Häusern – „Sie werden nie schreiben können“, sagte einst ein Lehrer zu Norbert Linden. Ein Irrtum, wie sich herausstellte. Aber bevor Linden, der bis zu seinem Ruhestand am Niederrhein lebte, zu schreiben begann, dauerte es viele Jahre. Zunächst lernte er Klarinette, holte mit 15 Jahren bei Jugend musiziert den zweiten Landespreis, erhielt ein Stipendium an einer Musikschule und belegte Kurse bei einem, wie er sagte, „Klarinettenpapst“. Nach dem Abitur meldete Linden sich freiwillig für das Stabsmusikkorps und wurde, und das war eine Ausnahme, als Wehrpflichtiger und Nichtberufsmusiker angenommen. Somit war sein Weg zu einem Musikstudium eigentlich vorgezeichnet. Aber es kam anders. Lindens Mutter redete ihm das Musikstudium aus. Er entschied sich für Zahnmedizin, damals das Fach mit dem höchsten Numerus clausus – aus einem einfachen Grund: „Ich wollte abgelehnt werden.“ Aber wieder kam es anders, er erhielt den Studienplatz. Und blieb, lange Jahre als Zahnarzt und später als Professor an der Universität Sevilla, der Zahnmedizin bis zu seinem Ruhestand treu.

Musik spielte weiter eine große Rolle in Lindens Leben. Neben dem Studium war er in Orchestern aktiv, gab dies aber später auf. 2002 ließ er sich noch einmal dazu überreden, bei einem Konzert mitzuwirken. Danach war endgültig Schluss. Zumindest mit der Orchestertätigkeit. Schon lange zuvor hatte er zu komponieren begonnen, entstanden waren unter anderem Chansons, Werke für Klavier, Klavier und Gesang und Chor. Im Laufe der Jahre widmete sich Linden darüber hinaus dem Theater und gestaltete von 1999 bis 2004 mit Freunden Theaterabende. Schon lange bevor es ihn auf die Bühne zog, hatte der Zahnmediziner zu schreiben begonnen. 1973 entstand sein erstes Gedicht „Das Leben“. Es folgten weitere Gedichte, Kurzgeschichten und 1998/99 erschien sein erstes Buch „Das Eichhörnchenpferd“, 1999 folgte der Kurzroman „Apokatastasis“, 2022 mit „Schritte... alltäglichen Heldenlebens“ ein weiteres Buch. Ende 2023 erschien sein neuestes Werk „Glashausgeschichten“ unter dem Pseudonym Lennart Nezoge. Darin zusammengefasst sind Gedichte und Kurzgeschichten zu verschiedensten Themen wie Umwelt, Erziehung und Generationenkonflikte.

Auch beim Schreiben spielt Musik eine große Rolle für Norbert Linden: „Ich denke in Musik – immer“, erklärt er. Und so findet sich der Aufbau von Spannungsfeldern in der Musik auch in seinen Texten wieder. Derzeit sei ein weiteres Werk im Entstehen, das Essay „Aufzug“, erzählt der Autor. „Jeden Tag schreibe ich eine Seite. Ich schiebe Buchstaben, Worte und Sätze hin und her und am Ende des Tages steht der Text und wird nicht mehr geändert.“

Das neue Buch von Norbert Linden: „Glashausgeschichten“ von Lennart Nezoge, 408 Seiten, Karin Fischer Verlag, 18,80 Euro