Die Idee, sich in Görwihl für das Bürgermeisteramt zu bewerben, trug Daniel Stiller schon einige Jahre mit sich herum. Dass es zum Zeitpunkt seiner offiziellen Bewerbung mit Amtsinhaber Carsten Quednow und Herausforderer Mike Biehler bereits zwei aussichtsreiche Kandidaten gab, konnten ihn auch nicht von seinem Vorhaben abbringen. „Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte“, sagt der 33-Jährige und lächelt.

Stiller fühlt sich nicht als Außenseiter

In die Rolle des Außenseiters will er sich aber nicht sehen, so Stiller im Gespräch. Die Entscheidung zur Kandidatur habe er letztlich alleine getroffen – ganz ohne Ratschlag oder Rückmeldung von Freunden oder Familie: „Man muss es fühlen und darf sich nicht ablenken lassen, was andere sagen“, so Stiller selbstbewusst.

Dass er weder über kommunalpolitische noch über Verwaltungserfahrung verfüge, sieht Stiller nicht als Manko an. Dafür habe er Erfahrungen in der Leitung von Vereinen, was „in gewisser Weise ähnlich“ sei: „Das spiegelt sich vom Kleinen zum Großen“, so sein Eindruck, nachdem er die Görwihler Gemeinderatssitzungen monatelang als Zuschauer verfolgte.

Vereinsmensch hat viele Möglichkeiten im Blick

Aus seinem Wirken als Vorstandsmitglied von „Aktiver Hotzenwald“ stammen viele seiner kleineren Ideen, die er im Wahlkampf aufzählt: Von einer Lebensmittelsammelstelle der Fairteiler, über Mitfahrerbänkle in den Ortsteilen, bis zu einer Energiegemeinschaft, über die Bürger gemeinsam Heizöl bestellen können.

Stiller sieht sich in der Bürgermeisterrolle aber nicht als Organisator, sondern eher als Unterstützer und Möglichmacher von Bürger- und Vereinsinitiativen. Denn seine Erfahrung als Vereinsmensch ist, dass Vereine bislang viel zu wenig Unterstützung bei der Realisierung von Projekten erhalten, sondern eher Steine in den Weg gelegt bekommen.

Verlust der Werkrealschule trifft Görwihl

Als drängendstes Problem will Stiller als Bürgermeister den mangelhaften Brandschutz in der Görwihler Grundschule angehen. „Hier geht es um die Sicherheit.“ Apropos Schulen: Dass Görwihl die Werkrealschule verloren habe, sei ein Verlust für Görwihl und ein Fehler des bisherigen Bürgermeisters Quednow gewesen. „Die Schule ist immer ein wichtiger Bezugspunkt. Wenn Menschen aufs Land ziehen, wollen sie wissen, wo die nächste Schule ist.“

Rickenbach und Herrischried hätten seinerzeit ein besseres Verhandlungsgeschick bewiesen und die Gemeinschaftsschule installiert. Glaubt Stiller, das Rad noch einmal zugunsten Görwihls zurück drehen zu können? „Einem abgefahrenen Zug werde ich nicht hinterherlaufen“, schüttelt der 33-Jährige den Kopf. Hier sei die „große Politik“ gefragt, ein Bürgermeister allein könne da nichts ausrichten.

Görwihls Zukunft als Hotzenwaldmetropole

Daniel Stiller sieht Görwihls Zukunft dennoch weiterhin als „Hotzenwaldmetropole“, auch wenn die Nachbargemeinden Görwihl in vielen Punkten mittlerweile den Rang abgelaufen hätten – so auch beim Bevölkerungswachstum: „Wenn Görwihl wieder wachsen will, muss wir Bau- und Gewerbegrundstücke zur Verfügung stellen.“

Im künftigen Gewerbegebiet Breite wünscht er sich ein Ärztehaus. Dazu solle vorab mit Medizinern gesprochen werden, um ihre Wünsch zu ermitteln. „Es müssen Anreize geschaffen werden“, so Stiller, der es für denkbar hält, dass einem Arzt auch eine Wohnung zur Verfügung gestellt wird.

Nachholbedarf beim Tourismus

Mit einem Camping- und Wohnmobilstellplatz auf dem bisherigen Hartplatz bei der Hotzenwaldhalle will Stiller den Tourismus neue Facetten geben. Dazu führe er derzeit schon Gespräch mit einem möglichen Investor. Von einem solchen Angebot könnte auch der örtliche Handel und das Hallenbad profitieren.

„Touristisch ist es in Görwihl sehr dünn“, sieht Stiller Nachholbedarf im Vergleich zu den Nachbargemeinden. Dass es durchaus eine Nachfrage gebe , beweise der Eichrüttehof, wo über die gesamte Saison bis zu 200 Campingübernachtungen gezählt wurden.

Die Albtalstraße zwischen Tiefenstein und Hohenfels ist gesperrt.
Die Albtalstraße zwischen Tiefenstein und Hohenfels ist gesperrt. | Bild: Peter Schütz

Sieht Daniel Stiller die Chance auf eine Wiedereröffnung der seit 2015 gesperrten Albtalstrecke? „Ich bin zuversichtlich und sage ja“, meint er nach langem Überlegen. Und woher nimmt er seinen Optimismus? „Wenn man lange genug nervt, wird es irgendwann gemacht.“

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