Die einen lieben ihn, die anderen sind von seinen Aktivitäten nicht unbedingt begeistert: Die Rede ist vom Biber, der sich in unserer Region immer mehr verbreitet. Auch im Ehrenbachtal haben sich Biber angesiedelt und seit einiger Zeit gestaltet eines der putzigen Nagetiere die Landschaft rund um die Wellendinger Säge um. „Der Biber macht Ärger“, kommentiert Karl Dietsche, der die Säge seit 60 Jahren betreibt, die Anwesenheit des geschützten Tiers auf seinem Areal.
Karl Dietsche beobachtet die Aktivitäten der tierischen Landschaftsarchitekten schon seit Längerem. Stück für Stück arbeiten sich die Biber das Ehrenbachtal hinauf. „Jetzt ist einer bei der Säge angelangt“, sagt Dietsche im Gespräch mit dieser Zeitung und fügt an: „Mitten im Kanal unter der Säge hat er einen Damm gebaut, die 200 Jahre alte Säge stand schon unter Wasser.“ Schutzstatus hin oder her: Karl Dietsche will diesen Zustand nicht akzeptieren und fordert eine Lösung des Problems. Mit seinem Anliegen hat er sich bereits an die Biberbeauftragte Bettina Sättele, an die Stadt Bonndorf und an die übergeordneten Behörden gewandt.
Idealer Ort
Nach Informationen von Tobias Kock vom Naturschutzreferat des Regierungspräsidiums Freiburg findet der Biber im Bereich der Säge einen optimalen Dammbauansatz, da der Ehrenbach unter der Säge selbst durch einen Durchgang fließt und hier zudem die Fließgeschwindigkeit deutlich geringer ist. „Dies ist selbstverständlich sehr problematisch, da zum einen das Gebäude lediglich auf den Ufermauern aufsitzt und so bei einer zu hohen Aufstauung die Gefahr des Aufschwimmens besteht. Zum anderen ist eine Stauung in dieser Engstelle auch bei Hochwasser kritisch zu sehen“, so Kock auf Nachfrage dieser Zeitung. Ein Abbau der Dammbauversuche sei bereits mehrmals vorgenommen worden.
Erst vor einigen Tagen waren Stadtförster Steffen Wolf und sein Team erneut im Einsatz, um den Damm zu beseitigen – eine schweißtreibende Arbeit, die nur händisch und durch die geringe Höhe nur in gebückter Haltung möglich ist, nasse Füße inklusive. Dammbauversuche im Durchfluss der Säge können entfernt werden, heißt es aus dem Regierungspräsidium. Diese stellen die größte Gefährdung dar. „Alle anderen Dämme dürfen nur nach vorheriger Rücksprache mit Bettina Sättele und unter Berücksichtigung der artenschutzrechtlichen Vorgaben entfernt werden“, sagt Matthias Henrich, stellvertretender Pressesprecher im Regierungspräsidium.
Besichtigung
Im Vorfeld der Dammbeseitigungsaktion fand am 19. Oktober ein von Bettina Sättele organisierter Termin mit Vertretern der unteren Naturschutz- und der unteren Wasserbehörde, der Gemeinde Bonndorf und des Bauhofes vor Ort statt, um die verschiedenen fachlichen Aspekte zu beleuchten und mögliche Lösungsansätze zu diskutieren. Als einer der vielversprechendsten Lösungsansätze wurde eine Bachumlegung bei gleichzeitigem Schutz des Durchflusses identifiziert, die sowohl die Bedürfnisse des Bibers als auch der Menschen berücksichtigt.
So geht es weiter
Dazu finden aktuell weitere Abstimmungen im Hinblick auf die Umsetzbarkeit statt. Auch die Möglichkeit zum Generieren von Ökopunkten wird untersucht, so die Informationen aus dem Regierungspräsidium. Bis eine Lösung in die Tat umgesetzt ist, wird aber noch viel Wasser den Ehrenbach hinunter fließen. Karl Dietsche fordert deshalb ein pragmatischeres Vorgehen. Der Biber sollte gefangen und umgesiedelt werden, meint er und fügt an: „Irgendwann hät d‘Fasnet halt au amol ä end.“