Aus dem vollen Leben erzählt Alexandra Ruf, wenn sie ihren Job beschreibt. Diese Tatsache und das Arbeitsklima zwischen den Kollegen und mit den Bürgern liebt die Bonndorfer Ordnungsamtsleiterin besonders. „Die Arbeit ist abwechslungsreich. Wir alle haben immer den Wunsch, den Bürgern zu helfen. Bei uns gibt es keine Zuständigkeiten, wir suchen nach Lösungen, wo sie gebraucht werden“, fasst sie zusammen und bezieht das gesamte Rathauskollegium ein. Zupass kommen Alexandra Ruf als Ordnungsamtsleiterin und Bindeglied zwischen den verschiedenen Rathausabteilungen, Einwohnern und dem Bürgermeister das Organisationstalent und eine gewisse Autorität.

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Beide Eigenschaften bescheinigt ihr Bürgermeister Michael Scharf, beim Gespräch still am Tisch sitzend, mit einem deutlichen Nicken. Seit einem Jahrzehnt arbeitet die heute 29-Jährige in der Bonndorfer Stadtverwaltung. „Ich wollte sie unbedingt im Rathaus haben. Sie kam aus der Gastronomie und solche Leute können schaffen“, meint Michael Scharf.

Ausgebildete Restaurantfachfrau

Tatsächlich war Alexandra Ruf – sie stammt übrigens aus Wellendingen – bereits vollständig ausgebildete Restaurantfachfrau, als sie ihre zweite Ausbildung, nämlich die zur Verwaltungsfachangestellten, begann. Dieser Ausbildung folgte schließlich ein rund viermonatiges Intermezzo in der Stadtkasse Waldshut-Tiengen. Danach „beerbte“ sie sozusagen im Rathaus die Chefsekretärin Katrin Amann, die nicht lange vorher von Waltraud Messerschmid übernommen hatte, welche Jahrzehnte lang Bonndorfs Bürgermeister begleitet hatte.

Große Fußstapfen waren dies also für eine junge Frau kurz nach Abschluss der Ausbildung. „Wir waren fünf Kinder in der Familie, und bei denen war ich eigentlich immer der Chef“, gibt Alexandra Ruf im Gespräch lachend zu – obschon sie die Zweitgeborene und ihr Bruder zwei Jahre älter ist als sie. Selbstbewusst und unerschrocken also war Alexandra Ruf schon immer und seither irgendwie auch immer im Vorzimmer des Bürgermeisters, in der Wahrnehmung nach außen.

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Während ihrer Arbeit im Rathaus legte sie indes eine Ausbildung zur Verwaltungsfachwirtin ab und avancierte in der Folge zur Ordnungsamtsleiterin und damit auch zur stellvertretenden Hauptamtsleiterin. Und sie übernahm auch gleich das vorher von Hauptamtsleiter Harald Heini ausgeübte Ehrenamt als Schriftführerin des Schlossfest-Komitees. Auch das ist Stil des Hauses: Man ist für Vereine da. Ergo hat sie auch den Posten der Schriftführerin des örtlichen Tischtennis-Clubs übernommen, als man dort händeringend nach jemandem suchte – ohne vorher mit dem Verein etwas zu tun gehabt zu haben.

2020 ein ganz besonderes Jahr

Trotz der vielfältigen beruflichen Erfahrungen war das Jahr 2020 für sie ein ganz besonderes. Gemeinsam mit Bürgermeister Michael Scharf und Hauptamtsleiter Harald Heini gehört Alexandra Ruf dem Corona-Krisenteam an, das seit März buchstäblich Tag und Nacht zusammenarbeitet. Engmaschig hat sie politische Aktivitäten auf Landes- und Bundesebene verfolgt. So hatte man zumindest eine Ahnung, in welche Richtung die jeweils zu erwartenden Verordnungen gingen. Diese erschienen vorzugsweise nachts, oft direkt vor einem Wochenende, nach dem die neuen Regeln üblicher Weise anzuwenden waren. „Frage die Alexandra, die hat alle Verordnungen im Kopf“, war des Öfteren vom Bürgermeister zu hören, wenn Bürger wissen wollten, was ihnen gestattet ist.

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In der Praxis zeige sich, was gute und was schlechte Politik sei, meint Alexandra Ruf: „Gute Politik ist, wenn jeder davon profitiert.“ Entsprechend kritisch sieht sie den zuweilen ausgeprägten Hang zum Lobbyismus auf manchen politischen Ebenen. In der Corona-Krise sei andererseits ihr Verständnis für manche Politiker auch gewachsen. „Die Ämter sind schwieriger geworden. Alle wurden sehr kritisch beäugt. Es gab viel Kritik, auch wenn es keiner besser wusste“, bilanziert sie.

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Freilich wiesen die Corona-Regeln der Landesregierung in den vergangenen Monaten Mängel auf. „Wir im Rathaus müssen Politik umsetzen, auch wenn das Land teils wirklich Unverständliches beschließt.“ Umso mehr schätzt Alexandra Ruf unkomplizierten Austausch auf kommunaler Ebene. „Ich war jetzt oft dabei bei diesen Treffen und habe viel lösungsorientierte Zusammenarbeit erlebt, mit Bürgermeistern, dem Landratsamt und dem Gesundheitsamt“, erläuterte Alexandra Ruf.

Corona bestimmt Lebensstil

Für sie privat hat die Pandemie den gesamten Lebensstil umgekrempelt. Abgesehen von nächtlichen Verordnungslesestunden, konnte sie ihrem Hobby, das sie selbst „Festival-Hopping“ nennt, nicht mehr nachgehen. „Ich war vorher oft bei Elektro- und Techno-Konzerten, bei Rammstein oder den Böhsen Onkelz.“ Heute steigt die 29-Jährige auf ihr Mountainbike und strampelt regelmäßig zu dem Fischweiher bei Grünwald, der ihr zur Pflege überlassen wurde.

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„Ich habe dort öfter zu tun und wollte schon aus Umweltschutzgründen nicht immer mit dem Auto fahren. Außerdem hält das fit“, erzählt Alexandra Ruf. Die neuen Hobbys will sie nach der Corona-Krise weiter betreiben. Dennoch freut sich Alexandra Ruf wieder auf Musikkonzerte: „Und ich hoffe, dass die Spaltung der Bevölkerung, die auch mit der Corona-Krise gekommen ist, wieder rückführbar ist.“