Bernau – „Hat die Biodiversität eine Zukunft mit Wölfen?“ – nach der Absage von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir fand die Podiumsdiskussion der Aktionsgruppe Wolf unter diesem Motto im voll besetzten Bernauer Kurhaus mit vielen Politikern statt.
Kritik an Absage aus Berlin
Der Gründer der Aktionsgruppe Wolf und Organisator der Veranstaltung Klaus Schuler kritisierte eingangs die Absage von Özdemir. Er empfinde das als Provokation. Der Minister drücke sich vor dem unangenehmen Thema, befand Schuler. Falls er sich insoweit aber irre, entschuldige er sich. Zur Sache sagte Schuler, Herdenschutz koste Zeit und Geld und sei den Landwirten nicht mehr zumutbar. Als „riesiges Glück“ bezeichnete er die Tatsache, dass die trächtige Wölfin bei Schluchsee überfahren worden war. Und: „Wenn wir den Schwarzwald erhalten wollen, brauchen wir eine wolfsfreie Zone“, fuhr er unter Beifall fort.
Neben dem Stuttgarter Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU), SPD-Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter, dem CDU-Bundestagsabgeordneten Felix Schreiner, mehreren Landtagsabgeordneten und Bürgermeistern der Region kamen Landwirte und andere Interessierte.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Felix Schreiner (Lauchringen) erklärte, es gelte, eine Lösung zu finden und Klartext zu sprechen. Wölfe, die Probleme machen, müssten entnommen werden. Das gelte auch, wenn ihre Population zu groß würde. CDU-Landtagsabgeordnete Sarah Schweizer aus Göppingen erhielt für ihre Aussage, dass man nicht jedes Problem mit Geld zuschütten könne, viel Beifall. Sie mahnte an, den Schutzstatus der Wölfe abzusenken – nicht, um ihn auszurotten, sondern um ein vernünftiges Management betreiben zu können. Dagegen habe sich Minister Özdemir aber bislang gesperrt. Der Bernauer Landwirt Markus Kaiser, dessen Rinder von Wolfsrissen betroffen waren, erhielt Beifall, als er pragmatische Lösungen forderte. In einem Impulsreferat betonte Simon Zimmermann, vom Projekt Herdenschutz Südschwarzwald, dass das Weidevieh nicht ersetzbar sei. Die Rahmenbedingungen für die Entnahme von Wölfen seien wichtig.
Die Themen weiterer Referate waren der Forst, die Gastronomie und Herdenschutzzäune. Beklagt wurde mehrfach die Erhöhung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie, der Besteuerung von Agrardiesel und die schleppende Auszahlung von Fördermitteln für Landwirte. Für die Diskussion blieb wegen der teils umfangreichen Redebeiträge nur wenig Zeit. Sie begann etwa eineinhalb Stunden später als geplant. Landwirtschaftsminister Hauk sagte, die Politik habe die Verpflichtung, sich für den Erhalt der Biodiversität einzusetzen. Es nutze nichts, wenn eine Art über die andere gestellt werde. Es gelte, für ein geregeltes Management einzutreten.
Die Parlamentarische Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter (Lauchringen) betonte, die Entnahme löse das Problem grundsätzlich nicht, die Weiterentwicklung des Herdenschutzes sei wichtig. Dem wollte der Minister entgegnen, bevor er die Diskussion wegen eines Anschlusstermins verlassen musste. Er erhielt Gelegenheit zur Replik und hielt der SPD-Abgeordneten unter Applaus entgegen, dass Herdenschutz für Rinder keinen Wert habe.
Der FDP-Landtagsabgeordnete Klaus Hoher erklärte, der Wolf habe im Schwarzwald nichts zu suchen. Seine Worte: „Es ist gut, dass es so tolle Autofahrer gibt, die das Problem lösen.“ Auch er erhielt viel Beifall. Landrat Martin Kistler betonte, dass der Erhalt des Dialogs wichtig ist, denn nur so könne man Antworten finden.