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Zu den geplanten Windrad-Standorten auf dem Hotzenwald schreibt ein Leser:
Schon in den 80er-Jahren habe ich mich für regenerative Energien engagiert, auch für Windenergie. Allerdings nach dem Motto „Small is beautifull“, also im kleinen Maß zur Selbstversorgung einzelner Dörfer. Auch falls sich durch kleinere Windräder kein Profit erzielen lässt, ist mir das immer noch lieber, wenn wir dadurch weiterhin unseren Wald zur Erholung nutzen können. Die Weisheit liegt meistens in der Mitte, lässt sich meist durch Schwarmintelligenz finden, also wenn möglichst viele Menschen ihre Erfahrungen zusammenbringen. Wenn nicht jeder auf seiner eigenen Meinung beharrt, sondern sich vorurteilsfrei die Argumente der anderen anhört und wirklich im Herzen bewegt, kann es zu unerwarteten Lösungen kommen. Also Synthesen, die für alle Beteiligten noch gewinnbringender sind als der eigene Standpunkt.
Wir sollten uns also in Herrischried nicht in Windkraftbefürworter oder Windkraftgegner spalten lassen. Sondern einige Wohlwollende mit unterschiedlichen Meinungen könnten sich zusammen mit einem Mediator an einen Runden Tisch setzen, eine Lösung ausarbeiten und dann den Bürgern zur Abstimmung vorlegen. Zum Beispiel wie in anderen Orten eine Bürger-Genossenschaft gründen zum Bau von Windanlagen, sodass der Profit im Ort bleibt. Oder weniger, kleinere und von Wohnhäusern weiter entfernte Windräder, Energiesparmaßnahmen erarbeiten. Oder wie in Ibach: Dort hat der Gemeinderat dem Regionalverband eine lange Liste mit Landkarten geschickt, wo keine Windanlagen hin sollten: wegen Tier- und Pflanzenschutz, Landschaftserhalt für Tourismus, mehr Abstand zu Wohnhäusern.
Bürgerversammlung wäre sinnvoll gewesen
Dieser Prozess hätte natürlich schon viel eher beginnen sollen, als die Windenergie-Pläne bekannt wurden. Statt im Gemeinderat einfach nur den Vorgaben von oben zuzustimmen, hätte eine Bürgerversammlung einberufen werden können. Denn als Gemeinderat und Bürgermeister gewählt wurden, war Windenergie noch kein Thema. Wir Bürger kannten also bei den Wahlen gar nicht die Standpunkte der Kandidaten zur Windenergie.
Und andersherum kannten unsere Volksvertreter bei der Abstimmung im Gemeinderat nicht unsere Meinungen und unser Energie-Wissen. Das ist zwar nicht bei jeder kleinen Entscheidung nötig, aber zehn Windanlagen nah an Herrischried sind ja keine Kleinigkeit. Auf alle Fälle sollten wir daraus lernen für das nächste große Thema in Herrischried: uns frühzeitiger zusammenzusetzen.
Karl-Heinz Meyer, Herrischried