Zu einer Online-Diskussion hatten die Förster im Landkreis Waldshut eingeladen. Den Rahmen dafür stellte die Veranstaltungsreihe „Und was machst Du so?“ in Kooperation mit Forst Baden-Württemberg (ForstBW) und gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung dar. Einem Vortrag schloss sich eine Diskussion an, die dokumentiert und ausgewertet werden soll. 94 Teilnehmer aus dem Kreis Waldshut sowie aus Freiburg und der weiteren Umgebung hatten sich eingeloggt, darunter Förster, Privatwaldbesitzer, aber auch interessierte Bürger ganz allgemein.

Klimawandel zwingt zum Handeln

Im Mittelpunkt des Vortrages des Freiburger Forstwissenschaftlers Jürgen Bauhus stand die Frage: „Wie können Wiederbewaldung und Klimawandel zusammengebracht werden?“ Die anschließende rege Diskussion soll von Wissenschaftlern des Karlsruher Instituts für Technologie ausgewertet werden, das mit Philipp Schrögel auch den Moderator der Veranstaltung stellte.

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Der Vortrag wurde überaus positiv aufgenommen, in der Diskussion brachten sich sowohl Forstfachleute als auch Waldbesitzer schriftlich per Chat oder im direkten Gespräch ein. Jürgen Bauhus hatte seinen Vortrag in vier Teile untergliedert. Zunächst stellte er die gegenwärtigen Herausforderungen dar, danach fragte er, wie Schäden zu vermeiden seien. An dritter Stelle stand die Frage nach geeigneten Reaktionen auf die Schäden, gefolgt von den Schlussfolgerungen für den künftigen Waldbau.

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Als Herausforderungen nannte Bauhus sowohl die großen abgestorbenen Fichtenflächen, die deren geringe Anpassungsfähigkeit offenbart hätten, als auch klimatische Veränderungen, die Störungen der Waldstruktur zur Folge haben, und schließlich Veränderungen der gesellschaftlichen Ansprüche, die an den Wald gestellt werden. Schwer vorhersehbare Effekte wie das Aufkommen neuer Schädlinge oder Krankheiten sah er noch problematischer als die langsame klimatische Erwärmung. Durch die Interaktion von Störungsparametern wie Insekten, Krankheit, Feuer, Dürre, Schnee und Wind müssten sich die Zielsetzungen laufend ändern.

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Zur Vermeidung von Schäden propagierte Bauhus neben der strikten Durchforstung einen langfristigen Baumartenwechsel in Richtung von Mischbeständen, da sich gezeigt habe, dass in solchen Beständen die Einbrüche zwar gleich stark wirksam seien, die Erholungsphase jedoch weit schneller voranschreite als in Monokulturen. Bekanntermaßen sei die Baumartenwahl dabei entscheidend, die Fichte der große Verlierer des Klimawandels.

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Als geeigneten Umgang mit Schadflächen schlug Bauhus die gezielte Nutzung von verbliebenen Strukturelementen zum Schutz von Sämlingen oder Neuanpflanzungen vor, wobei sich die Auswirkungen verschiedener Ernteverfahren auf die Verjüngung in der Experimentierphase befänden. Auch die geringen Erfahrungen mit unterschiedlichen Mischungen stellten die Forschung vor eine langfristige Aufgabe.

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Als Hinweise zur Förderung der angestrebten Diversität zukünftiger Wälder nannte er die Pflanzung von schnell wachsenden Vorwäldern zum Schutz der gewollten Nachzuchten oder Trupppflanzungen, das heißt Baumgrüppchen, zwischen denen sich Naturverjüngung ansiedeln kann. Dabei müsse man die Selbstorganisation seitens der Natur stärker als bislang kontrollieren, um Wiederholungsfehler zu vermeiden.

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In der Diskussion ging es um die Möglichkeiten seitens der Kleinstwaldbesitzer, sich Maßnahmen anzuschließen, um die Frage geeigneter Baumarten oder das Problem, aktuell Bäume zu pflanzen, die dem zu erwartenden Klimawandel gerecht werden, aber jetzt überlebensfähig sein müssen.

Die Ziele

Die zukünftigen Ziele der Waldbewirtschaftung wurden hinterfragt, wobei ein Waldbesitzer aus Bernau ins Feld führte, dass die Pole Profit und Klimafreundlichkeit sich in der Bewirtschaftung gegenüberstünden. Deshalb fordere er, den Fokus stärker auf die Ziele zu legen. Abschließend meinte Bauhus, die Zielrichtung gebe immer der Besitzer vor. Für den Staatswald etwa sei in der Regel die optimale Bereitstellung der Ökosystemleistung das Ziel. Für alle indes sollte es als Herausforderung angesehen werden, bei der Verfolgung von Zielen Optionen für künftige Generationen offen zu halten.