Die erste deutsch-polnische Osterspeisesegnung in der katholischen Pfarrkirche St. Peter und Paul fand regen Zuspruch. Nicht nur aus Bonndorf, auch aus benachbarten Orten waren viele Gläubige, darunter auffallend viele Familien mit Kindern, gekommen.
Stadtpfarrer Fabian Schneider hieß die überwiegend polnischen, aber auch einige deutsche Gottesdienstbesucher willkommen. Er freute sich zudem über die an den Stufen des Altarraumes niedergelegten Osterkörbchen mit Essbarem von jeweils besonderer Symbolik. Nicht fehlen durfte ein Osterlamm, oft mit dabei Eier, Brot, Salz, Wasser, aber auch Würste (Zeichen für Wohlstand und Reichtum) oder Meerrettich (für die Bitterkeit der Leiden Christi). Und wer etwas genauer hinschaute, stellte alsbald fest, dass die bis dahin mit einem weißen Stoff bedeckten Körbchen am Alter für die Segnung „freigelegt“ wurden.

Der Gottesdienst beinhaltete Lesungen, Evangelium, Predigt, Fürbitten, das Vaterunser und allgemein Gebete, in deutscher und in polnischer Sprache. Fünf Lieder, darunter „Kyrie“, "Laudate“ und „Magnificat“, auf Liedblättern ausgedruckt bedienten sich der Kirchensprache Latein und ließen sich Taizé-Gesängen zuordnen. Obwohl sich nur wenige trauten, das Vater unser in ihrer Muttersprache polnische zu beten, funktionierte der Vortrag des Evangeliums und der Predigt umso perfekter.
Justyna Plaza-Köder brachte die Predigt, Joanna Sokolowska den Text des Emmaus-Evangeliums zu Gehör. Wer sich dabei gedanklich als Deutscher spontan in einen Gottesdienst irgendwo in Polen hineinversetzen mochte, konnte sich ausmalen, welche Gefühle die vertraute eigene Sprache zu hören, den in der Bonndorfer Pfarrkirche versammelten polnischen Mitbürgern der Gottesdienst beschert haben dürfte.

Zur Segnung der mitgebrachten 100 liebevoll bestückten und dekorierten Körbchen durch Pfarrer Fabian Schneider erhoben sich die Besucher, ein zweifellos erster finaler Höhepunkt. Allerdings setzte die sich anschließende Segnung der Kinder dem Ganzen dann noch die Krone auf. Mit und ohne Eltern folgten die Kinder der Einladung des Pfarrers zum Segen vor den Stufen, die zum Alter führten, zu kommen.
Persönlicher Segen für jeden
Pfarrer Schneider widmete sich jedem ganz persönlich: „Es segne dich der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist“ und zeichnete jedem ein Kreuz auf die Stirn. Die von Marco Johner anschließend verteilten süßen Schoko-Ostereier als kleines Dankeschön an die Kinderschar kamen hervorragend an. Dazu bedurfte es keiner Worte, nicht in Deutsch und nicht in Polnisch. Strahlende Gesichter, leuchtende Augen, auch die der Eltern, sagten mehr als tausend Worte.

Für das Zustandekommen dieses Gottesdienstes dürfen sich viele Ideengeber, Motivatoren, Organisatoren, Helfer stolz die Hände reichen: Silvia Maier und Justyna Plaza-Köder vom Integrationsgremium, Marco Johner, Rita Schüle und Fabian Schneider von der Seelsorgeeinheit Bonndorf-Wutach, die polnischen Mitbürger und Kirchgänger, die sich in einer Umfrage einen solchen Gottesdienst gewünscht hatten. Dass trotz der österlichen Urlaubszeit, trotz der an sich schon häufigen Gottesdienste zu Ostern und trotz mancherlei Skepsis gegenüber Veränderung am Ende ein solch „starkes Stück“ Integration aus der Taufe gehoben werden konnte, das sollte in einer an sich schon positiven Bewertung zusätzlich mit ins Feld geführt werden.
Ein Viertel polnisch
Derzeit leben in Bonndorf 1040 Personen mit Migrationshintergrund aus allen Herren Ländern. 250 Frauen, Männer und Kinder, also ein Viertel, besitzen einen polnischen Pass und sind auf einem guten Weg, in Bonndorf eine zweite Heimat zu finden. Jede Unterstützung zum guten Gelingen der Integration ist wertvoll – so auch der Gottesdienst am Karsamstag – der ein wichtiges Mosaiksteinchen darstellte.