Carsten Quednow will es nochmal wissen. Auch nach drei Amtsperioden als Bürgermeister fühlt er sich „nicht so verbrannt“, dass er nicht nochmal antreten will. „Ich habe noch Spaß und bin zu jung für den Ruhestand“, sagt er im Redaktionsgespräch mit dem SÜDKURIER. Der heute 52-Jährige wurde mit 28 erstmals gewählt und war einer der jüngsten Bürgermeister im Landkreis.

Rathauschef in einer anderen Gemeinde kommt nicht in Frage

Was für ihn heute allerdings nicht in Frage kommt: Mit 52 als Bürgermeisterkandidat den Sprung in eine andere, vielleicht größere Gemeinde zu wagen. „Meine Kandidatur war immer ein Bekenntnis zu Görwihl“, sagt er. Gleichwohl räumt er ein, während seiner Amtszeit auch aus anderen Gemeinden auf eine Kandidatur angesprochen worden zu sein. In zwei Fällen habe er sich die Gemeinden sogar angeschaut.

„Doch das hat sich nicht richtig angefühlt“, sagt Quednow im Nachhinein. Es kam ihm vor wie ein Vertrauensbruch, weshalb er sich bereits auf der Rückfahrt dagegen entscheiden habe. Da sei ihm klar gewesen, er wolle in Görwihl bleiben und hier auch in den Ruhestand gehen.

Deshalb tritt er nochmal an.

Nur, anders als bei früheren Wahlen muss er sich jetzt mit Kandidaten messen, die als ernsthafte Konkurrenten gelten. Und dass mit Mike Biehler quasi der frühere Lehrling gegen den einstigen Chef antritt, ficht den Amtsinhaber nicht an. „Im Gegenteil“, sagt Quednow über Biehler, „als Ausbilder kann man stolz sein, dass er es so weit gebracht hat.“

Das magere Wahlergebnis von 2015 lässt ihn nicht zweifeln

Auch sein Wahlergebnis vor acht Jahren lässt Quednow an der vierten Kandidatur nicht zweifeln – obgleich er damals ohne ernsthaften Kandidaten nur 71 Prozent geholt hat. Dies Ergebnis ist für Quednow nur eine Momentaufnahme des Jahres 2015, „aber kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken.“ Dennoch räumt er ein, in der Gemeinde eine „gewisse Unzufriedenheit“ zu spüren. Er hat für sich auch eine Erklärung gefunden: Sie liege in den Pandemiejahren begründet. Wegen Corona hätten Land und Bund unpopulären Maßnahmen beschlossen, die Gemeinde habe sie durchsetzen müssen. Es sei wie so oft mit unbeliebten Entscheidungen anderer: „Letztlich bindet man sie dem Bürgermeister ans Bein“, bedauert er.

Amtsinhaber ist zufrieden mit seiner Bilanz

Denn was seine Arbeit auf Gemeindeebene angeht, sieht Quednow wenig Grund für Kritik. Er zieht für sich eine positive Bilanz, erwähnt das Neubaugebiet Moos, die Tagespflege in Segeten und auch die Weiterentwicklung von Gewerbebetrieben an ihrem angestammten Standorten. Quednow wehrt sich gegen den Eindruck, dass alles Gute in Görwihl immer ohne Zutun der Gemeindeverwaltung geschaffen wurde – das gelte etwa für das Gewerbegebiet in Oberwihl, das gerne einer privaten Initiative zugeschrieben werden, wie auch für den Erhalt der Zahnarztpraxis.

Quednow: „Es ist nicht so einfach, wie sich das mancher vorstellt“

So bestreitet er auch, dass in Sachen Ärztehaus bislang nichts getan wurde. Im neuen Baugebiet „Breite“ seien zwei Bauplätze vorgesehen, unter anderem das Eckgrundstück an der Zufahrt. Bei Bedarf könne das Gebäude in ein bis zwei Jahren stehen. Allerdings lehnt es der Bürgermeister ab, mit einem Bau in Vorleistung zu gehen. Es gebe parallel Initiativen zur Ärztesuche sowohl auf privater wie gemeindlicher Ebene. Quednow: „Aber das ist halt nicht so einfach, wie sich das mancher vorstellt.“

Das sind seine Ziele für die kommenden Jahre

Neben dem Ärztehaus zählt Quednow als Projekte der nächsten acht Jahre die Sanierung der Hotzenwaldhalle und das „Betreute Wohnen“ auf. Letzteres sei ebenfalls für die Breite vorgesehen, er habe bereits mit drei oder vier Investoren Gespräche geführt. Zudem steht die verpflichtende Ganztagsgrundschule auf seiner Liste. Quednow gibt im Gespräch ein Bekenntnis zu beiden Grundschulstandorten ab, er will auch beide als Ganztagsschulen ausbauen.

Den Verlust der Hauptschule müsse man nach Jahren nun auch mal akzeptieren, meint er. Deren Abschaffung sei eine Entscheidung Stuttgarts gewesen. Außerdem sei der Verlust nicht so groß, wie man ihn heute diskutiert. Denn die zuletzt stark rückläufigen Schülerzahlen hätten ein nurmehr geringes Interesse an der Schule gezeigt. Zudem seien weiterführende Schulen in angemessener Entfernung erreichbar.

Wird die Albtalstrecke jemals wieder öffnen?

Und noch eine Frage zu einem Thema, das ebenfalls anderswo entscheiden wird: Die Albtalstraße. Wie sein Mitbewerber Mike Biehler hat auch Quednow seine Zweifel an einer Wiedereröffnung.

Die Albtalstraße zwischen Tiefenstein und Hohenfels ist gesperrt.
Die Albtalstraße zwischen Tiefenstein und Hohenfels ist gesperrt. | Bild: Peter Schütz

Als Bürgermeister wolle er weiter dafür kämpfen. Er glaubt auch, dass es Verkehrsminister Winfried Hermann mit seiner Zusage ehrlich meint. Quednow: „Aber ich glaube seine Verwaltung ist stärker als er.“

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