Martha Weishaar

Ein Konzert der Extraklasse erlebten die Besucher beim jüngsten Folktreff mit der Rockband Anyone’s Daughter. Den Mainstream aktueller Musik berücksichtigend, ist deren Sound dennoch ganz anders, mal ziemlich brav, dann wieder völlig entrückt. Wenn Matze Ulmer die unzähligen Schalthebel an seinen Keyboards bedient, klingt das nicht mehr nach Piano oder Hammondorgel, sondern wie Musik aus einer fernen Zeit. John Vooijs ergänzt das Spiel genial mit erstklassiger Stimme, ebenso Uwe Metzler mit virtuosen Kunstgriffen an verschiedenen Gitarren. Kaum rockt er den Bass, meint man im nächsten Augenblick, Geige zu hören. Je nachdem, welchem Stil der jeweilige Song verschrieben ist.

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Die drei haben Spaß miteinander und vor allem an der Musik, die sie machen. Intuitiv gehen sie aufeinander ein. Spontaneität und Improvisationslust sind bei Anyone’s Daughter fester Bestandteil des Programms. Das spürt das Publikum. Entsprechend springt der berühmte Funke schnell über. Zumal der niederländische Leadsänger die Zuhörer im Handumdrehen für sich einnimmt.

Bekannt als Tarzan

Locker plaudernd geht John Vooijs, den manch einer aus Phil Collins‘ Musical „Tarzan“ kennt, denn auch darüber hinweg, dass seine „Setlist“, also der roter Faden für die Moderation, fehlt. Umso ehrlicher klingt das Lob für die Veranstalter aus seinem Munde. Der Mann zeigt sich angetan von der beschaulichen, beinahe privaten Atmosphäre beim Folktreff. Und quasselt mit unwiderstehlichem Charme munter weiter, wenn es ein bisschen dauert, bis Matze Ulmer ein paar kleine Schwierigkeiten mit der Technik überlistet.

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Das Publikum wird für die kurze Geduldsprobe belohnt, mit ungeheuer frischer, lebendiger Musik, die von tiefgreifenden Melodien zu kernigem Rock bis hin zu sphärischen Arrangements wechselt. Die Musikleidenschaft der drei Bühnenprofis birgt ein unvergleichbares Spiel mit Klängen, Tönen, Stimmungen. Hauptsächlich gibt es Songs aus der neuesten Sammlung „Living the Future“ zu hören. Eine eher stille Ballade ist der gleichnamige Titelsong, doch das Album birgt viele Überraschungen.

In manchen Passagen außerirdisch

„The Race is On“ klingt über manche Passagen beinahe außerirdisch und birgt dennoch E-Bass- Einlagen in erstklassiger Rock-Manier. Mitreißend wiederum der Sound zu „Hit Me Up“, derweil Bandleader Matze Ulmer bei „She’s not just Anyone’s Daughter“ auf wer weiß wie vielen Instrumenten gleichzeitig zu spielen scheint. Ein musikalischer Tausendsassa, der nicht nur bei „Judgement Day“ überdies eine wunderbare Stimme zum Einsatz bringt.

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Anyone’s Daughter singen keineswegs nur englisch. „Sonnenzeichen“ ist ein sentimentales Liebeslied. Kritisch, beinahe resigniert hingegen gibt sich „Der Plan“, aus dem Album „Neue Sterne“. Hochstimmung kommt hingegen auf, wenn das Publikum bei „Perfect Day“ den Echoeffekt beitragen soll.

Die Zuhörer lassen das Trio am Ende nur ungern ziehen. Bevor es jedoch so weit ist, motiviert Leadsänger John Vooijs mit der temperamentvollen Zugabe „Another Day like Superman“ alle zu rhythmischem Klatschen. Mit seinem „großesten“ Favoriten, „Far Away“, findet ein außergewöhnlicher Konzertgenuss seinen Abschluss.