Bei der Herbstabschlussprobe der Feuerwehr Herrischried am Sonntagmittag, 6. Oktober, mussten 14 teils schreiende und widerspenstige Verletzte unter erschwerten Bedingungen aus dem brennenden Haus im Ortsteil Lochhäuser geborgen werden. Rund 75 Rettungskräfte von Feuerwehr und Deutschem Roten Kreuz aus Herrischried und den Umlandgemeinden waren im Einsatz. Kommandant Michael Siebold war sehr zufrieden.

Einsatzkräfte retten Verletzte
Der Heizöllaster brennt, nach dem er auf abschüssiger Straße außer Kontrolle geraten und in einen Hauseingang gekracht war. Der Rauch zieht durch die geöffneten Fenster ins Innere des Gästehauses Eschbach im Ortsteil Lochhäuser. Dort sind später insgesamt 14 Verletzte zu retten, die sich für Außenstehende zum Teil irrational verhalten und das brennende Gebäude nur unter Zwang verlassen.
Der Laster blockiert den Weg
Der Tanklaster blockiert den weiteren Weg für die Drehleiter, weswegen ein Mann, der zum Unfallzeitpunkt mit Isolierarbeiten am Dach beschäftigt war, abrutschte und per Steckleiter geborgen werden musste. Die Verletzten – zu denen auch ein im Einsatz verletzter Atemschutzträger der Feuerwehr im späteren Verlauf gehören sollte – versorgte das DRK noch an Ort und Stelle.

Das gibt‘s auch im Ernstfall
Bisschen viel aufs Mal? Reale Feuerwehreinsätze kennen keine idealen Bedingungen und warten vor Ort mit Überraschungen auf: Wenig Platz, eine unübersichtliche Situation, schreiende Verletzte und womöglich Gefahrgut sind nur einige der Stressfaktoren, unter denen die ehrenamtlichen Einsatzkräfte ruhig und besonnen ihr fachliches Können und Teamwork unter Beweis stellen müssen. Bei diesem Einsatz ging es um den richtigen Umgang mit Gefahrgut, die Priorisierung bei der Bergung der Verletzten und die Abstimmung mit dem DRK.
Die Komparsen spielen das lebensecht
„Warum tut ihr denn nichts?“ Die verletzte junge Frau steht am Fenster, Rauch quillt heraus. Die Feuerwehrleute können nicht sofort mit der Rettung beginnen, die Lage ist unübersichtlich. Aus einem weiteren Fenster klopft es ebenfalls. Eine andere Verletzte liegt ruhig auf dem Vordach. Während die junge Frau gerettet wurde, kreischte eine andere und wehrte sich mit Händen und Füßen. „Ich gehe hier nicht ohne meinen Vater raus. Lasst mich in Ruhe, ihr Vollidioten.“ Für Außenstehende ist es irrationales Verhalten, für Einsatzkräfte real. „Das kommt gerade bei Familien vor“, sagte Kommandant Michael Siebold. Pasqualino Collara spielt einen Vater und rennt derweil in das brennende Haus zurück; er wird von den Atemschutzträgern unfreiwillig ein weiteres Mal herausgeholt.
Florian Fleischmann spielt seine Rolle als Bewusstloser derart gut, dass man ihn zunächst für einen Dummy hält, der in eine Uniform der Jugendfeuerwehr gepackt wurde. Die Atemschutzträger schleppen ihn raus, er hängt ohne jegliche Körperspannung da und verharrte regungslos selbst in unbequemen Positionen. Während man ihn in einer Trage fixiert am Seil vom Vordach herablässt, werden weitere junge Leute gerettet. „Ich habe das erste Mal Bewusstlosigkeit gemimt – aber das war cool“, sagte der 14-Jährige aus der Herrischrieder Jugendfeuerwehr. Eine Person mit Bein- oder Armverletzungen habe er hingegen schon öfters gespielt.
„Normalerweise stehen hier noch Autos – und der Platz ist eh schon eng“, erklärte Siebold. Die angeforderten Fahrzeuge der Feuerwehren Todtmoos und Rickenbach parken weiter weg und werden bei Bedarf herangeholt. So bleibt genug Platz für die Drehleiter. Für die Wasserversorgung, erklärt er, hätten die Wehrleute eine Schlauchleitung vom rund einen Kilometer entfernten Wasserhochbehälter gelegt.

Das Fazit des Kommandanten
„Im Einsatz arbeiten wir mit dem DRK zusammen, aber wir proben selten zusammen“, so Siebold und ergänzt, dass sich an der ein oder anderen Stelle noch Verbesserungen bei der Absprache gezeigt hätten. „Die Verletzten vom DRK und der Jugendfeuerwehr haben richtig gut mitgemacht und waren realistisch geschminkt“, freut sich der Kommandant.