort erhalten bleibt.“ Gemeinsam mit dem Schopfheimer Architekten Harald Klemm begann die Planung der neuen Praxisräume im Erdgeschoss des zweistöckigen Gebäudes.
Horrende Containermiete
Dankbar zeigen sich die beiden Kardiologen auch, dass Stephan Denk sich auch an der Containermiete beteiligte, die die Praxis seit der Kündigung durch die Gesundheitscampus GmbH selbst tragen musste. „Das waren eine sehr hohe Summe“, so Lutz Sinn. Eine genaue Zahl wollen die Mediziner nicht nennen, lediglich die Größenordnung: Die Miete für die Praxiscontainer habe fünf Mal so hoch gelegen wie für eine übliche Praxismiete.
Neue Praxis wurde zum Kraftakt
„Das war eine konzertierte Aktion, ein echter Kraftakt“, beschreiben die beiden Kardiologen das Ziel, den Umzug bis zum 1. März über die Bühne gebracht zu haben. Dass dies tatsächlich gelungen sei, lag an der guten Vorbereitung, aber auch den guten Kontakten des Architekten zu den Handwerksbetrieben. „Teilweise waren bis zu 30 Handwerker gleichzeitig auf der Baustelle beschäftigt“, so Sinn. Gerade in den heutigen Zeiten sei es keine Selbstverständlichkeit, dass die veranschlagten Bauzeiten so perfekt eingehalten werden konnten.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die nun barrierefreie Praxisfläche ist etwa gleich groß wie bislang in den Containern, allerdings konnte durch die unterschiedlichen Raumgrößen mehr Wert auf Funktionalität gelegt werden. So gibt es nun beispielsweise neben den Arzt-, Untersuchungs-, und Labor- und notfallmedizinischen Räumen auch genug Platz für Büros und einen großen Sozialraum für die 14 medizinischen Angestellten. Und natürlich sind auch die energetischen Rahmenbedingungen nun völlig andere als in den Containern.
Drei Umzüge in acht Jahren
„Wir fühlen uns gut angekommen“, beschreibt Lutz Sinn die Erleichterung über den nun abgeschlossenen Umzug, den das Praxisteam innerhalb von nur vier Tagen bewerkstelligte. „Es war der dritte Umzug in nur acht Jahren“, betont Trudbert Layher. Aus der Hochrhein-Eggberg-Klinik zog die Facharztpraxis 2017 zunächst ins Untergeschoss des früheren Krankenhauses, um mit Beginn des Umbaus zum Gesundheitscampus in die provisorischen Container auszuweichen. „Wir haben uns damals als Ankermieter für den Gesundheitscampus verstanden, als Keimzelle für das gesamte Projekt. Umso bitterer war für uns die Nachricht im September, dass wir uns neue Räume suchen sollten“, so Layher. „Wir sind aber völlig ohne Groll und blicken nun positiv nach vorne.“

Einen späteren Umzug in den Gesundheitscampus schließen die beiden Kardiologen aus. „Das würde ich uns nicht nochmal zumuten wollen“, so der 58-jährige Trudbert Layher. Lutz Sinn (56) ergänzt: „Wir freuen uns dennoch, wenn der Gesundheitscampus funktioniert.“