Die Kritik am Management beim Bau des Bad Säckinger Gesundheitscampus in einem Leserbrief des Bad Säckinger Bauingenieurs Siegfried Tröndle veranlasst die Fraktionssprecherin der Grünen im Gemeinderat, Ruth Cremer-Ricken, zu einem offenen Brief. Nach der Entscheidung der Stadträte, 6,4 Millionen Euro Schulden aufzunehmen, um das mittlerweile über 50 Millionen Euro teure Projekt überhaupt noch realisieren zu können, hatte der Bauingenieur Siegfried Tröndle in einem Leserbrief die Kostensteigerung scharf kritisiert und allen Akteuren – von „Planung, Bauleitung, Campus GmbH und Gemeinderat“ – Versagen vorgeworfen. Das „kollektive Kontrollversagen“ müsse sachkundig untersucht und offen kommuniziert werden.
Ruth Cremer-Ricken reagiert auf die Vorwürfe
Ganz anderes sieht das Ruth Cremer-Ricken, Fraktionssprecherin der Grünen. Hatte ihre Fraktion den Haushalt im Herbst selbst noch abgelehnt, hatten die Grünen nun dem Nachtragshaushalt, der durch die Schuldenaufnahme nötig geworden war, zugestimmt.
Cremer-Ricken verweist darauf, dass die Baukosten von den Schätzungen, die im Jahr 2018 bei 28 Millionen Euro lagen, bis heute „immens“ gestiegen seien. Dies sollte Tröndle als Bauingenieur wissen. Bad Säckingen stehe da auch nicht alleine. „Das zeigen auch andere Bauprojekte, man muss nur zur Kostenexplosion beim Krankenhausneubau im Nachbarkreis Lörrach sehen“, schreibt die Grünen-Fraktionssprecherin.
Das ganze Projekt sei durch Corona den damit verbundenen Abzug der Bauarbeiter und dem zeitlichem Stillstand der Baustelle verteuert und verzögert worden. „Die Unterhaltskosten für das Gebäude liefen jedoch weiter“, so Cremer-Ricken.
Zusätzlich seien neue Kosten hinzugekommen: Die Außenanlage seien nicht in den Planungen enthalten gewesen. Die asbesthaltigen Behänge des Gebäudes wurden ausgetauscht. „Dies war nicht vorgesehen, da sie so hängend unschädlich sind.“
Allerdings sei dann die Frage aufgetaucht, was passiert, wenn sie zu einem späteren Zeitpunkt bei laufendem Betrieb renoviert werden müssen. Wenn dort Pflegeheim, Arztpraxen und anderen Gesundheitseinrichtungen untergebracht sind. „Das wollten wir nicht“, schreibt Cremer-Ricken. Allerdings seien eben diese Kosten ebenfalls nicht in den ersten Planungen berücksichtigt worden.
Doch das war noch nicht alles: „Dann fand man Baumängel im Bestandsgebäude, von denen man erst erfuhr, nachdem man die Behänge und Decken entfernt hatte.“ Das sei allerdings auch nichts Ungewöhnliches, wenn ein altes Gebäude renoviert werde.
Und letztendlich wären durch Verzögerungen, die die Corona-Pandemie verursacht habe, Mieter abgesprungen, die eine Mietzusage abgegeben hatten. Die so geplanten und gebauten Räumlichkeiten hätten daher wieder umgeplant werden müssen. Auch das habe zusätzliche Kosten verursacht.
Gleichzeitig spricht die Grünen-Fraktionssprecherin der Hery-Gruppe, allen voran dem Bauleiter Holger Amman ihr Vertrauen aus. Man könne gar nicht dankbar genug sein, dass sie ein laufendes Projekt übernommen haben. „Ohne sie würden wir das Projekt nicht zu einem guten Ende führen können.
Doch hätte es einen anderen Weg gegeben?
„Die Alternative wäre eine Bauruine gewesen, so wie jahrelang die Hochrhein-Eggbergklinik“, sagt Cremer-Ricken und fügt hinzu: „Heute entsteht dort etwas Neues, was der Bevölkerung nachhaltig zugutekommt.“
Sie habe zur Zeit der Krankenhausschließung auf Kreis- und Gemeinderatsebene dafür gekämpft, dass Bad Säckingen das alte Krankenhaus als Gesundheitsstandort erhalten kann. „Das war alles andere als einfach, auch für mich ganz persönlich nicht.“