„Was jetzt zählt, ist der Aufbau klimastabiler Mischwälder“, sagt Thomas Emmerich, Leiter des Forstbezirks Südschwarzwald, in dem zehn Forstbezirke organisiert sind. Rege war entsprechend dieser wachsenden Problematik die Teilnahme bei einem Vortrag im Internet mit Diskussion mit dem Freiburger Forstwissenschaftler Jürgen Bauhus, der von der Forstverwaltung mit organisiert wurde.
Doch wie sieht das in der Praxis, jeweils vor Ort aus? Im Forstbezirk Ebnet zeigt der zuständige Förster Bastian Weiß, wie hier Waldpflege in der Praxis zu bewerkstelligen ist. An einer Freifläche, die im vergangenen Jahr der Sturm verursacht hat, beeilen sich Forstexperten mit der Schlagpflege. „Das muss jetzt schnell passieren, bevor das neue Wachstum beginnt“, erklärt Weiß. Das vorhandene Wuchspotenzial wird freigeschnitten. Totholz, das den Borkenkäfer weiter anfüttern würde, muss entfernt werden, damit umgebende, durch die Waldlücke geschwächte, aber noch gesunde Bäume nicht auch noch befallen werden können.
Das Herz geht ihm auf, wenn Bastian Weiß schön nachgewachsene Waldflächen sieht, auf denen die erwünschte Naturverjüngung – also die Selbstaussaat des vorhandenen Bewuchses – Platz gegriffen hat und auch so vor Wildverbiss geschützt werden konnte, dass die jungen Bäumchen eine Überlebenschance haben. Das gelingt aber nicht überall, schon weil sich die Verhältnisse rund um Wetter und Klima geändert haben.
„Stürme, wie etwa den ‚Lothar‘ 1999, hat es natürlich auch früher gegeben“, gibt Weiß zu. Allerdings häuften sich die extremen Wetterereignisse. Wetterkapriolen, beispielsweise Stürme in Orkanstärke, sogar ein Tornado, Starkregenereignisse und auch viel zu trockene Sommermonate, tauchten nicht als Jahrhundertereignisse auf, sondern reihten sich schier in jeden Jahreslauf ein. Sprich – der Klimawandel ist in vollem Gange.
„Die Fichte hat inzwischen unter 800 Metern Schwierigkeiten“, erläutert Bastian Weiß. Seine Revierfläche, insgesamt 1300 Hektar im Staatswald, reicht von den Höhen um Bonndorf bis knapp 1000 Meter über Normal null bis hinunter in die Stühlinger Region um Bettmaringen. „Was wir jetzt anpflanzen, muss gut überlegt sein, denn es wird eine ganze Generation betreffen“, gibt er zu bedenken.
Das Jahr 2020 nimmt er denn als ein Beispiel von vielen möglichen in jüngster Vergangenheit und es stellt tatsächlich so etwas wie einen virtuellen Waldkrimi dar – im Wettlauf gegen die Zeit. Im Norden des Gebiets, für das er zuständig ist, hat der Sturm (vor allem ‚Sabine‘ im Februar) 16.000 Festmeter außerplanmäßig gelegt. Hinzu kommt das Holz, in dem der Borkenkäfer wütet – besonders krass im tiefer gelegenen Süden seines Reviers, dort sind 21.000 Festmeter betroffen, weiter oben immerhin noch 6500 Festmeter. Insgesamt sind das 43.500 Festmeter „Schadholz“ (außerplanmäßige Ernte) alleine in diesem Revier. Das ist rund das Dreifache eines normalen Jahreshiebs.
Doch was pflanzt man wo, damit ein stabiler zukunftsfähiger Mischwald entstehen kann? Die derzeitige Verteilung der größtenteils vorherrschenden Baumarten von Fichte (rund 70 Prozent), Tanne (20 Prozent) und Buche (zehn Prozent) werde sich verändern und müsse ergänzt werden. Zur Anpflanzung vorgesehene Flächen, bei denen Naturverjüngung nicht, oder zu wenig vorhanden ist, belaufen sich im Forstrevier von Bastian Weiß derzeit auf rund 20 Hektar. Das macht eine Dringlichkeitsliste nötig. 13 Hektar sollen in diesem Jahr bearbeitet werden.
Jetzt, im Frühjahr, werden auf Flächen, die vornehmlich mit Nadelholz bewachsen waren, Douglasien, Weißtannen, Bergahorn, Spitzahorn, Kirsche, Nuss, Hainbuche und Winterlinde gepflanzt, mit 12.500 Setzlingen. Im Herbst werden auf bisherigen Laubholzflächen noch einmal 6500 Stück gesetzt. Zusätzlich zu einigen der genannten Sorten werden das auch Eiche, Feldahorn und die Schwarzerle sein. Damit wird die Gesamtbepflanzung (19.000 Stück) im laufenden Jahr rund zehn Mal intensiver sein als in sonst normalen Jahren, in denen die Neubepflanzung des Reviers von Bastian Weiß bei 1000 bis 2000 Pflanzen lag.