Mit ihrem Text „Die Großputzete“ hat die zehnjährige Leonie Huber aus Herrischried beim Wettbewerb um den Landespreis für Dialekt Ende Oktober den Förderpreis für junge Talente gewonnen. Wer sie ist und warum sie so gerne schreibt, fragen wir sie in der Küche des idyllisch gelegenen Hofes ihrer Eltern. Es duftet verführerisch nach Marmorkuchen, den Leonie selbst gebacken hat, und heißer Schokolade. Mit am Tisch sitzen Mama Hannah, Papa Matthias, Oma Annemarie und die drei Schwestern Mia, Miriam und Sarina.

SÜDKURIER: Herzlichen Glückwunsch Leonie zu Deiner Auszeichnung mit dem Förderpreis „Junge Generation“. Wie war denn der Galaabend im neuen Schloss in Stuttgart?

Leonie Huber: Vielen Dank; die Preisverleihung war so schön mit der Feier im weißen Saal des neuen Schlosses. Und ich habe mich nach der Preisverleihung mit allen unterhalten. (lacht) Der Preis ist für mich eine große Sache und ich freue mich riesig. Doch schon die Einladung dazu war richtig klasse, denn sie ist an Annemarie und Leonie Huber adressiert gewesen. Und meine Oma Annemarie hat mir bei dem Text ja sehr zur Seite gestanden. Sie hat ihn mit mir gemeinsam ins Alemannische übersetzt, denn erst habe ich ihn auf Hochdeutsch geschrieben.

Oma Annemarie: Das ist wirklich knifflig gewesen manchmal und wir haben lange hin und her studiert. Beim Begriff „Tierarzt“ ist mir der „Viehdoktor“ als alemannisches Pendant erst viel später eingefallen.

Mama Hannah: Die Oma spricht ja eigentlich immer Alemannisch und ist daher unsere Fachfrau in diesen Dingen. Sie und Leonie sind sich wirklich nahe. Und an dem Festabend in Stuttgart sind wir alle mit dabei gewesen – die Annemarie, mein Mann, die Mia. Unsere andere Oma war bei unseren beiden kleineren Töchtern.

Sag mal Leonie, wie bist Du denn zum Schreiben gekommen?

Leonie: In der Schule sind meine Lieblingsfächer Deutsch und Mathe und schon vor der ersten Klasse habe ich Lesen können. Daheim haben Mama, Mia und ich uns schon immer Geschichten ausgedacht auch mit der anderen Oma beim Autofahren. Einer fängt an mit einem Satz, dann kommt der nächste mit dem zweiten Satz und so weiter – das macht so viel Spaß. Außerdem hat es immer zum Einschlafen Geschichten gegeben und ich lese unglaublich gerne. Außerdem liebe ich es, meine Geschichten aufzuschreiben.

Was liest Du denn gerade?

Leonie: Ach, das wechselt ja immer recht schnell weil ich sehr viel und ganz unterschiedliches lese. Aktuell mag ich „Badabamba und die Insel der Zeit“ von Markus Orths und „Der Zaubergarten – Abenteuer können fliegen“ von Nelly Möhle.

Ein tolles Team in Sachen Alemannisch: Leonie Huber (rechts) und ihre Oma Annemarie (links) haben der prämierten Geschichte „Die ...
Ein tolles Team in Sachen Alemannisch: Leonie Huber (rechts) und ihre Oma Annemarie (links) haben der prämierten Geschichte „Die Großputzete“ den letzten alemannischen Schliff gegeben. | Bild: Schneider, Sigrid

Und wie ist denn die Geschichte für den Landespreis für Dialekt entstanden?

Leonie: Also, ich habe schon für den Scheffelgriffel, einen Wettbewerb auf dem Scheffel-Gymnasium, mit einer Geschichte teilgenommen. Dabei habe ich über unsere Zeit während Corona geschrieben, als wir sehr viel im Wald gewesen sind.

Mama Hannah: Leonie hat hier über den Wald und die Natur geschrieben zum Verarbeiten ihrer eigenen Coronaerlebnisse. Es geht um unser Leben im Wald, im Einklang mit der Natur, ihrem Kindlichen erleben und gleichzeitig über den Verlust von uns nahe stehenden Personen in dieser Zeit. Für mich ist diese Geschichte ein wertvoller Elternschatz der zeigt, wir haben die Kinder behütet durch eine besondere Zeit geführt.

Leonie: Ja, und im Wald spielt auch mein Text für den Mundart-Wettbewerb. Es geht darin um Noah, der mit seinen Freunden Lia und Max bei einer Putzaktion im Wald einen kleinen verletzten Wolf findet und rettet. Am Schluss wird eine Großputzete im Wald vom gesamten Dorf veranstaltet – und „Die Großputzete“ heißt auch meine Geschichte. Sandhya Hasswani, die mir Englisch-Unterricht gibt, hat uns vom Mundart-Schreibwettbewerb erzählt und so ist es gekommen, dass ich diese Geschichte auf alemannisch dort eingereicht habe.

Der Wald und die Natur spielen eine sehr wichtige Rolle in Deinem Leben?

Leonie: Ich bin wahnsinnig gerne im Wald mit meinen Schwestern. Schon als Corona war, sind wir immerzu rausgegangen. Haben Sachen gebaut, am Lagerfeuer mit allen Stockbrot gemacht und gespielt. Der Wald, unser Hof und das alles gehören zu mir, wie das Alemannische auch – das bedeutet wirklich Heimat und Heimatgefühle für mich.

Willst Du denn weiterschreiben auf Alemannisch? Und wo fühlst Du Dich eher zuhause – im Alemannischen oder im Hochdeutschen?

Leonie: Ich fühle mich in beidem sehr wohl – aber alles zu seiner Zeit und am rechten Ort. Im Gymnasium zum Beispiel steht gerade der Vorlesewettbewerb an und wir können eigene Texte mitbringen – doch hier einen alemannischen Text vorzutragen, passt für mich gar nicht. Aber weitermachen will ich auf jeden Fall. (lacht) Sandhya hat schon vorgeschlagen, ob ich nicht beim Gerhard-Jung-Wettbewerb für junge Leute mitmachen will.