Für allgemeine Bestürzung sorgte Ende Oktober die Bekanntgabe der Schließung zahlreicher hausärztlicher Notfallpraxen in Baden-Württemberg, auch die in Bad Säckingen. Die Folge ist eine Verschärfung der ohnehin schon problematischen Lage der Gesundheitsversorgung in der Region.

Viele Patienten sind nun gezwungen im Notfall am Wochenende bis nach Waldshut zu fahren, um in der dortigen Notfallpraxis behandelt zu werden. Doch deren Kapazitäten wurden wiederum nicht erhöht. Die Waldshuter Ärzte müssen somit jährlich mit etwa 5000 Patienten statt mit 2700 Patienten wie im vergangenen Jahr rechnen.

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Ein untragbarer Zustand für Ärzte und Patienten, findet der Förderverein Pro Spital Bad Säckingen, der nun mit einer Unterschriftenaktion die Initiative ergreift. Die Forderung an die Kassenärztliche Vereinigung (KV): Eine sofortige Wiedereröffnung der Notfallambulanz Bad Säckingen. Die Pflicht der KV die Gesundheitsversorgung sicherzustellen, sieht der Verein nicht erfüllt.

Die Bad Säckinger Notfallpraxis behandelte im vergangenen Jahr 2300 Patienten. Nach der Schließung Ende Oktober müssen Hilfesuchende nun ...
Die Bad Säckinger Notfallpraxis behandelte im vergangenen Jahr 2300 Patienten. Nach der Schließung Ende Oktober müssen Hilfesuchende nun nach Waldshut. | Bild: Marie Berchtold

Viele Unterstützer für die Unterschriftenaktion

„Wir haben knapp 4000 Unterschriften gesammelt“, freut sich Beatrix Köster vom Förderverein Pro Spital über die positive Resonanz zu der Aktion. Zusammen mit ihrem Mann Wolfgang Köster engagiert sie sich schon seit vielen Jahren im Verein für eine bessere Gesundheitsversorgung. Auch nach der Schließung des Spitals förderte der Verein weiterhin lokale Gesundheitseinrichtungen, wie beispielsweise den Bad Säckinger Gesundheitscampus. Aktuell steht die Wiedereröffnung der Notfallpraxis als Vereinsziel im Vordergrund.

Pro Spital sammelt noch bis nächste Woche Unterschriften

Wenige Tage nach der Bekanntgabe der Schließung organisierte der Verein bereits einen Stand in der Fußgängerzone Bad Säckingen. Inzwischen liegen Unterschriftenlisten in Rathäusern, Arztpraxen und Schmidts Märkten aus. „Es waren alle sofort bereit“, erzählt Beatrix Köster von der allgemeinen Unterstützung, bei der Aktion mitzuwirken. Gegenstimmen, die glauben, es bringe ja doch nichts, habe es nur wenige gegeben.

„Wir haben knapp 4000 Unterschriften gesammelt“ – Beatrix Köster, Förderverein Pro Spital
„Wir haben knapp 4000 Unterschriften gesammelt“ – Beatrix Köster, Förderverein Pro Spital | Bild: Kipar, Sandro

„Die Bürger sind zu Recht verunsichert und wütend“, heißt es auch in einer Pressemitteilung des Fördervereins, „Der Förderverein möchte mit einer Unterschriftensammlung der Politik diesen Unmut deutlich machen.“

Bis Mitte nächster Woche sollen die Listen noch ausliegen. Dann wird die Bitte an die Verantwortlichen der KV in Stuttgart weitergeleitet. Beatrix Köster hofft auf noch mehr Unterschriften. „Schön wäre es, wenn es 5000 werden“, so Köster.

Verlassen: Hier machten die Hausärzte bis Ende Oktober Wochenendnotdienst für den westlichen Landkreis. Eigentlich sollte die ...
Verlassen: Hier machten die Hausärzte bis Ende Oktober Wochenendnotdienst für den westlichen Landkreis. Eigentlich sollte die Notfallpraxis nach Fertigstellung in den Gesundheitscampus (im Hintergrund) ziehen. | Bild: Marie Berchtold

Kritik an KV von allen Seiten

Mit ihrer Aktion fügt sich Pro Spital in eine Reihe von Kritikern ein. Landrat Martin Kistler, der selbst Vorsitzender des Kreisverbandes Waldshut des Roten Kreuzes ist, übte scharfe Kritik. „Das ist kein akzeptables Vorgehen“, kritisierte er die Reaktion der KV auf das Urteil des Bundessozialgerichts.

Auch Bürgermeister Alexander Guhl zeigte sich verärgert über die Entscheidung: „Da muss eine Lösung her und zwar schnell. Das geht so nicht!“ Ebenso betroffen ist das Personal von Kliniken und Rettungsdienst, das schon jetzt mit chaotischen Zuständen zu kämpfen hat.

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