Der Häuserner Pater Gabriel Müller wurde am 24. Juni mit fünf Mitbrüdern aus vier Ländern zum Priester geweiht. Doch wie fand er den Weg in den priesterlichen Dienst? Mit dem christlichen Glauben sei er schon im Elternhaus vertraut gemacht worden, berichtet Gabriel Müller. Als sich ihm mit 19 Jahren die Frage nach seiner Berufung zum Priester stellte, sei damit zwangsläufig auch die Haltung zum Zölibat verbunden gewesen. Er habe nach Antworten auf seine Ungewissheit gesucht und sei sich schließlich sicher gewesen, dass er den Weg ins Priesteramt wagen wolle. Zwei Jahre habe es gedauert, bis er seine ersten Gelübde abgelegt hat, erzählt er.
In der St. Fridolinskirche leuchtet es zinnoberrot von den Kirchenfenstern her, in einer Bank darunter sitzt Pater Gabriel. Hier habe er sich schon immer zu Hause gefühlt, berichtet er. Nach der Erstkommunion sei er Ministrant geworden, es sei ihm eine Freude gewesen, die Gottesdienste zu besuchen. Als Jugendlicher sei er dann allerdings erst mal weit weg vom Glauben gewesen. Den Ausschlag, Priester werden zu wollen, habe ein Aufenthalt in Kanada kurz nach dem Abitur gegeben. Dort habe er ein Jahr lang als Zivildienstleistender in einem Gästehaus der Gemeinschaft Chemin Neuf (Französisch: neuer Weg) gearbeitet. „Ich habe schon bald gemerkt, dass die Mitglieder der Gemeinschaft die Freude und Tiefe haben, die ich suchte.“
Über die Monate sei die Berufungsfrage zum Ordensleben hin immer konkreter geworden, berichtet er. Eine Entscheidung, über die seine Eltern zuerst erstaunt und auch besorgt waren, berichtet Pater Gabriel. „Trotzdem haben sie mich immer unterstützt. Das Wichtigste war für sie, dass ich glücklich
werde.“
Dass gute Freunde sich wegen seiner Glaubensentscheidung von ihm abgewendet hätten, das habe er nicht erlebt. Die Freundschaften, die er sich im Dorf und in der Umgebung bewahrt habe – und davon gebe es einige – seien für ihn kostbar. „Dass meine Freunde mir gesagt haben, also gut, wir verstehen das nicht unbedingt, aber wir respektieren es, das war für mich ein Zeichen echter Freundschaft.“
Für Pater Gabriel steht fest, dass zum Glauben an Gott auch die Kirche gehört. „Ich bin der Meinung, dass die persönliche Glaubenserfahrung eine Struktur braucht. Für mich ist die Kirche wie eine Familie, ein Zuhause, wo es schöne Dinge gibt, aber auch Dinge, die schwierig und belastend sind“, sagt er.
Beispielsweise so belastend wie die Missbrauchsfälle innerhalb der Kirche? „Meine fünf Mitbrüder und ich, die wir zu Priestern geweiht wurden, haben uns auch darüber ausgetauscht“, sagt er. Man habe sich gefragt, wie in so einer Situation noch Priester geweiht werden können, ob das überhaupt glaubwürdig sein kann. Ob es noch möglich ist, etwa im Familienkreis ein Kind an die Hand zu nehmen. „Oder wie wir in der Seelsorge mit Minderjährigen umgehen werden. Doch irgendwann haben wir uns gesagt, die Berufung ist trotzdem da, auch wenn manche kriminell gehandelt haben.“